Xbox in der Krise: Warum ein Ausstieg von Microsoft schlecht für die Branche wäre

Microsoft deutete nun mehrmals den Ausstieg aus dem Gaming-Business an. Glücklicherweise wird das nicht passieren, denn das wäre zum Nachteil aller.

7 Min Read

Nachdem Microsoft und seine Xbox viele Jahre eine ernstzunehmende Konkurrenz für die Playstation darstellte, scheint sich das Unternehmen aus Redmond im Konsolen-Geschäft seit dem Debakel um die Xbox One nicht mehr so recht erholen zu wollen. Dabei müht man sich im Nordwesten der USA wirklich ab. So investierte man viel Geld in neue Studios und Videospiel-Riesen wie Activision Blizzard und hat mit dem Game Pass außerdem einen potenten und interessanten Service im Portfolio. Auch Phil Spencers Bemühungen, es allen Spielerinnen und Spielern irgendwie recht zu machen, sind mittlerweile ein Kennzeichen für die Marke Xbox, der langsam aber sicher die Luft auszugehen scheint.

Schon im Januar 2024 gab es zahlreiche Gerüchte darum, dass Microsoft den Großteil seiner Xbox-exklusiven Titel auch auf andere Konsolen bringen wird, darunter große Namen wie „Starfield“ und „Sea of Thieves“. Während sich diese Behauptungen nur teilweise als wahr herausgestellt haben, versuchte die Führungsriege der Xbox-Sparte die Wogen zu glätten und versprach in einem Podcast nicht nur neue Hardware in 2024, man wolle auch weiterhin im Konsolen-Business bleiben und arbeite mit Hochdruck an der nächsten Generation. Also alles paletti bei Xbox, oder? 

Eigentlich ist die Xbox Series X eine durchdachte Konsole – trotzdem steckt sie in Schwierigkeiten.

Was passierte auf der GDC?

Doch dann kam die diesjährige GDC in San Francisco, in deren Rahmen anscheinend an mehreren Stellen die Zukunft der Xbox immens in Frage gestellt wurde. Dies basiert vor allem auf Aussagen des GamesIndustry.biz-Chefs Chris Dring, der das alles in einer Folge des hauseigenen Mircocasts zusammengefasst hatte. Für viele Publisher und Hersteller von Spielen sei es einfach nicht mehr profitabel, Zeit und Mühen in eine Portierung von Titeln für die Xbox-Hardware zu stecken. Diese Aussage soll unter anderem von einem größeren Publisher getroffen worden sein, der im vergangenen Jahr einen seiner wichtigsten Titel auf der Microsoft-Konsole veröffentlichte. Vor allem der europäische Markt sei ein Problem, da dieser nur noch aus Playstation 5 und PC bestehen würde, das Geschäft mit der Xbox stagniere. Europa scheint also nicht mehr für Microsoft zu funktionieren, Asien – und vor allem Japan – waren eh schon immer schwierige Videospiel-Märkte für das Unternehmen aus Redmond. Geht man nach aktuellen Zahlen von Statista hat die PS5 aber auch in den USA mittlerweile die Nase vorne und verkaufte sich beinahe in jedem Monat seit dem Launch besser als die Xbox Series-Geräte. Doch was hat Microsoft nun noch für Möglichkeiten? Sollte man das Videospiel-Geschäft endlich aufgeben und zum Software-Hersteller werden wie wir es im Februar schon einmal thematisiert haben?

Konkurrenz belebt das Geschäft

Ein Rückzug von Microsoft vom Markt der Videospiele hätte fatale Auswirkungen, so viel ist sicher. Denn gehen wir einmal davon aus, dass Nintendo auch mit seiner kommenden Konsole daran festhält, technisch eher immer eine Generation hinterherzuhinken und somit außerhalb der Konkurrenz zu bleiben, wäre Sony und seine Playstation damit der Alleinherrscher im Games-Business. Und das kann niemand wollen! Nicht einmal die Playstation-Ultras unter den Spielerinnen und Spielern.

Denn Sony war immer am stärksten, wenn man einen ordentlichen Konkurrenten hatte. Bei der ersten Playstation war dies vor allem Nintendo und seine schiere Übermacht an mitreißenden IPs, die man mit hauseigenen Entwicklungen und schlauen Exklusiv-Deals schlagen musste. Nur so waren Meilensteine wie „Final Fantasy 7“, „Metal Gear Solid“ oder „Gran Turismo“ möglich. 

