TEST: Dead Space 3 – Wenn der Horror auf der Strecke bleibt

By Trooper_D5X Add a Comment
11 Min Read

Mit etwas Sorge blickten wir der Veröffentlichung von ‚Dead Space 3‘ entgegen, da sich seit Wochen hartnäckig die Vermutung hält, dass sich der einstige Überraschungshit im Horror-Genre zu weit von seinen Wurzeln entfernt hat. Statements seitens Entwickler Visceral Games, dass das Spiel diesmal eine“ andere Art von Horror“ bietet oder das man genau diesen Faktor etwas entschärfen will, um mehr den Mainstream zu erreichen, ließen uns recht nervös werden. Schließlich war es genau das, was langjährige Dead Space Fans so sehr an dem Franchise schätzten, das damit sogar andere Vertreter wie ‚Resident Evil‘ oder ‚Silent Hill‘ übertraf und zu einer prägenden Serie dieser Generation wurde.

Zur Vorgeschichte verriet man bislang nur so viel, dass es euch auf den Eisplaneten Tau Volantis verschlägt, auf dem der Ursprung der Necromorph Infektion vermutet wird. Bis man es allerdings bis dahin geschafft hat, steht schon ein ganzer Haufen Arbeit an. Es verschlägt euch zunächst in die Vergangenheit, wo das Geheimnis der ‚Marker‘ liegt, wieder zurück in die Zukunft, wo diese inzwischen eine große Bedrohung darstellen, sowie darf man eine fantastische Weltraumodyssee erleben.

Die ersten Kapitel drehen sich fast ausschließlich darum, irgendwie nach Tau Volantis zu gelangen. Dass das mit einigen Herausforderungen verbunden ist, liegt natürlich auf der Hand und so kreist ihr die ersten Stunden des Spiels im Orbit des Planeten. Hier liegt ein wahrer Weltraumfriedhof vor euch, zwischen dem Issac Clarke und seine Crew versuchen ein Shuttleschiff wieder startklar zu machen, um damit auf dem Eisplaneten landen zu können. Es müssen massenhaft Bauteile, Generatoren oder Antriebe zusammengesammelt werden, wobei man sich dabei zwischen verschiedenen, teils völlig zerstörten Raumschiffen bewegt. Hier kommen bereits Erinnerungen an die ersten beiden Ableger der Serie auf, in dem ihr euch durch die dunklen Gänge der Schiffe bewegt, die zum Teil nur durch flackernde Lichter erhellt werden, mit unheimlichen Geräusche aufwarten und man hinter jeder Ecke das pure Grauen erwartet.

Zwar setzt man auch in ‚Dead Space 3‘ auf Schreckmomente am laufenden Band, aber mit der Zeit werden diese zu vorhersehbar. Hier hat man den Horror-Faktor unserer Meinung nach ziemlich verfehlt. Denkt man dabei an den ersten Teil zurück, in dem man ziellos durch die Gänge irrte, eine zerreißende Spannung aufgebaut hat und dann trotzdem nichts passiert ist. Dieses Gefühl des Unbehagens will in ‚Dead Space 3‘ nicht so wirklich aufkommen, da fast permanent Gegner aus den Wänden oder dem Boden springen und man in heftige Feuergefechte verwickelt wird. Weniger ist manchmal mehr dürfte hier vollkommen zutreffen. Setzt man dann noch auf den neuen CoOp-Part, ist der Horror-Faktor völlig dahin, da allein die Anwesenheit eines zweiten Charakters für eine gewisse Sicherheit sorgt. Die größte Angst bestand bei uns eigentlich darin, dass man bei der Masse an Gegnern oder aus Munitionsmangel versagt und alles noch einmal machen muss.

Beeindruckend hingegen fanden wir die Außenmissionen in der Schwerelosigkeit, bei dem man ein unglaubliches tolles Gefühl davon vermittelt bekommt, wie man frei im Orbit zwischen den ganzen Schrottteilen schwebt und dabei noch eine bombastische Aussicht auf Tau Volantis genießen kann. Insgesamt kann ‚Dead Space 3‘ bis zu diesem Punkt mit einer tollen Atmosphäre und einer guten Inszenierung beeindrucken, die euch von der ersten Minute an fesseln wird. Es ist zwar leider nicht mehr das gruselige Dead Space, das man bisher kannte, aber definitiv ein cooles Weltraumabenteuer.

