Furchtlos, tödlich und unaufhaltsam! Nach mehreren Jahren Abstinenz kehrt einer der wohl berühmtesten Killer zurück auf die Bühne, der „Original Assassins“, auch bekannt als Agent 47. Verraten von denjenigen, denen er vertraut hat und gejagt von der Polizei, befindet ihr euch in „Hitman: Absolution“ inmitten einer Verschwörung wieder und auf der Suche nach der Wahrheit in einer durch und durch korrupten Welt. Schafft es Agent 47 dabei seinem Image gerecht zu werden oder bleibt am Ende nur ein Stümper von einem Möchtegernkiller zurück?
Schon die ersten Minuten von „Hitman: Absolution“ lassen nur erahnen, was euch die nächsten Stunden erwarten. Eine düstere Atmosphäre, die schon fast eine depressive Stimmung erzeugt und dennoch interessant genug erscheint, sich da hineinstürzen zu wollen. Euer erster Auftrag führt euch nach Chicago. Eure ehemalige Informantin, Diana Burnwood, hat die Agentur und den Codex verraten, alle Kommunikationswege blockiert und sämtliche Agenten auffliegen lassen. Burnwood nutzte das Chaos, um unterzutauchen, aber nachdem sich die Agency neu formiert hat, ist es Agent 47´s Auftrag, sie ausfindig zu machen und zu eliminieren. Sie am Leben zu lassen, stellt ein zu großes Risiko für die Agency dar. In den letzten Atemzügen von Diana erhaltet ihr bis dahin noch unverständliche und verwirrende Hinweise über die Agency sowie die Bitte, ein kleines Mädchen namens Victoria vor dieser zu verstecken und sie zu beschützen, der offenbar das gleiche „Schicksal“ droht wie euch. Nachdem ihr Victoria in Sicherheit bringen konntet und euch selbst damit von der Agency absetzt, werdet ihr wieder zum Gejagten. Die Story, die sich zum großen Teil darum dreht, Victoria zu beschützen oder die Hintermänner aufzuspüren, die sie jagen, läuft aus unserer Sicht große Gefahr in den Hintergrund zu rücken. Bei den Aufträgen hat man zumeist nur sein Ziel vor Augen, das man aufspüren oder töten soll, um die Story voran zu bringen, aber innerhalb der Level geht es einfach darum, alles so geschickt wie möglich umzusetzen oder so viele optionale Ziele wie möglich zu erledigen, so dass man auch schon mal eine ganze Weile damit beschäftigt sein kann. Die Geschichte selbst wird zum großen Teil nur in den Zwischensequenzen erzählt und kommt daher innerhalb der Level kaum zum Tragen.
Dennoch stehen euch nun 20 Aufträge bevor, die es zu erledigen gilt. Wie ihr das angeht, ist natürlich individuell und euch selbst überlassen. Hier setzt IO Interactive auf euren persönlichen PlayStyle – Stealth oder Action. Für gewöhnlich gibt es ein primäres Ziel, das es so elegant wie möglich zu töten gilt. Sprengstoff sollte daher nicht immer eure erste Wahl sein. Ohnehin ist es schwierig, sich ohne großes Aufsehen bis an das Ziel heranzuschleichen. Ihr müsst Umwege nehmen, durch Luftschächte kriechen, Ablenkungsmanöver starten oder euch in Verkleidungen stecken. Nehmen wir das Neujahrsfest: Viele Menschen auf einem Platz und ideal, um sich unter ihnen zu verstecken. Es gilt drei Ziele möglichst unbemerkt zu töten. Beobachtet man deren Verhaltensweisen und folgt ihnen, erwischt man sie garantiert irgendwann an einem abgelegen Ort. Ihr könnt euch heranschleichen und sie von hinten mit einem Genickbruch killen, leise aus der Deckung und unbemerkt erschießen, einen Kellerschacht herunterstoßen oder sie in einen offenen Nahkampf verwickeln. Man sollte dabei stets sein Umgebung im Auge behalte, denn wird man erwischt, wird es umso schwieriger zu entkommen. Habt ihr euer Ziel aus dem Weg geräumt, sollte man dafür sorgen, dieses auch zu entsorgen, damit nicht zufällig andere Leute darauf aufmerksam werden und Alarm schlagen. Der genau entgegengesetzte Weg ist es natürlich seine Feinde mit einem großen Knall von der Bildfläche zu katapultieren. Wer gerne im Rampenlicht steht, wählt wahrscheinlich diesen Weg und hat unter anderem die Möglichkeit, C4 Sprengfallen oder ähnliches zu legen. Die Aufmerksamkeit ist euch so gewiss, aber den sicheren Ausgang zu erreichen, wird dadurch deutlich schwieriger.
