Man kann in der Tat so falsch liegen, bis man Etwas mit den eigenen Augen gesehen hat. So im Fall von Ubisoft´s ‚Watch_Dogs‘, das mich unter den Next-Gen Titeln eher am Wenigsten interessiert hat. Die Rund 20-minütige Präsentation auf der gamescom sollte mich eines Besseren belehren.
Nach den jüngsten Abhörskandalen der NSA erscheint einem die Idee von ‚Watch_Dogs‘ gar nicht mehr so realitätsfern. Keine Email, kein Telefonat und schon gar nicht die Privatsphäre sind vor den Behörden noch sicher; im Falle von ‚Watch_Dogs‘ einem System namens ‚Ctos‘, das sämtliche elektronischen Vorgänge in der Stadt überwacht, sei es Ampeln, Stromkästen, Funkmasten oder sonst etwas, wo nur ein wenig Elektrizität durchfließt. Genau das macht es unserem Helden Aiden Pierce auch so leicht, der sich selbst nur zu gerne Zugriff auf alles verschafft.
Wir laufen durch die Straßen von Chicago, eine unglaubliche lebendige und detaillierte Welt, und rufen schon fast nebenläufig die Informationen sämtlicher Bürger ab, an denen wir vorbeigehen. Über jedem Kopf taucht in ‚Watch_Dogs‘ ein Persönlichkeitsprofil auf, was sämtliche Informationen über eine Person verrät, darunter ob gerade jemand überlegt Blut spenden zu gehen, ob jemand einen Kredit aufnehmen möchte oder derzeit in der Trennung von seinem Partner lebt. Um noch mehr Kontrolle über Etwas zu bekommen, ist es notwendig ein Ctos Kontrollzentrum in einem Bezirk zu hacken. Hat man dies erfolgreich geschafft, stehen einem quasi alle elektronischen „Türen“ offen.
Zurück zu unserem Paar, das derzeit in Trennung lebt und dessen Frau wir einige Meter verfolgen. Ctos errechnet die Wahrscheinlichkeit, wie hoch die Gefahr für diese Frau besteht, dass ihr etwas Schlimmes zustößt, so dass wir hier eine rein zufällig generierte Mission starten können. Wir verfolgen sie unauffällig weiter. Wie sich herausstellt, lauert ihr Ex-Freund hinter eine Ecke auf sie, womit sich die Frau nun in höchster Gefahr befindet und wir entscheiden können, ob wir an dieser Stelle eingreifen oder die Frau ihrem Schicksal überlassen. Dabei ist es nicht einmal nötig selbst einzugreifen, sondern dank Ctos einen Stromkasten in deren unmittelbarer Nähe zum Explodieren zu bringen und der Frau so zur Flucht verhelfen. Unser Ansehen steigt … noch!
Als nächstes bemerken wir, dass wir selbst gehackt werden und sich jemand Zugriff auf unser Smartphone verschafft. Wir machen uns sofort auf die Suche nach dem Hacker und können ihn nach wenigen Meter und dank Hilfe des Zugriffs auf diverse Kameras in der Stadt schnell ausfindig machen und ihn verfolgen. Dabei stehen uns sogar sämtliche Autos oder Motorräder zur Verfügung, die natürlich gehackt und entwendet werden können. Den Hacker ausfindig gemacht, kommt es zu einer offenen Konfrontation, Schüsse fallen und die unmittelbare Umgebung bricht in Panik aus. Es dauert nur wenige Sekunden, da ist unser Gesicht in allen TV-Sendern zu sehen und wir sind jetzt alles andere als sicher auf den Straßen. Wir flüchten daher, schalten zu unserem Vorteil alle Ampeln auf Grün und setzen uns in eine Seitengasse ab, um dort den Hacker zu stellen und ihn in eine Falle zu locken. Anders als geplant, wurden wir hier jedoch von ihm überfahren und sind somit aus dem Spiel. Zur großen Überraschung wurde unser Hacker als zweiter Spieler enttarnt, der in einem Nebenraum ins Spiel eingestiegen ist und auf uns Jagd gemacht hat. Dafür gab es direkt Applaus von allen!
„Auch wenn über die Story von Watch_Dogs kaum etwas bekannt ist und bisher nur das Konzept vorgestellt wurde, kann allein dies schon überzeugen. Nach der Präsentation hat sich meine Meinung über das Spiel um 180 Grad gewendet. Die nahezu endlosen Möglichkeiten, alles in der Stadt kontrollieren zu können und zu seinem Vorteil zu nutzen, sämtliche Informationen über fremde Bürger abzurufen, Ampeln zu schalten wie es einem beliebt, in Geschehnissen einzugreifen oder sich in Kameras zu hacken, erzeugen eine beängstigende Vorstellung der Zukunft, auf die wir offenbar selbst unmittelbar zusteuern. Watch_Dogs erscheint wie ein riesiger Spielplatz für Technik-Freaks, in dem nichts unmöglich erscheint.“
Einschätzung: Sehr gut!
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