Nach dem immensen Erfolg der ersten beiden Playstation-Generationen kam dann aber die fiese Sony-Arroganz zutage. Ein hoher Einstiegspreis, komplexe Entwicklungsstruktur und das Verschlafen des Online-Trends bei der Playstation 3, sorgten schnell für Aufwind der Konkurrenz-Konsole Xbox 360 und für ein jahrelanges Kopf-an-Kopf-Rennen. Das konnte Sony zwar dann knapp für sich entscheiden, doch die Marketing-Strategie bei der Playstation 4 machte klar, dass man wieder etwas mehr machen muss. Und letztlich schlug sich dies auch auf die Software-Veröffentlichungen nieder, die man bei der PS4 getrost als „der pure Wahnsinn“ betiteln kann. Ob es ohne diesen Rückschlag je so tolle Eigen-Entwicklungen wie „Ghost of Tsushima“, „Marvel’s Spider-Man“, den Neustart von „God of War“ oder das epochale „The Last of Us: Part 2“ gegeben hätte? 

Wären Highlights wie The Last of Us Part 2 ohne die Beinahe-Schlappe der PS3 möglich gewesen?

Alles teurer und langweiliger?

Ein weiteres Argument gegen den Rückzug von Microsoft aus dem Konsolen-Business sehe ich außerdem in der finanziellen Gestaltung von Hardware, Zubehör und letztlich auch Spielen. Denn – auch wenn es als Fangirl oder Fanboy weh tut – Sony will als börsennotiertes Unternehmen letztlich vor allem euer Geld und tut das alles nicht zum Wohle der Spielerinnen und Spieler. Sollte ein Konkurrent wegfallen, hätte die Playstation-Mutter somit die volle Kontrolle über den Markt und könnte die Preise so diktieren wie man will. Schließlich spricht man ja schon länger im Rahmen der AAA-Titel davon, dass die Spiele-Entwicklung zu teuer geworden sei und man das aktuelle Preismodell eigentlich nicht länger halten könne. Und wenn der Konsument keinen Vergleich mehr zu Konkurrenz-Produkten hat, kann man doch auch gleich mal ein paar Euro bei Controller, dem Playstation Plus-Abo oder der Konsole selbst aufschlagen. Merkt ja keiner mehr…

Zu guter Letzt würde es auch der Vielfalt an Videospielen schaden. Denn jeder Konsolen-Hersteller hat so seinen eigenen Fokus auf Entwicklungen, seien es eben Singleplayer-Titel mit starkem Story-Fokus, langlebige Online-Spiele oder kurzweilige Indie-Perlen. Ohne Microsofts Xbox Live Arcade-Dienst hätte es vielleicht nie die Schwemme an genialen, kleinen Spiele-Entwicklungen von unbekannteren Studios gegeben, die man heutzutage so schätzt. Wenn eine Firma mit ihren Richtlinien die Entwicklung eines Spiels vorgibt, kann dies nur zu einem langweiligen Einheitsbrei führen, den sicherlich keine Spielerin und kein Spieler erleben will. Denn Videospielen ist vor allem eines: vielfältig! Und das würde in einem Markt ohne einen gesunden Konkurrenzkampf – und eben die Xbox – vollständig verloren gehen. Also liebes Microsoft: Aufstehen, Mund abputzen und weitermachen! Ihr werdet noch gebraucht!

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Jag
7 Monate zuvor

Endlich ein mutiger und reflektierter Beitrag zur momentan „Konsolenkriegs“ Situation. Hut ab!

Silverose
7 Monate zuvor
Reply to  Jag

Der „Konsolenkrieg“ hat nie wirklich existiert war nur ne Masche von x Box damit man denkt x Box kann sich auf dem Markt durchsetzen, „leistungsfähigste“ Konsole die Bei spielen aber nur 30 FPS schafft, x Box ist groß im Lügen erzählen

Silversrose
7 Monate zuvor

Die Xbox ist inzwischen halt so ein Nischenprodukt, dass Artikel sich da kaum noch lohnen. Außerhalb der USA spielt sie keine Rolle mehr und selbst da geht es langsam dem Ende zu. Die Verkaufszahlen der ehemals Xbox-exklusiven Titel auf der PS5 werden ihr den Rest geben. Ich denke, Starfield wird Ende des Jahres für PS5 kommen und spätestens Anfang 2025 wird Microsoft bekanntgeben, dass es keine nächste Xbox geben wird.

Jag
7 Monate zuvor
Reply to  Silversrose

MS hat aber schon die nächste Konsole bestätigt… Wie können die dann 2025 AUSSTEIGEN!!??