Willkommen auf Tau Volantis

Habt ihr es dann irgendwann geschafft, mit einer Bruchlandung auf Tau Volantis zu landen, hat man auch die letzten Überreste eines beklemmenden und ängstlichen Gefühls ausgesiebt. Eine schneeweiße und felsige Landschaft liegt euch zu Füßen, die von heftigen Schneestürmen durchzogen wird. Statt düsterer Atmosphäre bekommt man hier beeindruckende Panoramabilder über den Planeten geboten sowie einen traumhaften Ausblick gen Himmel, der so gar nicht unheimlich wirkt.

Ihr macht euch auf die Suche nach eurer Crew, die hin und wieder durch die Begegnung mit Necromorph´s unterbrochen wird, die unter euren Füßen empor springen und für eine kurze Schrecksekunde sorgen. Hierzu trägt auch eine verstörende Soundkulisse bei, die euch permanent umgibt. Aber reicht das aus, um einem Dead Space gerecht zu werden? Leider nicht! Nicht einmal das Durchstreifen der Forschungsstation ist auch nur annähernd unheimlich. Die meiste Zeit ist alles gut im Blick und auch hier wiederholt sich das Schema von Monstern, die aus den Wänden springen, nur allzu häufig. Man kann schon fast vorhersehen, wann ihr euch in der nächsten Konfrontation befindet. Es ist bald eine Schande, dass sich Dead Space immer mehr dem anpasst, wovon es so oder so schon genügend auf dem Markt gibt. Hier wollte man ganz klar den Mainstream ansprechen anstatt den Fans der Serie treu zu bleiben.

Trotz der Enttäuschung, dass man mit ‚Dead Space 3‘ ziemlich stark vom Horror-Genre abgekommen ist, erwartet euch durchgehend eine interessante Story und ein aufregendes Abenteuer. Würde man das Spiel nicht aus Sicht der ersten beiden Teile sehen, erwartet euch eine erstklassige Umsetzung, sowohl in Story, Inszenierung und Gameplay. Anzumerken wäre hier noch, dass ‚Dead Space 3‘ deutlich offener aufgebaut ist als noch seine Vorgänger. Man kann mehr Ecken oder optionale Ziele erkunden und entscheiden, ob man diesen nachgeht oder erst später erledigen möchte. Am Ende warten auf einen zumeist neue Rüstungsteile oder weitere Rätsel, die es zu lösen gilt. Ein wenig drängt sich dabei aber auch das Gefühl auf, dass man zwanghaft versucht das Spiel in die Länge zu strecken, was angesichts der schwächeren zweiten Hälfte etwas unnötig erscheint.

Altbewährtes Gameplay

Eingefleischte Dead Space Fans werden es mit ‚Dead Space 3‘ nicht schwer haben den Einstieg zu finden. Das Gameplay wirkt vertraut, ebenso wie euer Waffenarsenal oder das Navigieren durch den Weltraum. Darüber hinaus hat Isaac ein paar neue Aktionen dazu gelernt, wie schnelleres Ausweichen. Leider hilft aber auch das nicht immer, so zum Beispiel im Kampf gegen riesige Monster, wo man im Vergleich zum Gegner doch ziemlich schwerfällig unterwegs und diesen hoffnungslos ausgeliefert ist. Das Ganze kann man natürlich versuchen mit seinem Stase zu kompensieren, das auch in ‚Dead Space 3‘ massig vorhanden ist und euch vor dem sicheren Tod durch Gegner bewahren kann.

