Obwohl die Yakuza-Spiele in Japan schon lange sehr beleibt sind, legen sie bei uns im sogenannten Westen erst seit ein paar Jahren an Popularität zu. Fälschlicher Weise wurde die Reihe anfangs als eine Art Japan-GTA abgetan, dabei ist dieser Vergleich weder passend noch fair oder gewollt. Yakuza – oder Like a Dragon, wie die Reihe im Original und seit dem letzten Teil auch bei uns heißt – ist eher ein Mix aus Brawler, Drama, JRPG und Minispiel-Sammlung mit einer detaillierten Nachbildung japanischer Kultur in vielen Facetten.
Die Hauptreihe ist seit geraumer Zeit dank mehr oder weniger gelungener Remaster komplett spielbar, aber ein Ableger war bisher nur dem japanischen Markt vorbehalten. Das Spin-Off Ryū ga Gotoku Ishin! erschien 2014 und versetzte die beliebte Reihe in die Zeit der Samurai. Mit Like a Dragon: Ishin! erscheint dieser Serienteil am 21. Februar als Remake auch endlich bei uns. Wir konnten den kompletten Titel vorab schon testen und verraten euch hier, was euch erwartet.
Yakuza goes Samurai
Der größte Unterschied zu den anderen Serienteilen ist natürlich das Setting. Like a Dragon: Ishin! spielt im Japan des 19. Jahrhunderts, als die Hochphase der Samurai gerade ausklingt und das Land sich stark verändert. Die Hauptfigur Sakamoto Ryoma dürfte Fans stark an den Serienhelden Kiryu Kazama erinnern, was kein Zufall ist. Die Entwickler haben hier wirklich versucht, möglichst viele Elemente und Charaktere der Hauptserie mitzunehmen und umzusetzen.
Die Story beginnt wie immer, wir werden fälschlicherweise eines Mordes beschuldigt und schwören Rache. Danach entwickelt sich dann eine packende Geschichte mit mehreren Ortswechseln, vielen unterschiedlichen Figuren und natürlich haufenweise Kämpfen. Das Samurai-Setting macht auf jeden Fall einen großen Unterschied und ist eine willkommene Abwechslung zu den hübschen, aber doch recht repetitven Rotlichvierteln der Hauptreihe. Die Orte, allen voran die damalige Hauptstadt Kyo, sind voll mit spannenden und lustigen Details und es macht Spaß, durch die Straßen zu ziehen und sich treiben zu lassen.
Spielerisch wird der Titel vielen Fans aber absolut vertraut vorkommen. Es gibt lange Cut-Scenes, viele unvertonte Dialoge, Haupt- und Nebenmissionen, kleine, aber vollgepackte Open-Worlds und viele optionale Aktivitäten wie Glücksspiel oder Angeln. In verschiedenen Läden können wir eine Vielzahl von Produkten kaufen und es gibt einen ausufernden Talentbaum. Regelmäßig werden wir auf offener Straße zu kleinen Scharmützeln herausgefordert, in den Missionen gibt es größere Kämpfe und auch Boss-Fights. Wer einen der anderen Teile kennt, dürfte sich also schnell zurechtfinden. Setting hin oder her, das ist noch immer ein vollwertiges Yakuza.
Die vier Stile des Samurai
Der neueste Ableger Yakuza: Like a Dragon führte ein rundenbasiertes Kampfsystem ein. Like a Dragon: Ishin! ist aber das Remake eines älteren Spiels und bietet dementsprechend auch das alte System. Die Kämpfe spielen sich also im Brawler-Stil, auch wenn durch die Katanas eine etwas andere Ebene hinzukommt. Es gibt vier Stile. Wir können mit den Fäusten, dem Katana, dem Revolver oder einer Kombination aus Katana und Revolver in den Kampf ziehen und die Stile auch munter durchwechseln.
Der Revolver ist auf die Distanz stark, kann aber nicht blocken. Mit dem Katana müssen wir in den Nahkampf, können uns aber verteidigen. Kombinieren wir beides, können wir größeren Gegnergruppen gehörig einheizen, sind aber auch verwundbarer. Im Boxer-Stil können wir wie gewohnt Gegenstände wie Fässer oder Schilder aufheben und damit zuschlagen. Alle vier Stile können mit verdienten Levelaufstiegen verbessert werden. So schalten wir nach und nach neue Angriffe und Kombos frei und können uns auch ein wenig spezialisieren.
Die Kämpfe spielen sich noch immer flüssig und spaßig, im Vergleich zu anderen Teilen aber spürbar langsamer. Wenn wir von Katanas umringt sind, müssen wir auf unsere Deckung achten, sonst nehmen wir empfindlichen Schaden. Allzu schwer wird es dabei zwar nie, aber wir müssen doch etwas besser aufpassen. Ein neues Feature kommt durch die Trooper-Karten dazu. Dabei handelt es sich um Collectibles von Influencern oder Figuren aus der Reihe, die uns spezielle Moves ermöglichen. Das ist zwar nicht unbedingt nötig, kann einem aber durch einen schweren Kampf helfen.
Einzigartiger Charme
Während die Hauptgeschichte gewohnt dramatisch und ernst ist, bietet das Spiel daneben aber auch jede Menge Möglichkeiten zur Entspannung. Die Nebenmissionen sind oft ziemlich witzig und die Minispiele bieten wieder einige der Highlights, ohne die die Reihe wohl nie so beliebt geworden wäre. Wir können uns beim Poker oder anderen Kartenspielen versuchen, zum Hühner-Rennen oder Karaoke-Singen gehen und Angeln. Jedes Spiel kommt mit einer eigenen kleinen Mechanik, natürlich machen einige davon mehr Spaß als andere, aber der Charme, den die Aktivitäten versprühen, ist einfach einzigartig in der Branche.
Wie scharf ist die Klinge?
Bei der Technik gibt es positive und negative Aspekte. Einerseits sieht man dem Spiel sein Alter teilweise schon an. Die Cutscenes sind etwas hölzern und besonders Passanten sind nicht besonders hübsch. Die Haupt- und Nebenfiguren strotzen dafür von Details und auch die Umgebungen sehen richtig hübsch aus. Die Kollisionsabfrage passt an einigen Stellen nicht perfekt, aber die Yakuza-Reihe war nie für die absolute Perfektion bekannt.
Das Setting ist eine schöne Abwechslung und viele Details sind toll umgesetzt, die vielen blinkenden Lichter von Tokyo oder Yokohama, die die Hauptreihe bietet, sind aber doch nochmal eine ganze Ecke beeindruckender. Bei der Leistung gibt es dafür keine Beschwerden. Like a Dragon: Ishin! läuft flüssig und problemlos.
Kann man von einem „frischen Wind“ reden, wenn das Spiel eigentlich schon 2014 erschienen ist? 😀