Während eures Auftrags steht auch eine Vielzahl von optionalen Zielen zu Verfügung. Einfach so das Level zu betreten, sein Ziel zu erledigen und abhauen, ist natürlich nur was für „Profikiller in Ausbildung“ und schöpft das Potenzial von „Hitman: Absolution“ keinesfalls aus. Jeder Auftrag hat bis zu über 30 optionale Ziele, die beachtet und absolviert werden können. Das reicht vom Auffinden aller möglichen Waffen, das Anziehen verschiedenster Verkleidungen, kein ‚Nicht-Ziel‘ töten, Beweise sammeln oder den Auftrag komplett unentdeckt erledigen. Gerade diese vielen Optionen machen „Hitman: Absolution“ zu einem Spiel, an dem man wirklich lange Spaß haben kann und das einen sehr, sehr hohen Wiederspielwert mit sich bringt. Alle Ziele mit einem Durchlauf zu schaffen, ist ohnehin nicht möglich, so dass man eine Mission mehrmals spielen muss. Über 250 von diesen optionalen Herausforderungen gilt es letztendlich zu erledigen, die obendrein verschiedene Belohnungen mit sich bringen.
Was wäre in echter Killer ohne richtige Waffen? Eigentlich ein Niemand, weshalb Agent 47 gleich ein ganzes Repertoire davon besitzt. Das reicht von der einfachen Handfeuerwaffe, bis zu einem Scharfschützengewehr oder am besten doch gleich die beiden „Silverballers“. Diese lassen sich sogar individuell aufrüsten, wie etwa mit einem Schalldämpfer, besserer oder ruhiger Zielgenauigkeit, schnelleres Nachladen usw., was letztendlich über 100 Variationen ergibt. Darüber hinaus gibt es rund 80 improvisierte Waffen, die Agent 47 in der Umgebung nutzen kann, etwa Benzinkanister, die bei Treffern explodieren oder ein Kronleuchter, der von oben auf eure Gegner stürzt. Gerade diese improvisierten Tötungsmethoden steigern den Spaß am Killer-sein enorm. Unser Lieblingswerkzeug ist dabei immer noch die Klavierseite, die sich nach dem Erwürgen auch hervorragend dazu eignet, seinen Gegner gleich wegzuschleifen. Wer möchte sich auch schon die Finger schmutzig machen?
Ein weiteres interessantes Feature ist der neue „Instinct Mode“. Durch die jahrelange Erfahrung als Profikiller habt ihr euch sozusagen schon fast hellseherische Fähigkeiten angeeignet und könnt die Schritte eurer Gegner vorhersehen. Vor allem, wenn ihr den Stealth-Style bevorzugt, wird euch der „Instinct Mode“ nützlich sein. So könnt ihr zum Beispiel den Weg eures Gegners analysieren und gekonnt an ihm vorbeischleichen. Ihr könnt wichtige Ziele oder Hinweise ausspähen oder Geheimnisse aufspüren. Am interessantes wird der „Instinct Mode“ aber erst, wenn ihr das „Point Shooting“ nutzt. Alles um euch herum verlangsamt sich, ihr könnt gleich mehrere Ziele anvisieren und diese dann mit nur einem Knopfdruck ausschalten, was in einer coolen Slow-Motion Sequenz vor euch abläuft, wenn die Köpfe eurer Gegner mit Kugeln nur so durchschlagen werden. Mit dem „Instinct Mode“ erhält man dieses gewisse Gefühl, seinem Gegner immer voraus zu sein, ja sogar schon etwas übermächtig. Das Gefühl, in die Rolle eines wahren Profikillers zu schlüpfen.
Der zweite große Part von „Hitman: Absolution“ ist der Contracts Mode; der Online-Modus des Spiels. Dieser wurde auf der gamescom in diesem Jahr vorgestellt und bereits ausgiebig gezeigt. Hier habt ihr die Möglichkeit eure eigenen Aufträge zu erstellen, eine Umgebung zu wählen, Ziele zu bestimmen, Waffen festzulegen, den bevorzugten PlayStyle oder die Zeit. IO Interactive verzichtet dabei auf einen umständliche Editor und löst das Ganze so, in dem ihr den Aufragt zunächst selbst spielt und alles in Echtzeit erstellt. Seid ihr der Meinung, ihr habt einen fordernden Auftrag zusammen, könnt ihr diesen online zur Verfügung stellen. Die Aufträge können zu jederzeit von anderen Spielern abgerufen werden, so dass es nicht notwendig ist, selbst online zu sein. IO Interactive hat darüber hinaus bereits erste vorgefertigte Aufträge zur Verfügung gestellt, die von den besten „Killern“ im Studio entworfen wurden. Im Laufe der Story werden zudem immer weitere Inhalte freigeschaltet, die nachher im Contract Modus eingesetzt werden können. Der Contract Modus hat in unseren Augen das Zeug zu einer echten Community. Die Ideen sind nahezu grenzenlos und bieten dank der vielen freischaltbaren Inhalte, immer wieder neues Futter zum Erstellen neuer Aufträge.
