In der Vergangenheit gab es viele Star Wars Titel, die auf ihre Art ein Gefühl für die Raumschlachten in TIE-Jägern und X-Flüglern vermitteln wollten, egal ob das klassische Star Wars X-Wing, die Star Wars Starfighter-Titel oder die Battlefront-Reihe, welche Raumschlachten zumindest als ein Feature implementiert hatten. Leider konnten letztere die Fans kaum überzeugen, es fehlten ihnen wesentliche Elemente, durch welche die Schlachten spannender und ansprechender geworden wären. Deshalb ruhten nun viele Hoffnungen auf dem überraschend angekündigten Star Wars: Squadrons, ebenfalls wieder aus dem Hause EA. Konnten Sie aus den Fehlern der Vergangenheit lernen?
Die zwei Seiten des Krieges
Die Story von Star Wars: Squadrons spielt auf beiden Seiten des Krieges, also auf der Seite der sogenannten Neuen Republik und der des Imperiums nach der Schlacht von Endor. Der Imperator wurde besiegt und das Imperium bricht auf Grund von Machtkämpfen, Streitigkeiten und Splittergruppen auseinander. Dennoch wollen sie ihre Machtposition nicht aufgeben und kämpfen weiter gegen die Republik um die Vorherrschaft. Im Fokus steht dabei das Project Starhawk, eine Geheimoperation der Neuen Republik, welche den Ausgang des Krieges maßgeblich beeinflussen soll. Wir wollen hier allerdings nicht zu viel verraten, können aber sagen, dass wir sehr gut unterhalten wurden und die Story mit einer Länge von knapp 20-25 Stunden auch eine gute Länge aufweist.
Wir erleben die Geschehnisse um die Story herum von beiden Seiten, was einen ganz neuen Blick auf die Geschehnisse werfen kann. Wir scannen Frachter, eskortieren Transporter und legen uns mit feindlichen Staffeln, Kreuzern oder ganzen Raumstationen an. Zur Verfügung stehen uns dabei vier verschiedene Klassen an Raumschiffen, so gibt es etwa die normalen TIE-Fighter und X-Wings, aber auch durchschlagende Bomber, flinke Jäger und helfende Unterstützer. Jede Klasse besitzt dabei ihre eigenen Vor- und Nachteile wie etwa Wendigkeit, Gesundheit und Durchschlagskraft. Darüber hinaus lassen sich alle Komponenten im Hangar anpassen, indem wir etwa die Bewaffnung ändern oder einen neuen Rumpf auswählen, wodurch Einfluss auf die Stats nehmen und uns damit besser auf bestimmte Situationen einstellen können. Neue Ausrüstung können wir mit besonderen Requisitionspunkten freischalten, welche wir mit jedem Levelaufstieg im Multiplayer erhalten. In der Story bekommen wir zwar meist vorgefertigte Ausrüstung spendiert, nur hin und wieder können wir hier Anpassungen vornehmen und rumprobieren, im Multiplayer haben wir aber freie Hand.
Me and my Squadron
Darüber hinaus wartet der Multiplayer von Star Wars: Squadrons mit drei wesentlichen Spielmodi auf uns. Hier gibt es zum Einstieg ein sehr ansprechend gestaltetes Training, welches uns in die wesentlichen Elemente der anderen beiden Modi einführt und uns Raum zum Üben und Experimentieren gibt. Als echten Spielmodi gibt es zum einen die Weltraumschlachten, ein Modus 5 gegen 5, in dem das klassische Team-Deathmatch gespielt wird. Welches Team hier zuerst 30 Kills erzielt gewinnt das Match. Ein toller Modus, gerade für kurze, pure Schlachten. Daneben gibt es den Modus Flottenkämpfe, ein Gefecht über drei Phasen, in denen wir es mit einem Sternenkreuzer bzw. Sternenzerstörer und zwei Begleitkreuzern aufnehmen. Je nachdem welche Seite die Oberhand hat arbeiten wir uns Stück für Stück durch die feindlichen Linien oder verteidigen unsere eigene Flotte, bis wir schließlich die großen Kreuzer unter Beschuss nehmen, vor allem die Subsysteme wie Schildgeneratoren oder das Zielsystem. Dieser Modi ist für uns das Highlight des Titels, da wir hier die meiste Unterhaltung geboten bekommen, da dort sowohl Taktik als auch Können Hand in Hand gehen. Je nach eigener Vorliebe können wir entweder auf KI-gesteuerte Feinde und Freunde zurückgreifen, oder, nachdem wir Level 5 erreicht haben, online ins Gefecht einsteigen. Verschiedene Kurzmitteilungen und Einstellungen zur Zielsuche geben uns die Möglichkeit unseren Squad zu leiten oder um Hilfe zu bitten.
