Auf beiden aktuellen Plattformen scheint es momentan gang und gäbe zu sein, vor dem ersten neuen Teil einer alten Serie den oder die Vorgänger neu aufzulegen. Unter entsprechenden News liest man dann meist Kommentare wie: „Och nöö, schon wieder ein Port!“.
Auch wir haben hin und wieder schon mal gestöhnt, wenn ein zwar gutes, aber nicht überragendes Spiel als Neuauflage für die Playstation 4 angekündigt wurde. Als jedoch die ersten Gerüchte zu einer Uncharted Collection mit allen drei Teilen auf einer Disc auftauchten, waren wir schnell Feuer und Flamme diese absoluten Meisterwerke erneut in voller HD-Auflösung genießen zu können. So konnten wir es kaum erwarten uns erneut auf Schatzsuche zu begeben, als unser Testmuster im Briefkasten eintrudelte. Nach der Veröffentlichung des Day-1-Patches haben wir uns erneut für einige Stunden ins Abenteuer gestürzt, um euch nun unseren abschließenden Test zu präsentieren. Ohne euch auf die Folter spannen zu wollen: Dass sich unsere Hoffnungen auf eine würdige Portierung bewahrheitet haben, können wir euch direkt mit einem eindeutigen „JA!“ beantworten. Die Gründe, wieso die „Nathan Drake Collection“ sowohl Neulinge als auch Kenner der Serie perfekt auf den im März 2016 erscheinenden Nachfolger einstimmt, verraten wir euch in unserem Test.
Neu bei Uncharted? Ein grober Überblick
Besitzer der Playstation 3 werden quasi unmöglich an der Uncharted-Reihe vorbeigekommen sein. Trotzdem gibt es einige, die erst mit der aktuellen Generation in das Playstation-Universum eingetaucht sind. Für diese möchten wir nun kurz erläutern, was euch spielerisch erwartet. Bei Uncharted handelt es sich um ein Action-Adventure, welches auf eine ausgewogene Mischung aus Klettern, Rätseln, Ballerei und ein wenig Schleichen setzt. Je nach Teil verlagern sich diese Elemente ein wenig. Insgesamt kann der zweite durch seine schnelle Erzählweise eindeutig als der beste Ableger angesehen werden, auch wenn der erste auf der damals neuen PS3 bereits Maßstäbe setzte und der dritte die Serie – bis dato – würdig abschloss. Stimmige Zwischensequenzen mit guten Synchronsprechern und eine durchaus mit überraschenden Wendungen behaftete Story, welche nicht allzu realistisch erwartet werden sollte, setzen die Serie beeindruckend in Szene. Fans von Indiana Jones kommen voll und ganz auf ihre Kosten, ohne einen billigen Abklatsch von Tomb Raider vorgesetzt zu bekommen. Die Uncharted-Reihe zeichnet sich somit durch abwechslungsreiche Passagen und eine spannende, authentische Geschichte aus, die man schnellstmöglich erleben, man kann fast sagen „fressen“ möchte.
Das Technikupgrade
Man mag es kaum glauben, aber es ist mittlerweile fast acht Jahre her, dass uns Naughty Dog zum ersten Mal mit dem Protagonisten Nathan Drake auf die Suche nach den größten Schätzen der Geschichte geschickt hat. Dies scheint umso unglaublicher, wenn man nach dem Starten der Collection den ersten Teil auswählt und die aufgehübschte Grafik bewundern kann. Klar, man sieht dem Spiel direkt an, dass es ursprünglich 2007 entwickelt wurde. Ein paar Texturen bleiben ein wenig detailarm und lassen ein gewisses Alter erahnen. Spieler, welche bereits auf der PS3 in den Genuss des damaligen Überraschungshits kamen, werden jedoch sofort die deutlich besseren Charaktermodelle bestaunen können. Diese wurden dem Stand der damals schon grafisch deutlich besseren Nachfolger angepasst. Durch die volle HD-Auflösung und die sauberen 60 fps wirkt das ganze Spiel zudem deutlich klarer und damit plastischer.