Silverose
7 Monate zuvor
Reply to  Jag

Geh auf 2028 hoch länger nicht FAIL Spencer sagte ja wenn GP biss 2027 nicht 10 Mio Abonnenten hat verlässt x Box den Konsolenmarkt 2028

BrainiacsGaming
7 Monate zuvor

Schlecht für die Branche? ne das wäre super für die Branche, dann würden die keine Studios mehr Kaufen, die für alle Konsolen Spiele rausbringen und die Spiele dann x Box, exklusive machen, x Box ist das was die Gaming Branche ruiniert

OmniGamer
7 Monate zuvor

Die grösste Konkurrenz bleibt der PC.
Wenn man sich dragons dogma 2, alan wake 2, cyberpunk anschaut, dann sind die Konsolen schon an ihren Grenzen. Ich finde 30fps Qualität sollte so was von verbannt werden, wer spielt so?
Playstation macht verdammt viel richtig weiterhin, ich habe einen 4090 pc mittlerweile und spiele alles was nicht exclusiv ist darauf, dennoch schafft es sony mit ff7 rebirth, stellar blade mich happy zu machen. Helldivers 2 habe ich auch auf der PlayStation platiniert und level meinen steam account gerade hoch, mittlerweile haben sie die pc version gut gepatched und es stürzt nicht mehr alle 20 minuten ab. Echtes 4K nativ, mit maximalen details und 100fps ziehe ich dann doch der ps version vor

Piller
7 Monate zuvor

Ich hätte nie gedacht das ich so einem Artikel je zustimmen würde, aber es stimmt schon. Selbst mit der Konkurenz baut Sony nur Scheisse und kommt damit auch noch gut davon. Ich will nicht wissen wie schlecht die PS6 werden sollte / würde ohne die direkte Konkurenz von MS, auch die FP Spiele würden wohl noch mehr an Qualität verlieren, als sie es eh schon tun.

David
7 Monate zuvor
Reply to  Piller

Im Podcast wird aber leider überhaupt nicht davon gesprochen, dass MS sich von der Xbox zurückziehen wolle, schon gar nicht aus dem Gamingbusiness. Tatsächlich gesagt wurde nur, dass es für mehrere Publishing-Partner das Portieren auf die Xbox nicht mehr so lohnenswert scheint, insbesondere in Europa.Und für diese werde es darauf ankommen, ob sich diese Tendenz festigt, dass die Xbox-Hardware weiter an Bedeutung verliert. Aussagen von MS dazu wurden gar nicht zitiert, das ist also einfach eine Falschinformation, dass MS sich in diese Richtung geäußert hätte.
Dass MS die Konsole Xbox der Plattform Xbox unterordnet auf langer sicht, ist auch nichts Neues – man soll ja „überall“ die Xbox-Spiele kaufen und spielen können. PC, Steam Deck und andere Handhelds reichen vielen als Konsole aus, sind auch mittlerweile leistungsfähig genug, da will MS auch hin, ohne eigene Hardware subventionieren zu müssen. Für Sony ist das (sehr) langfristig schlecht, aber sicher nicht weil sie sonst keine guten Spiele entwickeln würden – das hat einfach null miteinander zu tun.

Crydog
7 Monate zuvor

Sehe es auch so allein schon von der Preisgestaltung der Hardware
Aber wenn Sony selbst nicht unter die Räder will dann müssen sie ein abwechslungsreiches portfolio bereitstellen nicht nur third Person open world spiele

pray
7 Monate zuvor
Reply to  Crydog

Machen sie doch es kommt doch bald das until Dawn Remake oder Remaster verliert man bei Sony auch mal die Übersicht kostet bestimmt wieder 80 € xDDDD

Crydog
7 Monate zuvor
Reply to  pray

Ja save
Apropo 80€ habe mir paar Tage vorher dem sale sackboy advebture geholt für 60€ man habe ich mich geärgert, hätte richtig geld Sparren können. Spiele es mit meine Tochter in co op in Astro bot Kostümen (sie ist Fan von Astro bot)
Worauf ich hinaus will,hätte doch Sony den Astro bot Kostüm Day one schon angeboten und das Spiel selbst für 40-50€ hätte ich das schon viel früher geholt. Den es macht richtig spass , diese 80€ launch Preis können für solche spiele wie sackboy der sarcknagel sein bzw. Später dann für das Studio.
Wie du schon richtig gesagt hast unter stela blade Artikel man hat kein richtiges gefühl mehr ob man immer richtig gutes spiel bekommt für seine 80€. Im schlimmsten/besten Fall kauft man mit den 80€ nur open world spiele weil sie einem am meisten für das Geld bieten,ergo denkt sich Sony dann….“hmm es lohnt sich nicht in andere gernes zu investieren“…und der Teufelskreis beginnt von vorne

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