2002 erschien zum ersten Mal „Kingdom Hearts“ auf dem Markt, ein Action-Rollenspiel, das in verschiedenen, bekannten Disney-Welten spielt und durch seine ausgefallene Geschichte und die bekannten Figuren zu überzeugen wusste. Im Laufe der Zeit erschienen bis heute mehrere Titel für die verschiedensten Systeme in den unterschiedlichsten Ausführungen. Insgesamt kann die Reihe aus dem Hause Square Enix und Disney auf zwei große Hauptspiele, fünf Nebenableger, zwei Remastered und drei ReMIX- Versionen zurückblicken, wobei letztere die Originale in überarbeiteter und angepasster Form neu aufgreifen. Zu diesen möchte nun auch „Kingdom Hearts HD 1.5 & 2.5 ReMIX“ dazugehören, welches die beiden ReMIX der PlayStation 3 zusammenfasst und damit auf einen Umfang von sechs Titel kommt, wobei jeder seine eigene Stärke besitzt.
Die Saga des Schlüsselschwertes, zwischen Tarzan, Jack Sparrow und den 7 Zwergen
Wie bereits beschrieben beinhaltet die Sammlung sechs Titel, wobei vier spielbar sind und zwei einen Zusammenschnitt aller Zwischensequenzen mit entsprechenden Textergänzungen darstellen, um den Umfang nicht zu sprengen. Die umschließende Geschichte hinter der Spielreihe ist sehr verworren und komplex. Die Reise beginnt mit dem Original „Kingdom Hearts“, welches in der Final Mix-Version vorhanden ist, somit also neue Endgegner, Waffen und Darstellungen beinhaltet. Hier macht man zum ersten Mal Bekanntschaft mit unserem Haupt-Protagonisten Sora, der mit seinen neuen Kameraden Goofy und Donald nach seinen Freunden und König Mickey sucht, um gegen die Herzlosen zu bestehen. Sie machen dabei unter anderem Bekanntschaft mit Ariel oder dem Biest.
Nahtlos daran schließt der ehemalige GBA- Titel „Chain of Memories“ an, der in einer Art „Erinnerungen“ an Teil eins spielt. Man kämpft sich durch seine vorherigen Geschehnisse und lernt zeitgleich auch die ominöse „Organisation XIII“ kennen, welche in der Geschichte einen hohen Stellenwert einnimmt. Auch dieser Teil wird im „Final Mix“ geliefert und besitzt etwa neue Waffen und Missionen, die es zu erforschen gilt.
Den dritten Teil im Bunde der „1.5“- Hälfte bildet die Umsetzung von „358/2 Days“. In diesem wird die Geschichte von Roxas eingeführt, der als Niemand von Sora im ersten Kingdom Hearts entstanden ist und sich seinen Platz in der Organisation XIII einnimmt. Der Titel bildet somit eine Brücke zu „Kingdom Hearts II“. 2.5 wird von eben jenem Spiel eingeleitet.
„Kingdom Hearts II“ ist das zweite große Hauptspiel der Reihe, welches 2005 auf der PlayStation 2 erschien und die Geschichte um Sora, Donald und Goofy weiter ausführt. Sie stürzen sich wieder gemeinsam in den Kampf, diesmal gegen die Organisation XIII und die Hexe Malefiz, die sich mit Kater Carlo zusammenschließt. „Kingdom Hearts II“ ist ebenfalls die Final Mix-Version, versehen mit neuen Sequenzen, Waffen, einem neuen Schwierigkeitsgrad und noch weiteren Extras.
Anders als die anderen Teile erzählt „Birth by Sleep“ die Geschichte der Figuren Aqua, Ventus und Terra, welche alle die Ausbildung zum Schlüsselschwertmeister anstreben. Die Geschichte des ehemaligen PSP-Titels ist stark mit dem späteren Werdegang der Hauptfiguren Sora und Riku verbunden, die hier noch unschuldige Kinder waren. Dieser Abschnitt lüftet zudem viele Geheimnisse und gibt der Story eine ganz neue Tiefe und in gänzlich neuen Welten, wie etwa im Haus der 7 Zwerge, Disney-Stadt oder dem Raumschiff von Lilo und Stitch.