Neu hinzugekommen ist ebenfalls die Möglichkeit, seine Waffen komplett selbst zusammenbauen zu können. Aus unzähligen Teilen, die ihr im Laufe des Spiels einsammelt könnt, lässt sich seine individuelle Waffe anpassen und aufrüsten. Wem das zu umständlich ist, kann auch auf Baupläne zurückgreifen, die sich hin und wieder finden lassen. Etwas nervig hingegen fanden wir, dass man im späteren Spielverlauf permanent damit beschäftigt ist, irgendetwas einsammeln und zusammenbauen zu müssen, um die Story voranzutreiben. Ein ewiges hin und her Laufen, mit ständig anhaltenden Gegnerwellen, lassen einem fast das Ziel vor Augen verlieren, wobei man hier wieder beim gekünstelten Strecken des Spiels angekommen wäre.

Der bereits angesprochene CooP-Modus stellt ebenfalls eine wesentliche Neuerung im Spiel dar und ersetzt den Multiplayer aus ‚Dead Space 2‘. Durch ein einfaches Drop-In und Out System könnt ihr zu jederzeit in die Story eines Freunde springen oder umgekehrt. Hier hat man dann auch darauf geachtet, dass es spezielle CoOp-Aufgaben und Rätsel gibt und sich die gemeinsame Kampagne zumindest ein wenig unterscheidet. Gemeinsam mutiert ‚Dead Space 3‘ dann aber auch zu einem Action-Shooter, der komplett auf Spaß ausgelegt ist.

Beeindruckende Optik und Sound

Optisch und Soundtechnisch vertraut man nun auch bei Dead Space auf die bereits mehrfach bewährte Frostbite 2 Engine, was sich auch deutlich bemerkbar macht. Statt überall gestochen scharfer Texturen, die uns in ‚Dead Space 2‘ regelrecht vom Stuhl gerissen haben, wirkt nun alles deutlich atmosphärischer, bei einem gleich hohen, wenn nicht sogar besserem Detailgrad. Das sieht man vor allem an den Monstern, wenn zum Beispiel die blutende Wirbelsäule aus dem Rücken ragt und man einzelne Muskelfasern darin erkennen kann. Auch in Sachen Animation ist man einen weiteren Schritt vorwärts gekommen, die nun deutlich realistischer bei den Charakteren wirken, vor allem bei den Gesichtsanimationen. Das Gesamtbild hat uns in ‚Dead Space 3‘ definitiv überzeugt, das detailreich, schön anzusehen und abwechslungsreich ausfällt, wenn auch nicht mehr so düster wie zuvor.

Ebenso überzeugend ist die Soundkulisse, die unserer Meinung nach die größten Gruselmomente im Spiel erzeugt. Schreiende Stimmen hallen durch die verlassen Schiffe und die Forschungsstation, unheimliche Geräusche der Monster lassen euch stetig panisch umsehen sowie erwartet euch eine wunderschöne Musikuntermalung, wenn ihr durchs All schwebt und so echte Astronautengefühle erzeugt werden. Die Frostbite 2 Engine ist bekannt für einen brachialen Sound, der perfekt zu ‚Dead Space 3‘ passt und darin auch umgesetzt wurde.

Offizielle Homepage: www.deadspace.com

TEST: Dead Space 3 – Wenn der Horror auf der Strecke bleibt
„Am Ende bleibt zu sagen, dass man den Fans der Serie mit Dead Space 3 wohl keinen wirklichen Gefallen getan hat. Der Horror-Faktor ist permanenten Schreck- und Actionmomenten gewichen und selbst diese sind irgendwann vorhersehbar. Die Hoffnung, ein Spiel zu bekommen, bei dem die Nerven durchgehend zum Zerreißen gespannt sind, hat man spätestens mit der Ankunft auf Tau Volantis zu Nichte gemacht. Statt sich zu fürchten, werden hier traumhafte Schneelandschaften geboten und ein Schusswechsel reiht sich an den anderen. In dieser Hinsicht kann Dead Space 3 seinen Vorgänger definitiv nicht das Wasser reichen. Betrachtet man das Spiel für sich alleine und aus Sicht der technischen Umsetzung, sind wir immer noch so begeistert wie einst zu Dead Space 2. Grafisch, Soundtechnisch und spielerisch konnte man erneut zulegen und hat interessante neue Ideen wie das Waffen-Crafting eingeführt. Der CooP-Part sorgt zudem für einen großen Unterhaltungsfaktor, bei dem man die ein oder andere Mission immer wieder gerne spielt.“
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