Es ist schwer zu glauben, dass es bereits 30 Jahre her ist, seit das erste FIFA-Spiel die Welt der Videospiele eroberte. In dieser Zeit hat sich die Gaming-Landschaft dramatisch verändert, FIFA aber blieb irgendwie immer gleich. Nach nun drei Jahrzehnten, heißt es Abschied nehmen von FIFA, denn EA Sports präsentiert stolz: EA Sports FC 24. Die Antwort auf die Frage, wieso dieser große Schritt eines anderen Namens gegangen wurde, hängt mit EA Sports‘ Lieblingswort zusammen: Geld.
Die FIFA-Organisation verlangte von EA für eine vierjährige Lizenzverlängerung satte eine Milliarde US-Dollar. Das war für den Spiele-Publisher schlichtweg zu viel, vor allem, wenn man bedenkt, dass es im Wesentlichen nur um die Nutzung von vier Buchstaben auf der Verpackung ging. Die finanzielle Belastung war zu hoch (aha…) und so entschied sich EA, den FIFA-Namen hinter sich zu lassen. Ob das hier jetzt wirklich ein neues Kapitel wird oder der Name auch direkt die größte Veränderung darstellt, erfahrt ihr hier in unserem Test.
Revolutionäres Gameplay … oder so
Setzen wir erst einmal den Grundbaustein und sprechen über das Gameplay. Erst einmal die guten Nachrichten: „Kann der auch Lengthy?“ ist eine Frage, die glücklicherweise ein Relikt des vergangenen Teils bleibt, denn die nette Idee der Spielertypen- und Stile des letzten Jahres ist dieses Jahr eine ausgewachsene Verbesserung. Im Gegensatz zu FIFA 23, bei dem einige Spieler mit dem richtigen Archetypen einfach nur unverhältnismäßig schnell waren, gibt es hier viele verschiedene Spieler mit den verschiedensten ganz speziellen Fähigkeiten.
Das bringt Abwechslung und Spaß in ein Gameplay, welches ansonsten leider viel Verzweiflung züchtet. EA Sports kam nämlich auf die glorreiche Idee das Verteidigen schwerer zu machen, ohne dabei angemessene Angleichungen an allen anderen Dingen vorzunehmen. So erlebt man gefühlt jedes zweite Spiel ein furchtbar angenehmes 8 zu 7 bei dem 14 Tore durch das Durchlaufen an der Seite und das Hineinpassen in den Strafraum erzielt wurden. Hinzu kommen etliche Bugs wie unsichtbare Spieler (ja wirklich) und gnadenlose Abbrüche. Außerdem noch ein Spielfluss, der keiner ist, da der Schiri eine enorm kurze Zündschnur hat und durchgestoplerte Flipper-Tore – und schon druckt die Geldmaschine in Kanada fleißig, ist ja eigentlich auch egal, wie sich das Spiel spielen lässt, oder EA?
Wohl eher Ultimate Team FC
Bevor wir auf den wichtigsten Modus der Reihe zu sprechen kommen, wenden wir uns erst einmal den anderen Modi zu, irgendwer muss es ja mal tun. Der Karriere-Modus wurde weitestgehend gleich gelassen und so wird jeder, der bereits die letzten Jahre auch trotz Enttäuschung über ausbleibende Innovationen Spaß hatte auch hier wieder seinen Spaß haben. Im Pro-Club-Modus gibt es tatsächlich auch mal etwas größere Änderungen, die auf den ersten Blick auch sinnvoll erscheinen – mehr Möglichkeiten seinen Pro zu verbessern und ein spannenderes Liga-System mit Playoffs sorgen hier für frischen Wind. Ansonsten gibt es noch Dinge wie die Online-Saisons oder VOLTA, aber sind wir mal ehrlich, die interessieren eh keinen. Kommen wir also zu EA’s Goldgrube.
Eines vorneweg: Die Tatsache, dass Frauen im Spiel sind, hat in der Bewertung nichts zu suchen, es macht nämlich keinen Unterschied. Ich gehe den Punkt mit, dass es sich wie an ganz vielen anderen Stellen in der heutigen Zeit nach einem sehr erzwungenem Marketing-Move anfühlt, jetzt plötzlich die Frauenfußball-Welle mitzureiten. Abgesehen von diesem Punkt konnte sich noch kein anderes valides Argument finden, welches gegen die Implementierung von Frauen in EA Sports FC 24 spricht. So stellt sich die Frage, welche tatsächliche Agenda dahinter steckt, wenn sich ein Spieler, der letztes Jahr noch mit einer Special-Stürmer-Karte von Manuel Neuer vorne herumgelaufen ist, darüber aufregt, wie unrealistisch das Vermischen von Frauen und Männern doch wirkt.
Nun, wo der Elefant im Raum abgehandelt wurde und eher peinliche Argumente wie „Jetzt ist die Wahrscheinlichkeit meinen Lieblingsspieler zu ziehen geringer“ gekonnt ignoriert wurden, wie ist Ultimate Team dieses Jahr?
Gutes und Schlechtes
Die Antwort ist leicht: Besser! Das Chemiesystem, welches letztes Jahr eingeführt wurde, macht nun endlich richtig Sinn und es ist leichter kreative Teams zu bauen. Bei Division Rivals und der Weekend League hat sich nichts außer die Belohnungen verändert (auch hier zum Guten) und Squad Battles ist auch weiterhin der eine Freund, der eigentlich wieder nicht eingeladen wurde, aber trotzdem dabei ist, weil er halt immer dabei ist. Die Spielerinnen bringen frischen Wind und auch wenn man jetzt ein bisschen mehr Grips benutzen muss, um sich das optimale Team zu bauen, ist das doch was Positives. Hinzu kommt noch der „Evolutions“-Bereich, bei dem man sich eine Karte auswählen und diese individuell durch Spiele hoch leveln kann. Auch das bringt mehr Spaß, Langzeitmotivation und Kreativität und so haben wir damit eine beachtliche Idee, die aktuell aber lediglich eine Idee zu sein scheint. Denn leider wird der versprochene Wochen-Zyklus mit dem man neue Spieler in die Evolution schicken kann, bereits seit zwei Wochen nicht eingehalten und das ist in Anbetracht der Tatsache, dass das Spiel 2 Wochen (!) alt ist dann doch relativ traurig.
Eine Sache steht schlussendlich wahrscheinlich trotzdem noch im Raum und das ist das Glücksspielproblem und der damit einhergehende Pay-to-Win-Faktor. Sich jedes Jahr zu wiederholen, hilft aber auch keinem weiter und so kann man hier einfach nur das sagen, was man auch die nächsten Jahre noch sagen wird: Moralische Vollkatastrophe, aber funktioniert halt, wie die ersten Erfolge zeigen.