Mit AMY erscheint das seit langem erwartete Horror-Survival von Lexis Numérique, das ursprünglich schon im April 2011 veröffentlicht werden sollte. Jetzt, rund neun Monate später, ist der Titel über das PlayStation Network erhältlich und erzählt eine Geschichte in der nahen Zukunft, in der die Erde weitestgehend von der globalen Erwärmung gezeichnet ist.
Mit gleich zwei Hauptcharakteren, Lana und AMY, startet ihr das Spiel mit einer Zugfahrt in Richtung der Stadt Silver City im Mittleren Westen der USA, um dort AMY in Sicherheit zu bringen. AMY ist ein autistisches Kind, welches über besondere Fähigkeiten verfügt. Auf dem Weg dorthin kommt es zu einem Kometenabsturz, der den Zug zum Teil entgleisen lässt, es aber irgendwie noch in den Bahnhof schafft. Aus der Bewusstlosigkeit erwacht, macht sich Lana auf die Suche nach AMY, die sich verängstigt versteckt und somit euer erstes Ziel im Spiel darstellt.
Die Atmosphäre ist schon an diesem Punkt recht beeindruckend und düster gehalten und erinnert an eine Mischung aus Silent Hill und Resident Evil. Auf eurer Suche nach AMY durch den relativ zerfallen Bahnhof treten neue Charaktere ins Bild, die euch ihre Hilfe anbieten und AMY dadurch auch recht schnell gefunden werden kann. Schnell stellt sich hier der Eindruck von einem echten Horror-Survival ein, das knifflige Rätsel bietet, Erkundungsmöglichkeiten und gelegentliche Konfrontationen mit Gegnern – einst Menschen, die von einem mysteriösen Virus befallen wurden.
Mit AMY an eurer Seite setzt Lexis Numérique auf eine interessante Bindung zwischen den beiden Charakteren. Zwar handelt AMY völlig eigenständig und folgt euch soweit auch alleine, oft empfiehlt es sich aber, das kleine Mädchen an die Hand zu nehmen und gemeinsam durch die dunklen Gänge zu laufen. Oftmals muss man das auch, um bestimmte Interaktionen durchzuführen, wie AMY durch kleine Öffnungen in der Wand an unerreichbare Orte durch zu schieben oder euch selbst zu heilen. AMY ist nämlich resistent gegen den Virus, der euch selbst überall nur schadet. Durch die Bindung der beiden Charaktere aneinander ergibt sich zudem ein viel persönlicheres und menschlicheres Bild, in das man sich hineinversetzen kann.
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Auf eurem Ziel in Sicherheit zu kommen, begegnen euch die verschiedensten Kreaturen, die durch den Virus in aggressive Wesen verwandelt wurden. Während einige die direkte Konfrontation suchen, sollte man vor anderen und stärkeren lieber flüchten oder verstecken. Ihr könnt Schränke nutzen oder euch unter Tischen verstecken, um Gegner auszutricksen oder einfach an euch vorbei zu lassen. Das ist auf jeden Fall positiv hervor zu heben, dass sich das Spiel nicht wie so oft zu einem Shooter entwickelt und ihr euch nur mit einfachsten Mitteln verteidigen könnt. Auch die Spezialfähigkeiten, die AMY im Spiel erlernt, lassen sich gut nutzen, um Gegner zu täuschen. So zum Beispiel ein Kraftfeld, welches sämtliche Geräusche im Inneren absorbiert. Das Kampfsystem selbst ist recht simpel gehalten und besteht aus einfachem zuschlagen oder ausweichen, um dann Konter-Angriffe durchzuführen. Etwas mehr Vielfalt bei den Waffen anstatt immer nur ein einfacher Holzbalken oder die eigenen Hände wären schön gewesen. Und selbst dann ist es mehr ein planloses drauf hauen bis sich der Gegner in einer roten Flüssigkeit auflöst.
Optisch stellt sich die hier die Frage, ob ein Spiel wie AMY unbedingt das Maß aller Dinge erfüllen muss. Aus unserer Sicht macht das Spiel für einen Download-Titel einen vernünftigen Eindruck und ist sehr atmosphärisch gestaltet. Besonders hübsch sind die Partikeleffekte im Lichtschein anzusehen, die flackernden Lampen in den dunklen Gängen und den verfallenden und düsteren Gassen, die ihr durchstreift.
Das Ganze wird durch beängstigende Sounds, Hintergrundmusik im Silent Hill-Stil, schreiende Menschen und hin und wieder echten Schreckmomenten ergänzt, nach denen man sich öfter in solchen Spielen sehnt. Hier macht AMY zumindest das meiste richtig und verdient den Titel eines echten Horror-Survivals.
Nach all der Freude endlich mal wieder einen wahren Vertreter des Genres vor sich zu haben, scheitert das Spiel leider aus technischer Sicht. Zu oft bricht die Framerate bei euren Spaziergängen durch die Katakomben ein, das Bild wirkt unruhig, irritierende Kamerawinkel, und selbst an simplen Dingen wie einem brennenden Feuer scheint das Spiel überfordert zu sein. Besonders in Kampfszenen sorgt das für Frustmomente, welche die sonst schöne Atmosphäre relativ schnell zerstören. Hinzu kommt das etwas unglücklich gewählte Speichersystem, das innerhalb der sechs Kapitel zwar Checkpoints bietet, diese aber einfach zu weit auseinander liegen und jede Wiederholung fast zur Qual wird.
Offizielle Homepage: Lexis-Games.com