Astro Bot: Kinderspiel oder Kult? – Warum das inoffizielle Maskottchen ein Identitätsproblem hat

Astro Bot will mehr sein als bloß PlayStation-Fanservice – doch reicht kindlicher Charme, um ein echtes Maskottchen für erwachsene Gamer zu werden?

Niklas Bender
Freelancer und Editor-in-Chief bei PlayFront.de seit 2022. Liebe die PS5, zocke quer durch alle Genres und eine Schwäche für humorvolle Texte – Sarkasmus inklusive.
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„Wir wollen, dass Astro Bot eine eigene Identität hat“, sagt Nicolas Doucet, Game Director von „Astro Bot“. Klingt gut. Aber Hand aufs Herz – hat „Astro Bot“ überhaupt eine echte Identität, die über „putziger PlayStation-Fanservice für ein jüngeres Publikum“ hinausgeht? Oder klammert sich Sony einfach an ein knuddeliges Maskottchen, weil Mario und Sonic halt leider schon vergeben sind?

Astros Identitätskrise zwischen Nostalgie und Eigenständigkeit

Nach dem charmanten „Astro’s Playroom„, das als Tech-Demo für den DualSense-Controller begann und sich überraschend zum heimlichen Star des PS5-Launches mauserte, folgte „Astro Bot“ – ein Spiel, das die gesamte PlayStation-Geschichte zu einem bunten, nostalgischen Zuckerflash kondensierte. Für Fans der Marke ein liebevolles Fest. Für alle anderen? Naja. Ein Spiel mit schwebenden Plattformen, leuchtenden Farben und einer Hauptfigur, die nicht spricht, dafür aber umso süßer zwinkert. Einmal Mario Galaxy zum Mitnehmen bitte – nur in Blau-Weiß.

Doucet und Team Asobi stehen nun vor einem echten Dilemma: Astro Bot ist kein Charakter, der sich von selbst trägt. Ohne PlayStation-Referenzen, Tonnen an Cameo-Auftritten, ohne DualSense-Gimmicks, ohne easteregg-gefütterten Nostalgie-Faktor bleibt ein Spiel, das technisch sauber ist, aber stilistisch auf einem Level mit einem Samstagmorgen-Cartoon hängt. Und das ist vielleicht das wahre Problem: „Astro Bot“ richtet sich primär an ein jüngeres Publikum – oder an Erwachsene, die gerne so tun, als wären sie wieder acht. Damit steht es diametral zum sonstigen PlayStation-Portfolio, das sich eher mit düsteren Abenteuern (The Last of Us, God of War) oder cineastischen Blockbustern schmückt.

Warum Astro nicht ins klassische PlayStation-Profil passt

Dass Doucet trotzdem von einer „eigenständigen Identität“ für Astro spricht, wirkt fast naiv. Oder mutig. Oder beides. Denn was ist „Astro Bot“ ohne PlayStation-Fanservice? Kein „Horizon“, kein „Uncharted“, kein „God of War“. Und vor allem kein Spiel, das das Core-Publikum der PS5 von der Couch reißt. Die Vorstellung, „Astro Bot“ eines Tages in einer Reihe mit den großen Franchises zu sehen, ist nett – aber realistisch? Die bislang einzige Rechtfertigung: Wir wollen ein breit gefächertes Portfolio!

Klar, „Astro Bot“ ist kompetent, charmant und technisch makellos. Aber es bleibt auch ein Spiel, das stark davon lebt, dass man die Marke PlayStation bereits liebt. Das ist nicht schlimm – viele Maskottchen funktionieren so. Nur sollte man sich nicht vormachen, dass da mehr dahintersteckt als ein exzellent produzierter, aber letztlich zahmer Plattformer, der sich nicht entscheiden kann, ob er bloß feiern oder etwas Eigenes sein will.

Vielleicht ist die Wahrheit: „Astro Bot“ ist nicht überbewertet – es ist überambitioniert. Und manchmal reicht es eben nicht, nur süß zu sein. Für meinen Teil kann ich den Hype kaum nachvollziehen. Der Erfolg sei Sony natürlich gegönnt, auf mich wirkt es jedoch eher wie Wunschdenken und der verzweifelte Versuch, ein Maskottchen mit Bedeutung aufzuladen, das bislang vor allem durch Fremdreferenzen glänzt.

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