TEST: This War of Mine – The Little Ones zeigt die wahren Opfer eines Krieges

Patrick Held Add a Comment
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Bereits auf dem PC und auf mobilen Geräten hat es „This War of Mine“ 2014 und 2015 geschafft, eine breite Masse von Spielern und Kritikern zu überzeugen, und das mit einem nicht klassischen Konzept. Denn nicht nur Krankheiten und Hunger beeinflussen das Leben der Figuren, sondern auch emotionale Probleme und moralische Konflikte belasten die verschiedenen Charaktere. Unter anderem durch diese Aspekte unterscheidet sich der Titel aus dem polnischen Entwicklerstudio 11 bit von Titeln wie „Don’t Starve“ oder das gefeierte „Ark“. In der konsolenexklusiven Neuauflage „The little Ones“ erreicht der Titel eine neue Ebene der Betroffenheit, denn nun werden auch die Kinder mit in den Bürgerkrieg gezogen und haben ihre eigenen Erfahrungen und Bedürfnisse, mit denen sie zurechtkommen müssen.

Gameplay …

Zunächst aber einmal zum Allgemeinen. „This War of Mine“ spielt in einer fiktiven, vom Bürgerkrieg zerstörten Stadt. Eine kleine Gruppe von Überlebenden hat sich in einem geeigneten, aber relativ spärlich ausgestatteten Unterschlupf niedergelassen und versucht so lange zu überleben, bis der Bürgerkrieg vorbei ist. Probleme bereitet ihnen dabei aber nicht nur der Schrecken des Krieges, sondern auch Hunger, Krankheiten, Kälte sowie Überfälle und Streitigkeiten unter den Mitbewohnern bedrohen das Leben aller. Jede Figur hat dabei ihre eigene kleine Biographie und besondere Eigenschaften. Der frühere Fußballstar kann besonders schnell laufen, während der Sternekoch weniger Rohstoffe zur Nahrungszubereitung braucht. Hier ist Taktieren angesagt.

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Der Alltag sieht ziemlich schlicht aus. Tagsüber versuchen die Kameraden den Unterschlupf weiter zu verbessern, indem sie neue Einrichtungen wie Betten oder einen Herd bauen, eigenen Tabak züchten und Zigaretten zum eigenen Gebrauch oder zum Handeln herstellen oder Werkzeuge wie Schaufeln und Dietriche herstellen, die man für die Nacht gebrauchen kann. Hier hinter steckt ein relativ simpel zu verstehendes Crafting-System, bei welchem man zunächst verschiedene Werkbänke und Stationen baut, die man dann erweitern kann, um ein immer leichteres Leben zu ermöglichen, etwa durch einen eigenen Garten oder gesicherte Fenster. Hier entstehen immer wieder Wartezeiten, etwa wenn man darauf wartet, dass das Regenwasser gefiltert wird, um genug Wasser zum Kochen zu haben. Vorspulen lässt sich die Zeit hierbei nur bis zur nächsten Nacht. Eine Zwischenstufe in Form eines einfachen schnellen Vorlaufs wäre hier praktisch gewesen.

Wenn es dunkel wird hat man die Möglichkeit, seine Bewohner schlafen zu schicken, Wache halten zu lassen oder einen der auf der Karte ausgewählten Ort auszuplündern. Hierbei erhalten wie durch die Karte ein paar Informationen über die zu findenden Objekte, aber auch über möglichen Handel oder sogar Gefahren, die uns unser Vorhaben wesentlich erschweren können. Innerhalb der zu plündernden Gebäude erwarten uns dann die verschiedensten Situationen. So kann es sein, dass wir einem älteren Ehepaar begegnen, die sich nicht wehren, wenn wir ihnen die Lebenswichtigen Medikamente und Vorräte klauen, das dann aber auch mit unserem Gewissen vereinbaren müssen. An anderer Stelle begegnen wir einer jungen Frau, die von einem Soldaten angegriffen wird und uns vor die Wahl stellt, den Soldaten zu töten oder sie ihrem Schicksal zu überlassen.

