Nachdem „Sniper Elite 4“ doch relativ erfolgreich umgesetzt und bei Fans und Kritikerin ganz gut angekommen ist, macht „Sniper Ghost Warrior 3“ einen Schritt in Richtung Zukunft: Hochtaktisches Vorgehen, Auskundschaften mit Drohnen und die gute alte Sniper-Action. Eigentlich ein Konzept mit Erfolgspotential. Eigentlich.
Schlappe Story, durchwachsenes Gameplay, unnötiges Crafting
Wer kennt es nicht: Man zieht mit seinem Bruder in einen streng geheimen Auftrag, wird dabei in eine Falle gelockt und besagter Bruder wird von einer mächtigen, bösen Organisation entführt, weshalb man von nun an alles daransetzt, ihn zurück zu holen. Gleiches ist auch dem Elite-Soldaten Jonathan North passiert, der von nun an während seiner nächsten Mission versucht, so viele Informationen wie möglich zu sammeln, während er auch noch Georgien dabei hilft, gegen Milizen, Drogenbosse und andere Probleme anzukommen.
Leider schafft es die Story kaum, für wirklich spannende Momente zu sorgen, das Interesse zu wecken oder in den Vordergrund zu gelangen. Sie ist einfach schlecht inszeniert, woran auch die herzzerreißend gescheiterte Beziehung von Jonathan und seiner vollbusigen Kameraden, deren Namen man sich auch nach mehreren Stunden nicht merkt, sowie die in schlechten Zwischensequenzen eingeworfenen Rückblicke in die Jugend der Brüder nichts ändern. Sie ist ein reiner Rahmen um das gesamte Spiel herum, dem man letztendlich nur die bedingt notwendige Beachtung zukommen lassen muss.
Allerdings ist bei einem Sniper-Spiel die Story in der Regel immer das untergeordnete Element. Viel mehr im Fokus steht die Umsetzung und Handhabung des eigenen Scharfschützengewehres, was in „Sniper: Ghost Warrior3„ auch wirklich gut gelungen ist. Bei jedem Schuss muss man auf die Entfernung und den Einfluss des Windes achten, um die Flugbahn der Kugel korrekt zu berechnen und um sein Ziel gekonnt auszuschalten. Wer den Atem anhält bekommt ein wenig Hilfe durch eine kleine Markierung, aber auch ohne lassen sich die Schüsse absolut präzise setzen und machen wirklich Freude. Dazu passt auch die Erkundung und Planung der eigenen Vorgehensweise, bei der man mit seiner Drohne das Gebiet auskundschaften kann, eine geeignete Position sucht um Stellung zu beziehen und dann loslegt, den Feind zu zerlegen. Die unzähligen Vorgehensweisen sorgen für viele spannende Momente. Unterstützung liefern hier zudem die Vielzahl an verschiedenen Geschossen, wie Lockvogelmunition oder andere Hilfsmittel, um mit seinen Feinden zu spielen.
Leider können nicht alle Elemente des Spieles überzeugen. Geht es zum Beispiel plötzlich in den engeren Nahkampf, geht der Wechsel zu MP und Pistole absolut nicht flüssig genug von statten und hängt sich dabei auch gerne schon mal auf, wodurch man plötzlich ohne Waffe vor seinen Feinden steht. Das ist absolut nervig und sorgt auch dafür, dass man das ein oder andere Leben lässt. Ebenso zu kritisieren ist das sehr unausgewogene, absolut unnütze Crafting-System. Hier kann man mit verschiedenen Rohstoffen Munition, Granaten etc. herstellen, die man aber auch ganz leicht über den Waffenschrank auffüllen und nachrüsten kann. Einen wirklichen Nutzen bringt das System daher nicht wirklich mit sich. Schon schade, da andere Spiele wie „Ghost Recon Wildlands“ ein solches System deutlich besser umgesetzt haben.
Dafür lassen sich die eigenen Fertigkeiten in „Sniper Ghost Warrior 3“ auf eine sehr ausgeklügelte Art und Weise verbessern, denn diese sind in die drei passenden Kategorien „Sniper“ „Ghost“ und „Warrior“ untergliedert, für die wir auch mit unterschiedlichen Aktionen Erfahrungspunkte sammeln. Sniper-Abschüsse etwa bringen Punkte für die entsprechende Kategorie, während lautlose Angriffe mit dem Messer die „Ghost“-Werte steigern. Mit den jeweiligen Punkten lassen sich neue Mod-Plätze freischalten, die Schrittlautstärke senken oder das Nachladen verbessern. Mit all diesen Mitteln wird man im Laufe der Zeit zum ultimativen Schützen.
