Manchmal ist es nur ein einziger Trailer, der ein Spiel das Genick bricht. Bei Concord war es gleich eine ganze Reihe unglücklicher Umstände: ein uninspirierter Look, ein überstrapaziertes Genre, eine kaum vorhandene Markenidentität – und das alles eingebettet in ein PvP-Konzept, das in den letzten Jahren eher für Augenrollen als für Hype sorgte.
Der Shooter galt schnell als „zu spät zur Party“ und wurde von der Community postwendend in der Luft zerrissen. Nun trifft es Marathon, den kommenden PvP-Extraktions-Shooter von Bungie – und das, obwohl das Spiel noch nicht einmal erschienen ist.
Ein Concord-Veteran mischt sich ein
Die Vorverurteilung könnte kaum härter sein: Auf Reddit und in den Kommentarspalten liest man hämische Vergleiche à la „Concord 2.0“. Für viele reicht der vage Artstyle, das ähnlich generisch wirkende Setting und der PvP-Fokus, um den Daumen schon jetzt nach unten zu senken. Dass Bungie mit Marathon offenbar ganz andere Ambitionen verfolgt – darunter eine deutlich zugänglichere Spielerfahrung als bei Escape from Tarkov – wird dabei gerne übersehen.
Stephan Williams, ehemaliger VFX-Artist bei Concord, meldete sich nun in einem emotionalen Reddit-Post zu Wort – und bat die Community darum, Marathon nicht für die Fehler der Vergangenheit zu bestrafen: „Ich habe an Concord mitgearbeitet und mein Bestes gegeben. Wir waren nicht gut genug. Aber bitte bestraft andere nicht für unsere Fehler.“
Sein Appell ist ehrlich, reflektiert und ein bisschen herzzerreißend – vor allem in einer Branche, in der Enttäuschungen selten leise verarbeitet werden. Williams beschreibt die emotionale Achterbahnfahrt, ein Spiel mit viel Herzblut zu entwickeln, nur um dann in der Öffentlichkeit dafür abgestraft zu werden. Statt Groll oder Ausreden zeigt er vor allem eins: Verständnis. Und er bittet darum, Marathon nicht schon vor dem Release abzuschreiben.
Hass auf Verdacht?
Die Reaktionen auf Williams’ Worte sind erfreulich positiv: Viele Reddit-Nutzer zeigten sich einsichtig, gestanden Concord zwar seine Schwächen zu, aber gaben auch zu, dass es unfair sei, Bungie denselben Stempel aufzudrücken – vor allem, ohne überhaupt selbst gespielt zu haben. Der Wunsch nach einem frischen PvP-Erlebnis lebt also durchaus, auch wenn Skepsis und Misstrauen überwiegen.
In Zeiten, in denen Spiele mit Live-Service-Elementen und PvP-Fokus fast reflexartig unter Verdacht geraten, braucht es manchmal eine Erinnerung daran, dass auch Entwickler echte Menschen mit echter Leidenschaft sind. Vielleicht wird Marathon kein Hit – aber es verdient zumindest die Chance, das Gegenteil zu beweisen.
Erste Eindrücke aus Marathon liefern die Closed-Alpha-Spielszenen.