Und genau da unterscheidet sich „This War of Mine“ stark von allen anderen Spielen. Denn die Figuren haben mit ihren Entscheidungen wirklich zu kämpfen. Und das spürt man auch als Spieler. Es macht einen sehr betroffen, wenn man das Ehepaar beklaut, um selbst zu überleben, und wenn man einen Menschen tötet, um einen anderen zu schützen. Ist es das wirklich wert? Ist das der Preis, den der Krieg fordert, oder gibt es eine Chance, trotzdem noch wie ein moralisches Wesen zu handeln? Sind die Bewohner von solchen Erlebnissen deprimiert, brauchen sie erst einmal so etwas wie eine Seelsorge, bevor sie wieder der Gemeinschaft von Nutzen sein können. Deshalb überlegt man sich schnell, ob die direkte Konfrontation der am besten geeignete Weg ist, oder ob es doch besser ist, taktisch zu handeln und zu schleichen. Aber es gibt nicht nur gewissenlose Überlebende. Immer wieder begegnet man Menschen, die in Frieden leben und durch (vermeintlich) ehrlichen Handel überleben wollen. Auch hier merkt man, was der Krieg für Auswirkungen hat, wenn eine Bandage wesentlich mehr wert ist als ein Diamant. Im Krieg herrschen eben andere Bedürfnisse.

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Besonders an der konsolenexklsuiven Version ist die Erweiterung „The little Ones“. Wie der Name schon vermuten lässt, geht es hierbei um die kleinen im Krieg – die Kinder. Diese versuchen ebenso wie ihre Eltern im Krieg zu überleben, dabei aber trotzdem noch Kind zu bleiben. Sie brauchen daher mehr Fürsorge, indem man mit ihnen spielt oder sie an die Wände malen lässt, können aber auch den Erwachsenen bei ihren Tätigkeiten zuschauen und somit selbst besser kochen oder schleichen. Man kann sich so seine eigenen kleinen Experten trainieren, falls es einer der Erwachsenen mal nicht schaffen sollte. Nichts desto trotz zeigt die Erweiterung deutlich, wie Kinder unter den Auswirkungen eines Bürgerkrieges leiden und mit welchen ganz speziellen Problemen sie konfrontiert werden. Wirklich sehr gelungen.

Dem Spieler steht es darüber hinaus frei, ob er ein zufälliges Erlebnis haben möchte, oder ob der im Vorfeld planen will, wer mit im Unterschlupf lebt, wann der Winter einbricht und wann es zum Waffenstillstand und damit zum Ende des Krieges kommt. Hierbei geht dann allerdings der Reiz des Ungewissen verloren, wenn man an Tag 17 weiß, dass der Krieg eh in 3 Tagen vorbei ist. Für diejenigen, die aber verschiedene Szenarien ausprobieren möchten, ist diese Option wirklich hilfreich.

Alles in allem ist das Gameplay von „This War of Mine“ sehr bemerkenswert. Durch die Mechanik der einzelnen Figuren und ihrem gesundheitlichen sowie psychischen Stand bekommt man die Auswirkungen von Krieg mehr als deutlich vermittelt. Man wird vor knallharte Entscheidungen gestellt, die einen lange Zeit nicht loslassen und bei denen es kein Richtig oder Falsch gibt. Die Erweiterung „The little Ones“ unterstreicht das ganze noch einmal mehr, denn viel zu selten wird daran gedacht, wie es Kindern in solchen extremen Situationen ergeht und wie sie darunter leiden. Auch die Planung der Plünderungen, sowie das Crafting-System sind gut gelungen und fügen sich hervorragend in das gesamte Spiel ein. Ein wenig Schade ist hierbei nur, dass man außer einer kleinen Vorgeschichte der einzelnen Figuren und der gegenwärtigen Situation ansonsten eiskalt in das Spiel geworfen wird. Keine Erklärung, wie man Dinge baut oder sonst eine größere Anleitung. Aber auch wenn es einige Einsteiger anfangs irritieren sollte, vermittelt auch dies wieder gut, wie hilflos man sich doch in Kriegszeiten fühlen kann. Schade nur, dass die Steuerung manchmal etwas ungenau ist und daher immer wieder zu Problemen führt.