Ein weiteres, wesentliches Element des Gameplays ist die Möglichkeit, aktiv in die Energieverteilung des Schiffes einzugreifen. In den Schiffen der Neuen Republik können wir die Energie zwischen den Schilden, Waffensystemen und dem Antrieb hin und her verteilen, sowie die Schildenergie auf Buck, Heck oder ebenfalls gleichmäßig verteilen. Auf Seite des Imperiums, deren Schiffe über keinen Schild verfügen, können wir nicht nur die normale Verteilung zwischen Waffen und Antrieb auswählen, sondern eine der beiden Komponenten ausschalten, während wir die andere überladen, um so entweder verheerenden Schaden anzurichten oder sehr schnell aus einer brenzligen Situation zu entkommen. Alle diese Möglichkeiten können je nach Situation deutlich über Sieg und Niederlage entscheiden und sollten daher sehr beherrscht eingesetzt werden.
Insgesamt machen der Aufbau von Story und Multiplayer von Star Wars: Squadrons einen guten Eindruck. Wir bekommen eine ansprechende Geschichte geboten, die gekonnt an die Geschehnisse von Die Rückkehr der Jedi-Ritter anknüpft und dabei schön sowohl die Seite der Neuen Republik als auch die des Imperiums in Szene setzt. Gerade wenn wir im Hangar mit den anderen Crewmitgliedern sprechen bekommen wir den ein oder anderen schönen Einblick in deren Gefühlslage geboten, den man so sonst eher selten kennt. Darüber hinaus bietet der Multiplayer viele der Elemente, die wir uns in der Vergangenheit oft gewünscht, aber nur selten bekommen haben. Gerade die vielen Anpassungsmöglichkeiten und der Modus Flottenkampf haben uns überzeugt, ebenso wie die Verteilung der Energie. Was an dieser Stelle besonders hervorgehoben werden sollte: EA verzichtet komplett auf Mikrotransaktionen, eine Entscheidung, die man so eigentlich kaum von EA kennt, aber eine gute Entscheidung.
Pimp my Ship
Im Grunde gibt es nur zwei Arten von Umgebung, in der wir uns bewegen. Auf der einen Seite gibt es den Hangar, in dem wir unser Schiff betrachten, unsere Ausrüstung ändern, im Singleplayer mit unserem Squad sprechen und an Missionsbesprechungen teilnehmen. Auf der anderen Seite gibt es den weiten, weiten Weltraum, den wir aus dem Inneren unseres Jägers sehen können. Hier gibt es leere Umgebungen, große Raumstationen oder beengte Asteroidenfelder, durch die wir hindurch jagen. Die verschiedenen Level sind dabei sehr schön gestaltet und bieten einiges zu entdecken und lassen sich ggf. gut nutzen, um Raketen auszuweichen und Feinde auszutricksen. Leider gibt es nur eine Hand voll Umgebungen, vielleicht liefert EA ja hier noch nach und bringt weitere Welten ins Spiel ein.
Auch innerhalb des Schiffes gibt es viel zu entdecken. Überall finden sich verschiedene Elemente, welche etwa die Verteilung der Energie darstellen, den Zustand des Schiffes widerspiegeln oder den Stand der Munition, wie etwa Raketen, Bomben oder Reparaturkits. Darüber hinaus kann das Innere mit Anhängern und Deko-Objekten verschönert werden, um die Cockpits etwas persönlicher zu gestalten. Die Objekte lassen sich entweder über das Erfüllen bestimmter Ziele freischalten oder müssen mit Ruhm-Punkten gekauft werden.
Wer das Innere des Cockpits noch ein wenig mehr begutachten möchte, der greift am besten zur PlayStation VR und taucht noch tiefer in das Erlebnis ein. Wir sind mittendrin und bekommen eine außergewöhnliche Erfahrung geboten, von der wahrscheinlich viele schon immer geträumt haben. Auch im Kampf ist die Nutzung von VR sehr hilfreich, denn so können wir umhersehen und Feinde besser im Blick halten. Zudem ist der Titel auch in Sachen Motion Sickness sehr zuvorkommend und verschont uns in der Regel davon.
Alles in allem verspricht Star Wars: Squadrons eine sehr gute Spielerfahrung. Die Umgebungen sehen sehr ansprechend aus, sind verhältnismäßig abwechslungsreich und bieten das ein oder andere besondere Detail. Hinzu kommt das ansprechende Design der Kampfschiffe mit allen darin verbauten Elementen, die es zu erforschen gibt. Abgerundet wird das ganze mit einer guten Bildqualität, die kaum Wünsche offen lässt, und einer ansprechenden Sound-Untermalung sowie einer guten Synchronisation. Dadurch bekommen wir eine rundum sehr ansprechende Atmosphäre geboten, der wir uns gerne hingeben und uns viel Freude bereitet. Der einzige Kritikpunkt ist, dass es unserer Ansicht nach leider zu wenig Level gibt, in paar mehr Umgebungen wären durchaus schön gewesen. Dafür bekommen wir eine tolle VR-Erfahrung, die viel zu bieten hat und absolut überzeuge kann.