TEST: Madden NFL 19

Patrick Held Add a Comment
11 Min Read

American Football genießt in Deutschland eine immer größer werdende Beliebtheit, nicht zuletzt durch immer mehr Live-Übertragungen und Großevents. Kein Wunder also, dass auch EAs Footballsimulation „Madden NFL“ inzwischen immer mehr Fans hinter sich auflaufen lässt. Genau wie bei FIFA stehen auch hie jährliche Neuauflagen auf dem Plan, hier nun die Version der Saison 2018/19. Mit verschiedenen Verbesserungen und Änderungen versucht man dabei den Erfolg weiter auszubauen.

Back in the Game, Longshot und Trainingscamp

Wie auch schon bei „Madden NFL 18“ bietet auch „Madden NFL 19“ verschiedene Modi, die einem den Titel schmackhaft machen sollen. Hierzu gehört selbstverständlich der klassische „Schnelles Spiel“ Modus, hier unter der Kategorien „Exhibition“, in dem wir uns nach ein paar wenigen Einstellungen direkt ins Geschehen stürzen können. Bereits im Vorfeld können wir dabei festlegen, ob wir lieber auf Arcadegaming oder Simulation setzen wollen, und wie schwer wir es gerne hätten. Dies hat erheblichen Einfluss auf unser Spielerlebnis und muss selbst ausprobiert werden, was einem besser gefällt.

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Ebenfalls in dieser Kategorie angesiedelt ist der Skill Trainer, der uns in Form eines umfangreichen Tutorials an sämtliche Aspekte und Elemente des Spieles heranführt, angefangen mit normalen Aktionen bis hin zu gezielten Würfen und unterschiedlichen Fangmöglichkeiten, je nachdem, wie brenzlig die Situation des Catches ist und ob wir uns danach lieber fallen lassen oder weiterlaufen wollen. Sowohl Neulinge, als auch erfahrene Spieler sollten sich den Modus zu Gemüte führen, um wirklich jeden Aspekt des Spieles besser beherrschen zu können. Wer sein Können spielerisch unter Beweis stellen will, der kann sich auch in einer Art Minispiel durch verschiedene Plays kämpfen, um Punkte zu sammeln, während jeder Fail ein Leben kostet. Sogar „Bossgegener“ gibt es hier. Dieser Modus bereitet nicht nur viel Freude, sondern kann dabei auch die eigenen Schwächen aufdecken.

Longshot geht weiter

Außerdem geht auch die „Longshot“-Geschichte weiter. Unter dem neuen Kapitel „Longshot: Homecoming“ begleiten wir die beiden Madden-Stars Davin Wade und Colt Cruise aus dem Vorgänger. Beide gehen mittlerweile ihren eigenen Weg. Wade hat es zwar in die NFL geschafft, muss sich aber erst noch beweisen, was ihm zunächst jedoch nicht wirklich gelingt. Colt versucht sich über den musikalischen Weg über Wasser zu halten, hat dabei seinen Traum vom Football aber nie aus den Augen verloren. Allerdings lenkt ihn das Schicksal hier auf andere, interessante Wege.

Beide Stories sind weitgehend sehr unterschiedlich. Bei Wade dreht sich alles um Football, während Colt sich gegen seine aktuellen weniger rosigen Umstände und Überraschungen ringen muss. Im Gegensatz zum Vorgänger ist „Longshot: Homecoming“ eine lineare Geschichte ohne Entscheidungen und wirkliche Konsequenzen. Schaffen wir eine Aufgabe nicht, fangen wir einfach nochmal von vorne an. Und das passiert leider ziemlich häufig, denn wir bekommen die Plays fast durchgehend vorgegeben, ohne, dass diese unbedingt die beste Variante darstellen. Dadurch kommt es zu vielen Fehlschlägen und viel Frust. Und auch insgesamt kann “Homecoming” nicht mit der spannenden und interessanten Handlung des Vorjahres konkurrieren, denn es fehlt an Dynamik, Stimmung und wirklichen Emotionen. Dadurch verliert der Storymodus viel an Attraktivität, wie ihn etwa die FIFA-Handlung rund um Alex Hunter bietet. Hier bleibt noch viel Platz nach oben.

