Wie früher: Story-Spiele sollten wieder fokussierter werden

By Mark Tomson 39 comments
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Zurückblickend auf das vergangene Jahr muss man wieder feststellen, dass man sich weitaus weniger mit Spielen auseinandergesetzt hat, als es einem gefühlt vorgekommen ist. Irgendwie hätte man gerne mehr gesehen, ja teils ärgert man sich sogar, dass man Dinge liegen lassen musste. Das Problem: man wird derart mit irgendwelchen Dingen in Spielen aufgehalten, die völlig irrelevant und zeitraubend sind. Die Lösung: der Fokus auf das Wesentliche!

Die Entwicklung der vergangenen Jahre war die, dass Spiele aus irgendwelchen Gründen immer umfangreicher werden mussten. Selbst reine Story-Spiele bringen inzwischen im Schnitt mehr als 20 Stunden mit. Natürlich möchte man als Spieler am liebsten jeden Penny vergoldet haben, den man investiert, während Entwickler immer kreativer werden mussten, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Gleichzeitig beklagen sich Publisher über steigende Produktionskosten und hohe Risiken, deren einzige Lösung in immer höheren Preisen für Spiele und Zusatzeinnahmen zu liegen scheint.

Wenn das die Lösung für die Zukunft sein soll, macht sich die Industrie wohl zu Recht sorgen, denn irgendwann ist für jeden Einzelnen das Ende erreicht, der sich dann lieber sagt: Ich verzichte ganz darauf.

Weniger kann manchmal mehr sein

Was mich persönlich betrifft, ich empfand Story-Spiele mit 10 bis maximal 15 Stunden immer als sehr angenehm. In dieser Zeit war es durchaus möglich, eine fantastische Geschichte zu erzählen, die aufregend, episch oder spannend war, aber auch Platz für feinfühligere Sachen erlaubte. Die ersten Uncharted-Spiele zum Beispiel waren perfekt, der letzte Teil mit 25 Stunden eigentlich schon viel zu lang. Die ersten God of War-Spiele konnte man innerhalb weniger Stunden meistern und hatte trotzdem ein episches Erlebnis, während man in God of War: Ragnarök auf nahezu 40 Stunden festgenagelt wird. Wer braucht das wirklich? Gerade Zeit ist ein immer wertvollerer Faktor, der nun mal nur begrenzt zur Verfügung steht und den man möglichst optimal und vor allem sinnvoll nutzen möchte.

Sinnloses Sammeln hat in Story-Spielen nichts verloren
Sinnloses Sammeln hat in Story-Spielen nichts verloren

Oftmals werden Spiele dann aber mit derart sinnlosen Inhalten gefüllt, die einzig den Zweck erfüllen, die Spielzeit zu strecken. Ein Mehrwert für den eigentlichen Kern des Spiels ist selten erkennbar. Da wird man zwischen zwei Missionen über die ganze Karte und zurückgeschickt, es werden eigentlich unwichtige Charaktere erfunden, die für vielleicht nur eine Mission relevant sind und nicht über das „gesamte“ Spiel getragen werden. Und wenn man es auf die Spitze treibt, eimert jede Begegnung im Spiel seine Pseudo-Probleme und Gefühle vor einem aus, um die man sich auch noch kümmern soll. Na danke! Von Sammelaufgaben möchte man erst gar nicht anfangen.

Solche Herangehensweisen tragen auch dazu bei, dass man die eigentliche Story oftmals nicht mehr vollständig zusammenbekommt. Man wird über 20+ Stunden mit solch vielen Details bombardiert, die es schwierig machen, das eigentliche und außergewöhnliche Erlebnis einzugrenzen. Vieles wird nur noch kurz registriert, wie alles andere abgehakt und geht schließlich in der Masse unter. Hier hat sich zunehmend die Haltung vermischt, ob man wirklich NUR eine gute Story erzählen will oder ob es eine klassische und umfangreichere RPG-Erfahrung sein soll, bei der sich der Spieler bewusst mit all diesen Details auseinandersetzen möchte.

Wie früher wäre wünschenswert

Würde man all dies im Grunde unnötige einfach weglassen, löst das wahrscheinlich viele Probleme, die man sich über Jahre selbst geschaffen hat. Spiele kämen schneller und wohl auch feingeschliffener auf den Markt, die Produktionskosten wären deutlich geringer, man bekäme persönlich mehr Auswahl geboten, für die man dann vor allem auch Zeit hat, und wahrscheinlich wären angestrebte Spielepreise von 100 Euro nicht immer notwendig.

Ich hoffe, die Entwicklung der letzten Jahre treibt nicht noch seltsamere Blüten, wie scheinbar von Sony angestrebt, die Marvel’s Spider-Man 3 unter dem ganzen Kosten- und Produktionsdruck voraussichtlich in mehreren Teilen veröffentlichen wollen. Muss man dann auf das Ende der Story ein Jahr warten?

Es ist nichts falsch daran, sein Spiel mit dem ein oder anderen Detail zu füllen, dann bitte aber so sinnvoll, dass man sich danach nicht die Frage stellt, wie viel Zeit hat man eigentlich unnötig verschwendet, nur um das Wesentliche zu bekommen?

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