Richtig gestaunt haben wir jedoch erst in der ersten mysteriösen Ruine, die ihr kurz nach Spielbeginn erforschen müsst. Hier sieht man, welche Arbeit das für den Port verantwortliche Entwicklerstudio Bluepoint Games in die Aufwertung der Grafik gesteckt hat. Extrem detaillierte Texturen und verbesserte Lichteffekte lassen zeitweise den Eindruck erwecken, als befände man sich inmitten einer aktuellen Neuentwicklung. Hut ab! Lediglich im Freien stößt das Spiel trotz aufgebohrter Sichtweite an seine altersbedingten Grenzen. Doch auch dort machen alle drei Teile einen guten Eindruck. Wer alle Teile bereits auf der Playstation 3 gespielt hat, der sollte von den beiden letzten Teilen trotz einiger schicker Feinheiten jedoch nicht zu viel erwarten. Zu gut sahen diese bereits damals schon aus. Insgesamt hätten wir uns daher an manchen Stellen vielleicht ein wenig mehr Grafikupdates gewünscht, diese aber nie erwartet. Man ist eben doch einfach ein bisschen zu verwöhnt von aktuellen Grafikperlen. Objektiv betrachtet wäre eine bessere grafische Portierung wohl kaum möglich gewesen. Daher wurde hier – bis auf ein paar kleine vernachlässigbare Darstellungsfehler, die auch nach dem Installieren des Day-1-Patch auftraten – alles richtig gemacht. Dies hat man auch bei der Portierung des Sounds. Dieser wirkte auf unserer Anlage insgesamt noch dynamischer und kraftvoller als bisher und lässt keine Wünsche offen. Der Soundtrack ist wahrlich eines großen Hollywood-Filmes würdig und verursachte hier und da eine leichte Gänsehaut bei uns. Großartig! Als zusätzliches Schmankerl lassen sich zum Finetuning ausführliche Einstellungen für das Heimkino treffen, welche wir so auf einer Konsole bisher noch nicht gesehen haben. Somit gibt es hierfür absolut verdient die Bestnote von uns.
Spielerische Neuerungen
Neben dem offensichtlichen Grafikupdate werden weitere Extras geboten, die Veteranen der Reihe vom erneuten Kauf überzeugen könnten. Wer damals den bereits sehr knackigen höchsten Schwierigkeitsgrad bezwingen konnte und nach neun Herausforderungen sucht, der wird in der Collection nun fündig. So wurde ein noch höherer hinzugefügt, der nun knapp doppelt so schnell zu eurem Ableben führt. Eine echt harte Nuss, an die wir uns zugegeben nicht trauen werden. Auch der Speedrun-Modus, in dem eure Zeit gemessen und auf Bestenlisten festgehalten wird, wird viele Spieler zum mehrmaligen Durchspielen bewegen. Um zusätzliche Reize zu bieten, erhalten Trophäenjäger für das Abschließen des neuen Schwierigkeitsgrades und erfüllen bestimmter Zeiten Bonustrophäen, welche durch eine eigenständige Auflistung eines somit enthaltenen „DLC“ nicht Teil der Platin-Trophäen sind (richtig gehört, es sind mehrere, nämlich jeweils eine pro Teil der Reihe). Eine ungewöhnliche und bisher noch nicht gesehene, unserer Meinung aber sehr schöne Lösung für absolute Hardcore-Spieler. Neu motivieren können auch die immer wieder automatisch eingeblendeten Statistiken von euch und euren Freunden in Form von Ranglisten. So taucht am rechten unteren Bildschirmrand nach der entsprechenden Aktion hin und wieder beispielsweise auf, wie oft ihr einen Gegner unentdeckt ausgeschaltet habt. Wenn dies im Spielverlauf stört, kann die Funktion im Optionsmenü auch deaktiviert werden. Dort lässt sich übrigens auch der neue Fotomodus aktivieren, welcher euch außerhalb der Zwischensequenzen zu jeder Zeit auf Knopfdruck einen perfekten Schnappschuss des Moments einfangen lässt. Durch das freie Bewegen der Kamera und mehrere Filter lassen sich hiermit tolle Aufnahmen machen – eine gewisse Geduld vorausgesetzt.
Zum Schluss noch eine traurige aber durchaus verkraftbare Nachricht für Multiplayer-Fans: Während Teil zwei und drei früher über kompetitive und kooperative Spielmodi verfügten, wurden diese in der Collection komplett gestrichen. Diese waren zwar durchaus spaßig, aber tatsächlich doch nur kurzweilige Beigaben, die man nicht schmerzlich vermissen sollte. Der Fokus von Uncharted lag schon immer beim Einzelspieler, mit dem man ja nun gleich drei auf einer Disc erhält.
Entwickler: Bluepoint Games / Naughty Dog
Publisher: Sony Computer Entertainment
Release: 07. Oktober 2015
Offizielle Homepage: www.uncharted.playstation.de
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