Den Abschluss des Paketes macht „Re:Coded“, in dem Mickey, Donald, Goofy und Jiminy Grille dessen Tagebuch von seltsamen Systembugs zu befreien versuchen und dabei viele Geheimnisse aufdecken, die bis dorthin noch im verborgenen blieben und von denen sie noch nicht die leiseste Ahnung hatten. Die Reise führt sie dabei in verschiedene Welten aus den Hauptspielen 1&2, welche sich aus digitalen Abbildern und Erinnerungen zusammensetzen, die vom Verfall bedroht sind.
All diese Teile sind eng miteinander verwoben und bilden ein riesiges Universum, dessen Handlung absolut zu überzeugen weiß. Man gibt sich der Story schnell hin und verliert sich in den zahlreichen Geheimnissen, Überraschungen und bekannten Disney-Universen, die klein und groß gleichermaßen begeistern können – selbst noch nach all den Jahren, in denen manche die Titel bestimmt schon mehrere Male durchgespielt haben. Die Geschichte ist einfach ein zeitloser Hit.
Wilder Gameplaymix, Spiel oder Film, nicht ganz komplett
Eins darf man bei der Collection aus sechs Titeln nicht vergessen: Die einzelnen Titel sind in ihrem Ursprung fast alle auf verschiedenen Systemen erschienen und wurden für die HD-Neuauflagen entsprechend überarbeitet. Während die Teile 1&2 neben den Ergänzungen der Final Mix Versionen zusätzlich auch noch grafisch angepasst, sich aber von den originalen nicht wirklich unterscheiden, weisen die Teile „Chain of Memories“ und „Birth by Sleep“ ein ganz eigenes Konzept auf: „Chain of Memories“ ist ein Mix aus Action-Adventure und Kartenspiel, bei dem die Angriffe durch besondere Karten dargestellt werden. Die einzelnen Level, die in mehrere Räume aufgeteilt sind, werden durch solche Karten freigeschaltet und beeinflusst, etwa indem Gegner zunächst betäubt sind oder mehr Kraft besitzen. Durch seine Portierung vom GBA erscheint der Titel zwar wesentlich detailärmer und lebloser, die Planung des eigenen Kartensets wird das Spiel aber auf einer ganz neuen Perspektive erlebt, die mit ihrem eigenen Charm überzeugen kann.
Ein anderes Konzept verfolgt „Birth by Sleep“, welcher von der PSP nicht nur eine, sondern gleich drei Charaktere mit eigener spielbaren Story mitbringt. Diese laufen zwar alle nebeneinander her, erzählen jedoch alle ihre eigenen Elemente. Hinzu kommen die Verbindung der drei Charaktere untereinander, sowie ihre Künste, mit dem Schlüsselschwert und seiner Macht umzugehen, etwa einer speziellen Rüstung oder einem Gleiter, in den sich das Schwert verwandeln kann. Auch hier verfügen die Figuren über ein Set vorher ausgewählter Manöver und Kommandos, die man im Laufe des Kampfes abrufen und einsetzen kann. Die Kämpfe werden durch den schwierigeren Einsatz von Heilzaubern – und Items zwar etwas intensiver, verlieren dabei aber keineswegs an ihrer geladenen Action und dem hohen Tempo, wie man es auch aus den anderen Teilen kennt. Darüber hinaus sind alle Teile mit diversen Minispielen ausgestattet, vom simplen Wettrennen über Turnierkämpfe bis hin zu interessanten Brettspielen, die sich mit fortschreitendem Spielverlauf erweitern lassen. Diese vielen Extra-Inhalte erweitern das Spielerlebnis ungemein.
