Die Erwartungen waren hoch, nachdem die ersten beiden „Pirat Warrior-Titel“ wirklich überraschen konnten und begeistert haben. Nun stellt sich „One Piece: Unlimited World Red“ dem Kampf um die Spielekrone und hat dafür die Crew gewechselt, sowie das Schiff ein wenig überarbeitet. Aber könnte es sein, dass man so aus einem soliden Kahn ein sinkendes Schiff gemacht hat? Segel hissen und in See stechen!
Grafik, Sound und Atmosphäre
Eigentlich sahen die letzten beiden One Piece-Spiele wirklich sehr ansprechend aus. Vom aktuellen Ableger kann man dies jedoch nicht wirklich behaupten. Die einzelnen Level sind alles andere als liebevoll gestaltet worden, sehen kantig und wenig abwechslungsreich aus. Dadurch werden sie leider auch sehr unübersichtlich, was durch die fehlende Karte im HUD noch verschlimmert wird. Will man sich eine Karte anschauen, muss man das Spiel jedesmal pausieren, bekommt aber dann auf der Karte nicht angezeigt, wo sich das nächste Ziel befindet. Hier hätte man einiges aus den Vorgängern übernehmen sollen, um dem Spieler die Orientierung ein wenig zu erleichtern.
An den Charaktermodellen hat sich nicht viel getan. Der Mangastil wurde wieder gut übernommen und die Figuren sind toll portiert worden. Sie gleichen ihren Vorbildern dabei bis ins kleinste Detail. Ihre Bewegungen sehen gut und flüssig aus, auch wenn sie manchmal ein wenig merkwürdig laufen, was sich aber gut verkraften lässt. Auch ihre unterschiedlichen Outfits wurden exakt der Serie nachempfunden und bringen Individualität ins gesamte Spiel. Wirklich positiv fallen wieder einmal die stark animierten Kampfmoves auf, die durch ihre ausufernden Effekte den Charakter der Serie perfekt einfangen. Da macht es wirklich Spaß, auf seine Feinde loszugehen.
Zum Glück ist man, was den Sound angeht, seiner Linie treu geblieben und hat alles in japanischer Synchronisation belassen, denn die Originalsprecher schaffen es einfach, den Geist der Serie perfekt zu vermitteln. Neu ist, dass die Kameraden im Kampf Schlachtrufe abfeuern, die eine positive Wirkung auf die gesamte Gruppe haben. Diese fügen sich hervorragend in die teils hektischen Kämpfe ein und sorgen für eine gute Atmosphäre.
Auch die Musik, die jedes Level individuell unterstreicht, fördert die Stimmung auf positive Art. Die im Laufe der Zeit neu erhaltenen Ausrüstungen oder Moves sorgen für ein gutes Spielgefühl, sowie ein gewisses Maß an Abwechslung innerhalb der Kämpfe.
Das Wichtigste an der gesamten Atmosphäre ist jedoch die Story. Diese dreht sich darum, dass Ruffy einem neuen Feind entgegentreten muss: dem roten Grafen. Dieser hat Ruffys Crew bei ihrem Abstecher auf eine große Insel entführen lassen, was Ruffy natürlich nicht auf sich sitzen lassen kann. Während des Spieles begegnet man unzähligen Feinden aus der Originalserie, wie etwa Sir Krokodile, der einen Teil der Insel kurzerhand in eine Wüstenlandschaft verwandelt. Zwar ist die Story nicht so stark, wie in den vorherigen Teilen, allerdings schafft sie es trotzdem den Spieler zu fesseln und für eine lange Zeit zu beschäftigen. Man will wissen, wie es weiter geht, wie sich die Geschichte noch entwickelt und warum der Baron hinter Ruffy und seinen Freunden her ist.
Alles in allem sind Grafik, Sound und Atmosphäre irgendwo im Mittelfeld gelandet und nicht mehr so erstklassig, wie sie es einmal waren. Besonders die Einbrüche in Sachen grafischer Abwechslung sowie die unübersichtlich angelegten Level sind ein großes Manko. Zum Glück können die Kampfmoves gemeinsam mit der Atmosphäre wieder Einiges retten.
