Die Zukunft der Xbox-Hardware scheint ungewisser denn je, denn in der Führungsetage bei Microsoft gibt es offenbar immer weniger Interesse an einer langfristigen Weiterentwicklung. Zwar werden Inhalte und Marken weiterhin gefördert, doch liegt Microsofts Fokus deutlich stärker auf Services und Cloud-Diensten, wie aus einem aktuellen Investoren-Newsletter von Microsoft-CEO Satya Nadella hervorgeht. Die Hardware-Sparte wird dort kaum erwähnt, obwohl Xbox erst kürzlich neue Modelle auf den Markt gebracht hat und kurz- bis mittelfristig weitere Konsolenveröffentlichungen plant.
Xbox-Bosse krallen sich an letzte Strohhalme
Interessanterweise geht diese Hardware-Strategie jedoch weniger von Nadella selbst aus, sondern vor allem von Xbox-Chef Phil Spencer, der bekannt dafür ist, sich leidenschaftlich für die Konsolensparte einzusetzen. Nadella hingegen verfolgt eine andere Vision: Er hat in der Vergangenheit bereits Projekte, wie das Microsoft Phone, aufgegeben, die nicht den gewünschten Erfolg brachten. Sein Fokus scheint zunehmend auf der Etablierung eines umfassenden Gaming-Ökosystems zu liegen, das weit über die Grenzen der Xbox-Hardware hinausgeht.
In seinen öffentlichen Auftritten – beispielsweise auf LinkedIn – äußert sich Nadella verhalten zur Marke Xbox, betont jedoch immer wieder die zentrale Rolle von Xbox Cloud Gaming und das Ziel, möglichst viele Spieler zu erreichen. Die Strategie geht also eindeutig in Richtung einer plattformübergreifenden Zugänglichkeit, was darauf hindeutet, dass Microsoft künftig noch intensiver daran arbeitet, Xbox-Spiele auch für andere Plattformen wie die PlayStation, Nintendo Switch und den PC zugänglich zu machen. Die unter dem Project Latitude gestartete Initiative geriet zuletzt jedoch ins Stocken.
Übernahme von Activision Blizzard war ein Wendepunkt
Ein klares Signal für diese Neuausrichtung ist die Übernahme von Activision Blizzard. Mit global populären Franchises wie Call of Duty und World of Warcraft stärkt Microsoft nicht nur das eigene Portfolio, sondern erreicht eine Spielerbasis, die weit über die Xbox hinausgeht.
Microsoft entwickelt sich somit vom klassischen Konsolenanbieter zu einem breit aufgestellten Akteur im Gaming-Markt. Der Fokus auf Services und das Bereitstellen von Spielen auf möglichst vielen Plattformen könnte sogar langfristig zu einem Rückzug aus dem Hardware-Geschäft führen, wie Branchevertreter wie Jez Gordon von Windows Central anmerkt. Die Parallelen zum gescheiterten Windows Phone sind dabei nicht zu übersehen – auch hier hatte Microsoft den Hardware-Markt letztendlich zugunsten der Konzentration auf seine Software verlassen.
Microsoft scheint also eine neue Ära im Gaming-Bereich einzuläuten, bei der die Xbox als Marke weiterhin eine Rolle spielt, jedoch nicht mehr ausschließlich als Hardware. Durch die wachsende Bedeutung von plattformübergreifenden Diensten und Spielen passt sich das Unternehmen an die veränderten Anforderungen des Marktes an und könnte damit langfristig eine noch größere Spielerbasis erreichen.