Einer der außergewöhnlichsten Spiele der PS3-Generation, das emotionale Drama „Beyond: Two Souls“ von Quantic Dream, erblickt das Licht auf PlayStation 4 und lädt alle Fans zum nochmaligen Spielen ein. Für all diejenigen, an denen das Spiel damals vorbeiging, bietet sich nun die Chance, einen Blick auf die eher ungewöhnliche Art und Weise zu werfen, wie Quantic Dream eine Story erzählt.
Ob nun Spiel oder doch eher Film, diese Ansicht hat sich in den letzten Monaten stark gewandelt, wird inzwischen immer öfter akzeptiert und immer öfter auch von Entwicklern eingesetzt, siehe zuletzt „Life is Strange“ von DontNod Entertainment. Es hat sich offenbar doch bewährt, durch rudimentärere Gameplay-Mechaniken und abseits von komplexen Steuerungseingaben dem Spieler eine Story noch näher zu bringen und diesen darin zu fesseln.
Noch immer faszinierend …
Die Story von „Beyond: Two Souls“ dürfte weitestgehend bekannt sein, in der ihr der jungen Jodie Holmes folgt, gespielt von Ellen Page, die bereits als Kleinkind feststellt, dass sie irgendwie anders ist und besondere Kräfte besitzt. Eine überirdische Existenz namens Aiden umgibt Jodie, verbunden durch ein unsichtbares Band, der als Spielkamerad, Freund und Beschützer auftritt und immer präsent ist. Genau darin liegt auch das Problem für Jodie, für die ein normales und soziales Leben kaum möglich erscheint und sie immer wieder schnell zum Außenseiter macht. Gleichzeitig ziehen ihre Kräfte das Interesse von Professor Nathan Dawkins auf sich, für dessen Rolle man damals Willem Dafoe verpflichten konnte. Dawkins erforscht das Paranormale und nimmt hierfür Jodie in seiner Forschungseinrichtung auf, nichtwissend, dass dieser äußerst fragwürdige Pläne mit ihr verfolgt und einen möglichen Schlüssel dafür in ihr gefunden hat.
Über insgesamt 15 Jahre begleitet ihr Jodie in „Beyond: Two Souls“ und nehmt dabei sowohl an glückliche Momenten, wie auch an absoluten Tiefpunkten ihres Lebens teil, erlebt eine facettenreiche junge Frau, unterschiedlichste Lebenssituationen und dramatischste Momente, die auch zwei Jahre nach dem original Release noch unglaublich zu faszinieren wissen. Man fühlt noch immer regelrecht mit Jodie und ihrem bewegtem Leben mit und fühlt sich dabei unglaublich mit ihrem Charakter verbunden. Besonders der Umstand, dass man das Spiel auf PlayStation 4 nun in chronologisch korrekter Reihenfolge spielen kann, macht es etwas leichter der Story zu folgen, auch wenn die teils großen Zeitsprünge darin nun deutlicher denn je werden. Wer Sci-Fi und Gruselgeschichte wie zum Beispiel „Poltergeist“ mag, und dabei meine ich nicht das 2015 Remake, findet in „Beyond: Two Souls“ das wohl bisher passendste, spielbare Pendant dazu.
Auch wenn „Beyond: Two Souls“ kein Spiel ist, das direkt auf Entscheidungen und Konsequenzen setzt, wie zum Beispiel zuvor „Heavy Rain“, offenbart euch das Spiel nun hinter jeder Szene, wie sich die anderen Spieler weltweit entschieden haben oder welchen Weg sie gegangen sind, ohne dabei jedoch die optionalen Wege zu spoilern.
Schön wie eh und je …
Bereits auf PlayStation 3 war „Beyond: Two Souls“ aus Sicht der grafischen Präsentation im Vergleich zu anderen Spielen Meilenweit voraus, nicht zuletzt durch den Umstand, dass die Engine hinter dem Spiel bereits im Hinblick auf die PlayStation 4 entwickelt wurde. Die Vorteile dieser Cross-Engine werden nun deutlich und „Beyond: Two Souls“ wirkt auf PS4 absolut zeitgemäß und steckt dabei auch noch so manch anderen Titel in die Tasche. Wie schon damals profitiert das Spiel von den teils häufig eingesetzten und fixierten Kameraeinstellungen, mit denen man grafisch auch wirklich alles herausholen kann, eine Technik, die zuletzt auch in „Until Dawn“ von Supermassive Games reihenweise für offene Münder sorgte. Klar, hier und da tanzt eine Textur auch mal aus der Reihe und wie schon damals hat man auch nicht jeden Nebenakteur bis in die kleinste Pore ausgeschmückt, dafür profitiert die PS4-Version nun von Technologien wie Motion Blur, Depth of Field, Bloom- und Special Effects. Zudem kommt nun auch volumetrische Beleuchtung und Soft-Schadows zum Einsatz, womit man insbesondere in dieser Generation sehr viel herumexperimentiert. Mit all diesen Zutaten wirkt das Remaster alles andere als veraltet und zählt damit zu den bisher schönsten Neuauflagen, welche die PS4 bislang gesehen hat.
Technische Upgrades …
Spielerisch ist und bleibt „Beyond: Two Souls“ vermutlich weiterhin eine Klasse für sich, wobei hier wieder die Frage nach Spiel oder eher Film aufkommt. Die richtige Antwort lautet ‚interaktives Drama‘, was bereit suggeriert, dass man hier spielerisch nicht das komplexeste Spiel erwarten sollte. Dies war ohnehin einer der größten Kritikpunkte, den sich „Beyond: Two Souls“ damals gefallen lassen musste, wobei dies auch viel damit zu tun hat, welche Erwartung man daran hat. Ist man ein Fan der Quantic Dream-Spiele, wird man daran nichts auszusetzen haben, für den Rest könnte es womöglich auch weiterhin etwas zu wenig sein. Meine Meinung zu damals hat da nicht verändert und das Gameplay steht für mich auch weiterhin eher an zweiter Stelle, wodurch man sich voll und ganz auf die Story konzentrieren kann. Es ist wahrlich nicht perfekt, insbesondere wenn man mal hin und wieder die Orientierung im Raum verliert, dennoch hat man für die PlayStation 4-Version auch in diesem Punkt nachgebessert und den Anspruch in einigen Kampfszenen nochmals angehoben und einige Actionsequenzen aufpoliert.
Gleiches gilt auch für die musikalische Untermalung und den Soundtrack. Beides wurde unter anderem vom inzwischen verstorbenen Komponisten Norman Corbeil umgesetzt und fügt sich harmonisch in das Spielgeschehen ein, unterstützt von einer erstklassigen und original Synchronsprecherriege. Harmonisch, seicht, mitfühlend – so lässt sich die akustische Präsentation von „Beyond: Two Souls“ beschreiben, die mitunter noch immer für echte Gänsehautmomente sorgt. Als besonderes PS4-Hightlight kommt zudem nun auch der DualShock 4 Controller Lautsprecher zum Einsatz, sobald ihr in die Rolle von Aiden schlüpft und somit für ein immersives Spielgefühl gesorgt wird.
Entwickler: Quantic Dream
Publisher: Sony Computer Entertainment
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: www.playstation.com
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