Zwar besteht „Hitman: Absolution“ im Grunde nur aus zwei Spielmodi, die sich zudem noch sehr ähnlich sind, aber innerhalb dieser gibt es quasi Tonnen an Inhalten, die für ausreichend Spielspaß sorgen. Alleine die über 250 Ziele und optionalen Ziele dürften einen über Wochen beschäftigen, vor allem dann, wenn man es in allen fünf Schwierigkeitsgraden versucht. Gleichzeitig wird eure Leistung stetig mit denen eurer Freunde vergleichen, so dass es auch hier immer einen Anreiz gibt, diese zu überbieten. Weiterhin könnt ihr jede Menge interessanter Dinge und Easter Eggs innerhalb der Level finden. Das reicht von verrückten Outfits, wie dem eines Eichhörnchens oder der Teufelsmaske aus „Hitman: Blood Money“, bis hin zu Personen, die hin und wieder etwas interessantes zu erzählen haben. Das hilft euch sogar dabei, euren Auftrag zu erfüllen, denn oft sind hier nützliche Tipps dabei.
Gameplay-technisch kann „Hitman: Absolution“ einen schon mal etwas überfordern. Die Tasten sind schon fast überbelegt mit Doppelfunktionen, so dass man teils sogar nach mehreren Spielstunden überlegen muss, wie nun etwas funktionierte. Letztendlich funktioniert es aber, auch wenn man sich nur schwer damit anfreunden kann. Gelegentlich störte uns die Kamerasicht, die sich von alleine nicht immer optimal ausrichtet, so zum Beispiel, wenn ihr einen Gegner aus dem Hinterhalt angreift und Quicktime-Buttons gedrückt werden müssen. Die Third-Person Ansicht erlaubt zudem viele der typischen Interaktionen, wie Deckung suchen, flach an Wänden vorbei laufen oder um Ecken herum zu schauen. Im Gesamten spielt sich „Hitman: Absolution“ gut und flüssig, wohl auch, weil Agent 47 alles sehr, sehr ruhig angeht. Selbst schnelleres Rennen ist fast noch ein bequemer Spaziergang für ihn und die gewohnte Lässigkeit eines Profikillers kommt in ihm durch.
Optisch setzt man bei „Hitman: Absolution“ auf die GLACIER 2 Engine sowie einen stilisierten hyper-realistischen Style, der eine düstere, aber dennoch interessante Atmosphäre erschafft. Hohe Kontraste und kräftige Farben prägen das Bild und sorgen für abwechslungsreiche und detaillierte Level. Ihr startet in einem geradezu idyllischen Sommergarten, durchstreift das Nachtleben von Chinatown oder besucht das etwas verschlafene Nest Hope, das von der Serie „Twin Peaks“ inspiriert wurde. Euch erwartet ein stimmiges Gesamtbild mit tollen und aufwendigen Zwischensequenzen. Betrachtet man im Spiel alles etwas näher, fallen jedoch hin und wieder matschige Texturen auf, vor allem in der Entfernung, sowie wäre sicherlich auch etwas mehr bei der Kantenglättung drin gewesen. Vergleicht man Hitman mit anderen aktuellen Spielen, wie „Assassins Creed III“, sieht man deutlich, in wie weit man grafisch eigentlich noch gehen kann. Dafür überzeugt „Hitman: Absolution“ wieder mit seiner Lebendigkeit. An jeder Ecke im Spiel ist irgendetwas los. Menschenmassen, die sich durch die Gegend bewegen und individuell auf euch reagieren. Auch das kann man gut mit „Assassins Creed“ vergleichen. Letztendlich macht „Hitman: Absolution“ einen hervorragenden Eindruck auf uns, bei dem es nur wenig zu beanstanden gibt.
Bleibt noch der Sound zu erwähnen. Schon vorab hat Square Enix ein hochkarätiges Synchronsprecher Line-Up bekannt gegeben, das auch in der deutschen Fassung zu überzeugen weiß. Hinzu kommt ein absolut gelungener Soundtrack, der im Hintergrund läuft und ein Repertoire von leicht melancholischen und adrenalinsteigernden Sounds umfasst. Dieser wird passend zu jeder Situation und Stimmung im Spiel eingespielt, so dass ohnehin schon spannende Momente noch weiter gesteigert werden. Teilweise hat man das Gefühl, man sieht sich gerade einen gruseligen Horrorfilm an und wartet nur darauf, dass der Killer aus dem nächsten Schrank gesprungen kommt, was zum Teil einige Schreckmomente beinhaltet. In dem Punkt weiß IO Interactive ebenfalls zur überzeugen.