Wer eine Langzeitmotivation sucht, der kommt zudem nicht um den Franchise-Modus von „Madden NFL 19“ herum, in dem wir wieder Besitzer, Trainer und Spieler in einem sind. Hier gibt es zahlreiche, marginale Veränderungen, die das Spielerlebnis angenehmer und einfacher gestalten sollen. So lassen sich einzelne Spieler im Laufe der Zeit immer weiter verbessern, um so gezielt auf Positionen und Spielvarianten einzugehen. Leider sorgen die vermehrt auftretenden Verletzungen nun auch für deutliche Lücken im Kader, was uns vor echte Probleme stellen kann. Hier ist nur etwas Handlungsbedarf für EA in Sachen Balancing. Nichtsdestotrotz macht der Modus auch in dieser Jahr wieder unfassbar viel Freude und sorgt dafür, dass man sich lange und gerne dem Spiel hingibt.

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Ultimate Team in gewohnter Form

Abgerundet wird das ganze natürlich von EAs Gelddruckmaschine, dem Ultimate Team. Der Fantasy-Modus, der allseits bekannt sein sollte, entwickelt sich immer weiter. In diesem Jahr bietet der Modus Solo-Challenges, Draft-Modus und Solo-Battles, in denen man gegen KI-gesteuerte Teams anderer Spieler antritt, um so mehr Dynamik ins Spiel zu bringen. Außerdem können die eigenen „Karten“ verbessert werden, indem man andere dafür verbraucht. Ansonsten ist MUT genau das, was man bisher kennt. Dabei darf man natürlich nicht vergessen, dass EA hier im Wesentlichen auf das Geld der Spieler abzielt –  und das ziemlich ohne Rücksicht. Und spätestens wenn man Online gegen andere Antritt merkt man den Faktor „Pay to Win“ recht schnell.

Insgesamt bieten die Modi viele verschiedene Möglichkeiten, sich mit dem Spiel und allen seinen Facetten auseinanderzusetzen. Es gibt viel Abwechslung, die für lange Zeit unterhalten kann, egal ob im Franchise-Modus oder dem MUT. Darüber hinaus sticht der Trainingsmodus heraus, der einen von Grund auf an alle Möglichkeiten heranführt und dabei besonders lehrreiche Auftritt. Leider schafft es der Storymodus „Longshot“ diesmal nicht das gewünschte Erlebnis abzuliefern, wie man es sich wahrscheinlich erhofft hatte. Es fehlt an wirklicher Atmosphäre und Stimmung, wodurch viel an Spaß verloren geht. Nichtsdestotrotz schaffen es die anderen Modi, dieses Manko aufzufangen, ohne dabei große Veränderungen zum Vorjahr zu bieten.

Durchdachtes Gameplay, ansprechende Atmosphäre

Die Steuerung ist im Allgemeinen überraschend einfach gestaltet. Je nach Play lassen sich die einzelnen Laufwege in der Offensive anzeigen und die Pässe gezielt auf den Mann platzieren. Wenn man mit dem Ei unterwegs ist, können mit den verschieden Tasten spezielle Bewegungen ausgeführt werden, der rechte Stick ist auch mit von der Partie und kümmert sich um kurze schnelle Bewegungen in verschiedene Richtungen, um zum Beispiel der gegnerischen Defensive auszuweichen. Sind wir selbst in der Defense, versuchen wir uns gewohnt schnell durch den gegnerischen Block zu bewegen und den Ball an uns zu reißen.

Das alles hört sich zwar nicht nach viel an, aber dafür gibt’s eine ganze Menge an taktischen Optionen, die alle über einfache, aber durchdachte Tasteneingaben funktionieren. Hier sind besonders Timing und Präzision von Bedeutung. Hilfreich ist dabei auch die Auswahl von vorgeschlagenen Spielzügen, die unter verschiedene Aspekten zur Situation passen und gute Wege bieten können. Diese Coach Suggestions kennt man allerdings auch schon aus den Vorgängern. Zwar lassen sich keine eigenen Spielzüge entwerfen, dafür ist das gesamte Portfolio riesig und bietet genug Alternativen für jede Situation. Positiv entwickelt hat sich auch die KI der Mitspieler, die etwas logischer agieren als vorher, auch wenn sie noch immer hier und da zu Fehlern neigen, die einen um den Verstand bringen können.