Gameplay, Steuerung und Kamera
Der Wechsel vom One Piece-Genre zu einem neuen Entwicklerteam hat auch in Sachen Gameplay deutlich seine Spuren hinterlassen. So befindet sich das Spiel nun in einer mehr oder weniger offenen Spielwelt, deren Zentrum die kleine Stadt Trans Town darstellt. In dieser kann man durch die verschieden Geschäfte bummeln, die jedoch nach und nach erst selbst errichtet werden müssen. Die dafür benötigten Rohstoffe werden im Laufe des Spieles innerhalb der Missionen von Feinden oder Objekten gesammelt. Das sorgt zum einen für eine gute Abwechslung, zum anderen aber auch für einen hohen Wiederspielwert einzelner Level, um die benötigten Stoffe zu erwerben. Auch das erweiterte Sammelsystem lässt den Spieler immer wieder gerne zum Controller greifen, denn neben den in ihrer Form ein wenig überarbeiteten Sammelmünzen, für die nun eine Art Bingoschein gekauft werden muss, gibt es nun noch verschiedene Insekten und Fische, die im Spiel durch herausfordernde Minispiele gesammelt werden können. Diese tollen neuen Ideen fügen sich wunderbar in das gesamte Spiel ein und erweitern es im positiven Sinne.
Des Weiteren lassen sich im Laufe der Zeit sogenannte „Wörter“ sammeln, durch die sich die Charaktereigenschaften und die Wirkung von Items beeinflussen oder erweitern lassen. So erhält Zorro zum Beispiel nach und nach das Wort „Zerschneiden“, mit dem er auch in bereits bewältigten Level neue Bereiche öffnen und erkunden kann. Eine tolle Idee, sich auch die letzte Ecke eines Levels nochmals anzuschauen.
Doch die Worte und auch die verschiedenen Kampfstile haben eine weitere Wirkung auf das Kampfgeschehen. Denn während die einen für den Nahkampf geeignet sind, haben andere eher ihre Stärke im Beseitigen von großen Gruppen aus der Ferne. Je nach Wunsch kann man sich daher sein Wunschteam aus den bisher freigeschalteten Charakteren zusammenstellen, und so das Maximum aus seinem Kampf herausholen.
Eine Neuheit im Kampfsystem liegt im sogenannten „Break“-Modus. Diesen erreicht man, wenn man eine gewisse Zahl an Kampfkombinationen fehlerfrei ausgeführt hat, wodurch Feinde höheren Schaden nehmen und sich die Bewegungen verschnellern. Leider wurde auch der Ablauf der Missionen überarbeitet. Denn wenn man früher noch einzelne Bereiche eines Levels von unzähligen Feinden befreien musste und dabei von verbündeten Einheiten unterstützt wurde, ist sowohl die Zahl der Feinde als auch der Verbündeten innerhalb eines Levels auf ein Minimum reduziert worden. Das ist wirklich sehr schade, denn so geht eine Menge Spielspaß verloren, wenn man sich nicht mehr im Sekundentakt durch die Feinde mähen kann. Aber dennoch machen die Kämpfe viel Freude, denn diese sind nun ein wenig anspruchsvoller geworden und müssen häufiger gegen mächtigere Feinde bestritten werden, wodurch sie zu einer echten Herausforderung werden.
Sollte man sich abseits der eigentlichen Story ein wenig austoben wollen, so bietet der Titel zwei Möglichkeiten: entweder nimmt man im Gasthast eine Quest an, bei der man ein Ziel unter bestimmten Voraussetzungen erreichen muss, oder man startet den Kolosseum-Modus. In diesem müssen innerhalb eines gewissen Zeitlimits zahlreiche Feindwellen ausgeschaltet werden, bis man am Ende dem finalen Champion gegenübersteht. Dieser Modus erinnert schon eher an die Vorgänger und bereitet eine Menge Spaß.
Unterstützt wird das Spiel von einer sehr intuitiven Steuerung. Die meisten Tastenbelegungen entsprechen dem Standard und wurden so auch schon in den „Pirat Warrior“-Teilen verwendet. Dadurch kann man schnell ins Spiel einsteigen und muss nicht die ganze Zeit überlegen, mit welcher Taste man welche Aktion ausführt. Problematisch ist hingegen die Kameraführung, denn diese ist nicht nur viel zu nah am Charakter platziert, sondern bietet im gesamten einfach keinen guten Überblick und verliert sich vor allem in Gebieten wie Trans Town in irgendwelchen Ecken, wodurch man die Orientierung vollständig verliert. Hier ist wirklich noch viel Potential vorhanden, das zukünftig hoffentlich wieder genutzt wird.
Insgesamt macht das Gameplay viel Spaß. Die Neuerungen fügen sich gut in das Gesamtbild ein, auch wenn dafür manche Bereiche ein wenig Verlust hinnehmen mussten. Das schadet der Spielfreude jedoch nicht zu sehr. Auch die Steuerung ist gut gelungen und schafft es somit zumindest ein wenig, über die miserable Kameraführung hinwegblicken zu lassen.
Entwickler: Ganbarion
Publisher: Bandai Namco
Release: 27. Juni 2014
Offizielle Homepage: www.onepiece-game.com
[asa]B00IXNSF4Y[/asa]