Alles in allem ist das Gameplay jedoch äußerst durchwachsen. Es gibt deutliche Schwachpunkte, die einem die Freude ordentlich vermiesen können und über die guten Elemente, wie etwa das tolle Sniper-System, einen negativen Schatten legen. Hier kann auch die absolut stumpfsinnig erzählte Story nicht positives mehr ausrichten, da sie kaum wirkliche Tiefe besitzt und eher lächerlich wirkt. Ein wenig mehr dramaturgische Qualität wäre hier durchaus angebracht gewesen.
Weites Land, lebloses Land, technische Schwächen
Anders als die Story wurde das Setting sehr gut ausgewählt. In Georgien bieten sich die verschiedensten Vegetationen, von dichten Städten und Fabriken über Sumpf- und Waldgebiete bis in verschneite Bergregionen, die wirklich hervorragend umgesetzt wurden, jedoch keinen wirklichen Einfluss auf das Gameplay und das eigene Vorgehen ausüben. Dennoch sind sie schön anzuschauen und relativ detailreich errichtet worden. Die gesamte Karte ist dabei riesig groß angelegt, weshalb man viel zu erkunden und erforschen hat. Überall gibt es versteckte Objekte, Informationen und besondere Waffen zu sammeln. Diese sorgen alle dafür, dass es neben der Hauptstory noch einige andere Elemente zu erforschen gilt.
Leider bleibt bei der Größe und Vielfalt der Umgebung die Lebendigkeit etwas zu sehr auf der Strecke. Es gibt kaum Bevölkerung, die nicht zum Militär oder den Rebellen gehören, und auch die Fauna ist bis auf ein paar Wölfe nicht wirklich ausgereift. Hier wäre mehr Liebe fürs Detail absolut notwendig gewesen, um gut gegen die sonstige Leere anzukommen. Es fehlt einfach an einer ansprechenden Atmosphäre, in die man gerne eintauchen möchte und in der es immer wieder neue Dinge zu entdecken gibt. Leider sorgen auch die schlecht entwickelten Charaktermodelle, sowie ihre schreckliche Synchronisation für keine wirklichen Freudensprünge. Die Dialoge wirken wie ein schlechter Witz, sind gefühlskalt und vor allem fehlerhaft. So wird etwa aus Georgien kurzerhand Georgia.
Am schlimmsten jedoch sind die technischen Schwächen, mit denen das Spiel zu kämpfen hat. So kommt es immer wieder zu Pop-Up Effekten, die vor allem ärgerlich sind, wenn die Feinde im Haus auf der anderen Seite auftauchen und wieder verschwinden. Das ist äußerst frustrierend. Hinzu kommen die brutal langen Ladezeiten beim Starten des Spieles. Hier vergehen gut über 4 Minuten, ehe das Spiel startet, auch wenn man bereits gute Gründe dafür dargelegt hat. Die anfängliche Ladezeit soll eigentlich dafür sorgen, dass die restlichen Ladezeiten verkürzt und die Leistung stabil bleibt. Das funktioniert zwar auch einigermaßen, und besonders die Darstellungen von Licht und Schatten sind wirklich ansprechend umgesetzt worden, doch die größten Probleme bleiben leider nach wie vor bestehen.
Es ist sehr schade, denn der Titel hatte eigentlich genug Zeit in der Entwicklung, damit er eine tolle Atmosphäre und eine stabile Leistung bieten kann. Jedoch hat das eher weniger funktioniert. Die Darstellung von Umgebung und Figuren ist nicht sehr solide, die Landschaften zu leer und die Dialoge fast lachhaft. Einzig die Darstellung von Licht und Schatten, sowie die Sniper-Mechanik sorgen für eine gewisse Spannung, die jedoch gegen die Schwächen in keiner Weise ankommen können.
Entwickler: CI Games // Publisher: CI Games // Release: erhältlich // Offizielle Homepage: www.sgw3.com