Leider können die Versionen von 358/2 und Re:Coded da absolut nicht mithalten, denn anstatt für diese auch eine gute Umsetzung anzubieten wurden hier nur die Zwischensequenzen zu einem großen Film zusammengeschnitten, in dem die restlichen Passagen durch Texte ergänzt wurden. Für eine vollständige Sammlung wäre auch hier eine Spielkarten-Variante wünschenswert gewesen, allerdings enttäuscht man hier die Fans fast auf ganzer Linie. Hinzu kommt, dass die Spiele „Dream Drop Distance“, „KH 0.2 Birth by Sleep: A Fragmentary Passage“, welche auch als Demo von „Kingdom Hearts III“ betrachtet werden kann, und „Kindom Hearts X“ in der Sammlung fehlen, weshalb man auch „Kingdom Hearts 2.8 Final Chapter Prologue“ braucht, um alle Spiele zu besitzen. Der Spieler wird also doppelt zur Kasse gebeten.
Nichts desto trotz bietet sich für PS4-Spieler die Chance, alle Abenteuer ihrer Helden überwiegend gebündelt zu erleben. Neben dem guten, abwechslungsreichen Gameplay sorgen vor allem die zahlreichen Minispiele für immer wieder neue Akzente, die nicht nur die Spielzeit in die Höhe treiben, sondern auch dafür sorgen, dass absolut keine Langeweile aufkommt. Es gibt immer wieder neue Elemente, mit denen die Spiele locker und ansprechend gestaltet werden. Zudem merkt man die deutliche Entwicklung vom ersten bis zum letzten Ableger, dass die Spiele reifer und ausgefeilter geworden sind, sowie immer mehr Facetten zu bieten haben. Hinzu kommt ein gelungenes Kampfsystem, das sehr leicht zu beherrschen ist und für rasante und spannende Fights sorgt.
Auch im Alter noch schön, zuhause in der Disney-Welt
Schon damals bei ihrer ersten Veröffentlichung lebten die Kingdom Hearts-Teile von ihrer tollen Atmosphäre, dem grandiosen Setting und der ansprechenden grafischen Darstellung im Animationsstil. Im Rahmen der einzelnen HD-Portierungen wurden die Titel bereits aufpoliert und überarbeitet, bieten nun auf der PS4 saubere 60fps und eine noch bessere HD-Auflösung. Zwar sieht man den Titeln hin und wieder ihr Alter an, gerade in den Zwischensequenzen, wohingegen man im laufenden Spiel schnell den Blick auf die kleinen Macken verliert und sich an die alten Zeiten erinnert fühlt.
Darüber hinaus sorgt die gute Einarbeitung der Disney-Welten in die Gesichten um Sora und Co. für eine mehr als ansprechende Atmosphäre. In den einzelnen Welten lassen sich viele Details und schön gestaltete Umgebungen finden, die perfekt das Gefühl der einzelnen Filme wiedergeben, wenn man zum Beispiel mit Ariel durch die Meere schwimmt, mit Jack Sparrow den Fluch brechen will oder in schwarz-weiß durch die ersten Disneyfilme läuft. Während des Spieles entdeckt man seine Leidenschaft schnell wieder und möchte eigentlich gar nicht aufhören, da einen diese besondere Atmosphäre nicht mehr so schnell loslassen will.
Doch auch hier gibt es einen deutlichen Kritikpunkt, der auch in den vorherigen Remakes schon für Missmut gesorgt hat: Alle Titel verfügen nur noch über die englische Sprachausgabe, die gut gelungene, deutsche Synchronisation wurde komplett gestrichen. Und auch die bereits angesprochenen Minuspunkte in Bezug auf Optik und Detailreiche der von anderen Systemen importierten Titel hinterlassen einen etwas negativen Beigeschmack, da sie hier doch hinter den großen Hauptteilen zurückbleiben.
Insgesamt ist es jedoch eine Sammlung, die von ihrer Atmosphäre und dem Zusammenspiel aus Story, Gameplay und der Untermalung durch Grafik und auch gut angestimmten Sounds und Musik lebt.
Entwickler: Square Enix // Publisher: Square Enix // Release: erhältlich // Offizielle Homepage: www.kingdomhearts.com