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Grafik, Sound und Atmosphäre …

„This War of Mine“ fasst die Atmosphäre des Krieges gekonnt ein. Das gesamte Spiel ist in einer ansprechenden Bleistiftoptik gehalten, die Kälte und Verlust klar zeigen. Durch die 2D-Darstellung hat man einen guten Überblick über alle Geschehnisse, die in den Gebäuden passieren. Auch der Einsatz von Licht und Schatten, sowie der verfügbaren Blickwickel, durch Schlüssellöcher oder Löcher im Boden, werden gut in Szene gesetzt und machen das gesamte Spiel mehr als spannend. Hinzu kommt eine wirklich gelungene Atmosphäre, die von verschiedenen Elementen wesentlich beeinflusst wird: Die ständige Gegenwart der Angst, angegriffen oder überfallen zu werden, aber auch die Frage nach dem eigenen Gewissen und den entsprechenden Auswirkungen machen den Titel absolut spürbar. Hier spielen auch die einzelnen Charaktere, ihre Biographien und ihre familiären Beziehungen zueinander eine große Rolle.

Schön gelungen sind auch die verschiedenen Schauplätze, vom Supermarkt bis hin zur Kirche, die ihre eigenen kleinen Verstecke und Geheimnisse haben, denn wer zunächst nett und freundlich erscheint hat vielleicht eine Überraschung im Keller versteckt. Die Soundkulisse rundet das Gesamtbild schlussendlich ab. Die Geräusche von Kanoneneinschlägen, knarzenden Dielen und von Stimmen vermitteln eine gute Kriegsatmosphäre und lassen immer wieder aufhorchen, ob sich gerade von irgendwo jemand nähert. Eine spannende und nervenaufreibende Atmosphäre entsteht so, die einen wirklich fesselt.

Entwickler: 11 Bit Studios
Publisher: Deep Silver
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: www.thiswarofmine.com

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This War Of Mine
TEST: This War of Mine – The Little Ones zeigt die wahren Opfer eines Krieges
„Jeder weiß, dass Krieg nicht gerade leicht zu ertragen ist. Mit „This War of Mine: The little Ones“ kann man das nun selbst einmal erleben, allerdings nicht aus der Sicht der Soldaten, sondern der Zivilisten. Bei jedem Durchgang wird man vor neue, schwere Entscheidungen gestellt, und muss diese irgendwie mit seinem eigenen Gewissen vereinbaren können. Durch die Einführung von Kindern erreicht der Grad der Bedrückung eine ganz neue Ebene. Positiv hervorzuheben sind das Crafting-System und die Wirkung von Hunger und Krankheit, mit denen man sich im Kriegsalltag konfrontiert sieht. Es ist erstaunlich, wie sehr man sich beim Plündern darüber freut, etwas zu Essen und ein paar Bandagen gefunden zu haben. Schade ist jedoch, dass es nur eine begrenzte Anzahl an Schauplätzen zum Plündern gibt, sowie die manchmal etwas ärgerliche Steuerung. Insgesamt ist es jedoch ein tolles Spiel, an das man jedoch nicht mit dem Ziel gehen darf, Spaß zu haben. Den „This War of Mine“ will nur eins erreichen: Das man sich so schlecht fühlt, dass man keine Lust auf Krieg mehr hat. Ein berührendes Spiel, was die Schattenseiten von Krieg von einer ganz anderen Seite zeigt. „This War of Mine“ schafft es, dass man mit den Figuren mit leidet und sich selbst fragen darüber stellt, wie man in solchen Zeiten handeln würde, und ob man Mensch bleibt oder nicht.“
8.4
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