Die perfekte Football Atmosphäre

Auch in Sachen Atmosphäre hat EA noch einmal etwas Liebe ins Detail gesteckt. Die bereits gekonnt ansprechende Präsentation wird um noch realistischere Darstellungen von Laufverhalten und Kollisionen der Spieler erweitert. Das ist vor allem der immer besseren Beherrschung der Engine geschuldet, sowie der Real Player Motion-Technologie, die die Leistung immer weiter nach vorne treibt. Ansonsten werden einzelnen Szenen wie gewohnt inszeniert, wie etwa Feuerwerk beim Touchdown oder die Reaktion von Mitspielern und dem Coach nach Spielzügen. Außerdem gibt es verschiedene Hymnen, tolle Kamerafahrten und noch vieles mehr, wodurch eine fernsehreife Atmosphäre gelingt. Allerdings darf man grafisch kein High-End Erlebnis erwarten, gerade bei den kurzen Zwischensequenzen , in denen wir die Charaktere näher sehen. Hier fehlt es doch noch etwas an Realismus.

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Abgerundet wird das ganze von einem Stimmigen Soundtrack und tollen Kommentatoren. Leider ist die Darstellung auch hier nicht frei von Fehlern, denn es kommt immer wieder zu Fehlern in der Zuschauer-Akustik, die anscheinend immer wieder ihre Stimme verlieren, sowie auch einige Clipping-Fehler und merkwürdige Animationen, die das Erlebnis etwas schmälern. Auch die langen Ladezeiten sind hin und wieder ein deutliches Manko, ebenso wie die Fans, die zahlreich dasselbe Plakat halten. Abwechslung und Liebe zu Detail wäre schön gewesen.

Insgesamt schafft es „Madden 19“ trotz der Probleme im gesamten zu überzeugen. Die Darstellung ist ansprechend und sorgt für eine regelrechte TV-Atmosphäre, die man gerne erlebt. Die Kameraperspektiven sorgen für viele schöne Darstellungen, genau wie Special Effects oder einzelne Details, die im Großen und Ganzen zahlreich sind. Leider wurde hier anscheinend am falschen Ende gespart, denn auch wenn zwar Stadien mit ihren entsprechenden Charakteristika auffahren, wurden die Fans darin etwas vernachlässigt. Nichtsdestotrotz ist die Atmosphäre sehr überzeugend, wodurch man, egal ob man alleine oder mit Freunden spielt, jeden grandiosen Catch und jeden erfolgreichen Block regelrecht abfeiert. “Madden NFL 19” fängt somit den Spirit von Football gut ein und präsentiert ihn, wie man sich das Ganze vorstellt.

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TEST: Madden NFL 19
“Madden NFL 19 ist ein Spiel für Football Fans, aber auch für Neueinsteiger. Fans können sich auf viele kleine Verbesserungen zum Vorgänger freuen, während Anfänger mit einem ausführlichen Tutorial verwöhnt werden. Dabei ist Madden NFL 19 seiner Linie treu geblieben und präsentiert ein Football-Erlebnis, das viel von seiner Atmosphäre gut präsentiert. Leider ist der Titel nicht gänzlich frei von Problemen und hat daher neben einer zwar besseren, aber nach wie vor fehlerhaften KI zu kämpfen, ebenso wie mit akustischen Ausfällen und leichten Animationsfehlern. Und auch der etwas zurückhaltende „Longshot“-Modus sorgt in diesem Jahr für etwas Frust. Trotzdem macht es viel Spaß, den Pass zur richtigen Zeit zu bringen und jedes Play abzufeiern. Es wurden die richtigen Anpassungen am Laufspiel, den Modi MUT und dem Franchise vorgenommen, aber es bleiben unter anderem noch Baustellen bei der Fan-Darstellung, den Gesichtsanimationen und ein weiterer Ausbau der KI. Somit ist Madden NFL 19 zwar auch in diesem Jahr ein solider Titel, der aber nach wie vor noch genug Potential bietet, um endlich selbst zum G.O.A.T zu werden.”
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