PlayStation VR2 ist seit fast einem Jahr erhältlich und konnte in dieser Zeit viele Spieler überzeugen. Das Scheitern des Headsets zeichnet sich allerdings schon wieder ab, nicht zuletzt auch dadurch, dass sich Sony überhaupt nicht für die eigenen Dinge interessiert.
Kaum ein Entwickler hat es so deutlich gesagt, wie vor wenigen Tagen First Contact Entertainment, die den mangelnden Support für PlayStation VR2 beklagen. Aufgrund dessen macht das Studio dicht und gibt die VR-Entwicklung auf. Das ist ein nicht unbedeutender Verlust für PlayStation VR2, dem weitere Studios folgen könnten.
PS VR2 konnte schnell überzeugen
Dabei startete PlayStation VR2 überraschend positiv und konnte die anfängliche Skepsis schnell beseitigen. Die Third-Party-Entwickler haben alles getan, um die Vorzüge der Hardware zu nutzen und überzeugende VR-Spiele und Erfahrungen abzuliefern. Es lief nicht alles gleich ganz rund und man hat deutlich gemerkt, dass auch die Entwickler erst einmal mit dem Headset warm werden mussten. In den meisten Fällen hatte man die Erwartungen schließlich übertroffen und PS VR2 sogar zur Gaming-Hardware des Jahres gewählt.
Man erinnere sich an The Dark Pictures: Switchback VR, das anfänglich technisch ziemlich unbeholfen umgesetzt wurde, später aber auf allen Ebenen glänzte, nachdem Suppermassive Games für sich herausgefunden hat, wie man PlayStation VR2 wirklich nutzt. Inzwischen gibt es über 150 Erfahrungen und Spiele für PlayStation VR2, die hier oftmals viel besser sind, als vergleichbare Pendants in 2D. Das gilt insbesondere für Escape-Room-Erfahrungen, Shooter und Horror-Spiele. Auf der Seite scheint also erst einmal alles vorhanden, um erfolgreich sein zu können.
Das Hauptproblem von PlayStation VR2 ist, dass die Hardware und deren Vorteile kaum in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Das Headset einfach nur auf den Markt werfen und dabei zuschauen, wie es sich entwickelt, ist wohl kaum das Erfolgsrezept, das für ein solches ohnehin Nischenprodukt benötigt wird. Und PlayStation VR2 in ein paar Gewinnspielen zu verteilen, kann ebenso wenig als echte Marketinganstrengung bezeichnet werden. Würde man so auch mit der PS5 verfahren? Wohl kaum, denn hier flossen und fließen noch immer Abermillionen in das Marketing, während die Konsole omnipräsent ist.
Wenn man mal darüber nachdenkt, ist es völlig verrückt, dass man erst Millionen in die Entwicklung einer innovativen Hardware steckt und dann von der Seitenlinie aus zuschaut, wie sie langsam „untergeht“. Was sind denn die Absichten von Sony bei dieser Technologie in der Zukunft? Ich glaube auch kaum, dass sich die Entwicklungskosten bei den offiziell 600.000 verkauften Einheiten schon für Sony ausgezahlt haben.
Jetzt ist Sony am Zuge
Genau genommen hat Sony mit Horizon: Call of the Mountain (unser Review) bisher nur ein einziges Spiel für PlayStation VR2 veröffentlicht, das technisch zwar beeindruckend war, inhaltlich jedoch kaum mehr als eine Tech-Demo bot. Danach hieß es, dass das Headset kaum Priorität genießt. Ein vergleichbares Szenario kann man übrigens auch bei PlayStation Portal beobachten, das auch nur auf den Markt geworfen und seitdem scheinbar wieder vergessen wurde.
Dass es alleine mit Marketing nicht getan ist, dürfte Sony ebenso bekannt sein, weshalb man nun selbst aktiv werden muss. Die Schonfrist für PlayStation VR2 ist vorbei, jetzt braucht es überzeugende (A)AA-Spiele und Erfahrungen, die nicht ausschließlich von Third-Party-Entwicklern kommen. Wer, wenn nicht Sony selbst, weiß, wie man das Maximum aus dem Headset herausholt? Das zeigte man bereits mit dem original PlayStation VR und Spielen wie Blood & Truth, das man nur zu gerne mit den technischen Möglichkeiten der PS VR2 noch einmal erleben würde. Astro Bot: Rescue Mission konnte damals ebenso viele Spieler begeistern und bot eine völlig neue Sicht auf klassische Platformer.
Es ist sicherlich nicht so, dass PlayStation VR2 bereits völlig verloren ist. In den nächsten Monaten erscheinen ein paar erstklassige Spiele wie Wanderer, Soul Covenant oder Bulletstorm VR. Damit sich die Anstrengungen für den Entwickler aber auch auszahlen, sollte Sony zeitnahe ein wenig umdenken. Denn wenn man schon keine eigenen Spiele liefert, dann sollte wenigstens entsprechender Support für die Entwickler vorhanden sein, die für einen die ganze Arbeit machen. Das ist man am Ende auch denjenigen schuldig, die immerhin 600 EUR für das Headset auf den Tisch gelegt haben.
PlayStation VR bei PlayStation Plus wäre ein Anfang
Mit Blick auf die Hardware ist PS VR2 absolut überzeugen, sie muss allerdings im Mainstream sichtbarer werden. Ein neues Game-Bundle ohne Aufpreis wäre hier eine Option, ebenso könnte man monatlich ein Spiel in das PlayStation Plus Angebot aufnehmen. Das würde nicht nur den Service attraktiver erscheinen lassen, PS VR2-User hätten damit auch einen weiteren Anreiz und Gegenwert, um immer mal wieder reinzuschauen, ohne noch mehr Geld investieren zu müssen. Gerade der finanzielle Aspekt stellt eine große Zurückhaltung bei VR dar, den man mit jedem gekauften Spiel sorgfältig abwägen muss, welches man möglicherweise in den Sand setzt.
Ich persönlich würde PlayStation VR2 noch ein Jahr geben, bevor immer mehr Entwickler erkennen, dass die Mühen dafür kaum honoriert werden und man die Plattform zunehmend fallen lässt. Und das wäre wirklich schade!