Das führt dazu, dass die Konsequenzen bestimmter Entscheidungen nicht immer als wichtig oder dringlich erscheinen. Ob Max’ Freund Moses eine Katze adoptiert oder ob die Mentorin Gwen ihren Job behält, erscheint oft als nebensächlich. Das große, dramatische Finale, das die früheren Teile der Serie prägte, steht in „Life is Strange Double Exposure“ deutlich weniger im Vordergrund, was aus meiner Sicht etwas schade ist. Deck Nine sagt selbst, dass der Höhepunkt des Spiels in den schwierigen Entscheidungen liegt und wie sich dadurch die Beziehungen der Charaktere zu Max entwickeln. Ein spektakuläres Finale wie in “Life is Strange” damals hat da offenbar wenig Platz. Obwohl ich die letzten Kapitel vollständig wiederholt und Entscheidungen komplett gegensätzlich getroffen habe, blieb das Ende nahezu gleich.
Soziale Dramen und emotionale Tiefe
Wer ein Faible für tiefgründige, emotionale Geschichten hat, die sich mit zwischenmenschlichen Problemen und sozialen Dramen befassen, wird in „Life is Strange Double Exposure“ voll auf seine Kosten kommen. Die Themen reichen von Beziehungskonflikten über berufliche Schwierigkeiten bis hin zu Intrigen und Verlusten. Spieler, die gerne in die emotionalen Tiefen anderer Menschen eintauchen und bereit sind, sich mit den Problemen der Charaktere auseinanderzusetzen, werden von der Geschichte vermutlich berührt sein. Allerdings könnte dies auch als Schwäche des Spiels angesehen werden. Videospiele dienen für mich in erster Linie dazu, spannende Geschichten und Abenteuer zu erleben und dem Alltag zu entfliehen – und nicht dazu, mich auch noch in einem Spiel mit Problemen dieser Art auseinandersetzen zu müssen.
Besonders gelungen sind dafür die Rückblicke auf Max’ Leben in Arcadia Bay, die weiterhin eine zentrale Rolle spielen und dessen Ereignisse in „Life is Strange Double Exposure“ nachwirken. Auch die Fotografie als zentrales Thema zieht sich durch das gesamte Spiel und ist ein ständiger Begleiter in Max’ Reise. Wer das Original “Life is Strange” nicht kennt, wird nach dem Spielen von “Double Exposure” definitiv Lust darauf bekommen.
Technische Umsetzung und Atmosphäre
Auf technischer Ebene zeigt sich „Life is Strange Double Exposure“ von seiner besten Seite. Grafisch hat das Spiel inzwischen fast Pixar-Niveau erreicht, was es zu einem wahren Augenschmaus macht. Die lebendige und detailreiche Welt der Universität und ihrer Umgebung lädt überall zum Erkunden ein, auch wenn man meist geführt und mit der Nase auf den nächsten Hinweis gestupst wird. Unterstützt wird die Atmosphäre durch den gewohnt fantastischen Soundtrack, der die melancholische und emotionale Stimmung der Geschichte perfekt untermalt.