TEST: Rocksmith 2014 – Wer braucht da noch einen Gitarrenlehrer?

By Christian Götzinger Add a Comment
11 Min Read

Sicherlich geht es vielen so wie uns: man findet Gefallen an – gerne auch etwas härterer – Gitarrenmusik, hat aber keine Lust viel Geld für einen Lehrer auszugeben oder sich alles selbst mühsam mit einzelnen Videos oder Büchern zu erarbeiten. Für diese Zielgruppe brachte Ubisoft hierzulande vor einem Jahr Rocksmith auf den Markt.

Mithilfe des mitgelieferten Kabels konnte jede handelsübliche E-Gitarre oder jeder E-Bass an die Playstation angeschlossen und Stück für Stück das Spielen erlernt werden. Doch nicht nur für Anfänger, sondern auch für Fortgeschrittene und Profis bot Rocksmith genug lohnende Lerninhalte. Nun erschien die „2014 Edition“ von Rocksmith, die mit einigen Neuerungen aufwarten kann. Welche genau dies sind, lest ihr in unserem Test.

Ihr kennt Rocksmith noch gar nicht aber würdet gerne mit Spaß Gitarre lernen? Dann erfahrt ihr hier auch die Grundlagen des Spiels um zu verstehen, wieso ihr an dem Spiel nicht vorbeikommt. An dem Grundprinzip von Rocksmith hat sich nichts verändert. Ähnlich wie bei den früher so beliebten Spielen mit einfachen Plastikgitarren, seht ihr unten auf eurem Bildschirm den Gitarrenhals mit seinen Seiten. Von oben nach unten bewegen sich dann die entsprechenden Zeichen, die euch die exakte Position eurer Finger auf dem Gitarrenhals und letztendlich den Seiten leicht verständlich zeigen. Dabei ist jeder Seite eine Farbe zugeordnet, um eine gewisse Übersicht zu gewährleisten.

Spezielle Techniken werden ebenso passend markiert wie zu spielende Akkorde, die sowohl mit Bezeichnung als auch genauer Fingerpositionierung dargestellt werden. Ihr müsst euch also keine Sorgen darüber machen zuerst Noten oder ähnliches auswendig lernen zu müssen. Die Palette der Songs reicht dabei von Rock-Oldies über modernen Rock bis hin zu bretterndem Metal und beinhaltet dabei zahlreiche bekannte Lieder von Größen wie Muse, Slayer, Kiss, Pantera und die Rolling Stones. Zusätzlich stehen im Online-Shop zahlreiche Titel zum Preis von je knapp 2,99€ zur Verfügung. Leider konnten wir sowohl auf der Disc als auch im Store keine deutschen Künstler ausfindig machen. Wer den Vorgänger besitzt, kann die meisten Songs theoretisch gegen eine Gebühr von voraussichtlich um die 10€ importieren. Die entsprechende Datei ist jedoch bisher nicht im europäischen PSN erhältlich und wird hoffentlich nachgereicht.

Der klassische Karrieremodus aus dem Vorgänger, der euch nach Punkte jagen und mit der Zeit als Band aufsteigen lässt, wurde komplett entfernt und durch den „Lerne einen Song“-Modus ersetzt. In diesem stehen euch direkt zu Beginn alle der über 50 auf der Disc zu findenden Songs zur Verfügung. Somit entscheidet ihr gleich zu Beginn ganz alleine, welches Lied oder welche Technikübung ihr spielen wollt. Zwar werden euch immer wieder individuelle Vorschläge gemacht, diese fallen jedoch sehr dezent aus. Punkte sammelt ihr dabei auch nicht mehr und Freischaltungen existieren fast nicht mehr, sodass sich Anfänger schnell verloren vorkommen können. Alle, die einfach nur das Spielen lernen wollen, profitieren aber von der gesteigerten Freiheit einfach direkt den Song lernen zu können, auf den man wirklich Lust hat.

Sobald ihr ein Lied gewählt habt geht es direkt los mit dem Stimmen der Gitarre. Dies funktioniert ziemlich einfach. Ihr schlagt nacheinander jede Seite an und das Spiel sagt euch genau in welche Richtung gestimmt werden muss. Das für Anfänger teils mühsame Stimmen mittels unterschiedlicher Techniken entfällt damit. Sobald ein Lied eine Stimmung benötigt, die von eurer aktuellen abweicht, erscheint der entsprechende Tuner automatisch, weshalb ihr euch darüber keine Gedanken machen müsst. Wenn ihr ein Lied das erste Mal spielt werden zunächst nur sehr wenige zu spielende Töne dargestellt. Die Menge ist auch für Anfänger leicht zu meistern. Wenn ihr euch gut anstellt wird der Schwierigkeitsgrad noch während dem Spielen leicht erhöht. Es erscheinen dann mehr oder komplizierter zu spielende Töne. Falls ihr davon überfordert seid merkt Rocksmith dies und schraubt den Schwierigkeitsgrad automatisch wieder zurück. Durch dieses Spielprinzip werdet ihr nie gänzlich versagen und stets ein gewisses Erfolgserlebnis haben.

Das Besondere dabei ist, dass ihr tatsächlich genau den Ton über eure Lautsprecher hört, den ihr selbst spielt. Ihr hört also auch bei korrektem Spielen keinen bloßen Ausschnitt der Originalaufnahme, sondern stets euch selbst, was schnell beeindruckend ist. Schon das korrekte Spielen einzelner Töne von bekannten oder sogar persönlichen Lieblingsliedern hat zumindest uns so motivieren können, dass wir Probleme dabei hatten, das Spiel zur Seite zu legen. Wenn ihr eine Passage überhaupt nicht meistern könnt oder unbedingt mal testen wollt, wie sich diese auf einem höheren Schwierigkeitsgrad spielen lässt, könnt ihr jederzeit während des Songs in den „Riff-Repetitor“ wechseln. In diesem könnt ihr neben zahlreichen anderen Einstellungen sowohl die Geschwindigkeit als auch die Schwierigkeit fast stufenlos regeln und die zu spielenden Abschnitte nach Belieben wählen.

Dies ist vor allem bei schweren Passagen unerlässlich, die man so zunächst langsam einüben kann, um dann die Geschwindigkeit stückweise bis hin zur Originalgeschwindigkeit zu erhöhen. Verhältnismäßig schnell könnt ihr so mit etwas Übung zumindest einfachere Teile so spielen, wie sie tatsächlich gespielt werden. Seid ihr zufrieden mit euch, könnt ihr den Modus jederzeit verlassen und das Lied normal weiterlaufen lassen. Da der Schwierigkeitsgrad in fairem und den eigenen Fähigkeiten angepasstem Maße steigt, spürt und hört man allerdings auch ohne diesem Modus schon nach wenigen Durchläufen die persönlichen Fortschritte bei einem Lied, die uns schon beim Vorgänger tatsächlich überrascht haben. Zu viel sollte man jedoch nicht erwarten. Auch mit Rocksmith werdet ihr viel Zeit brauchen, bis ihr ein Lied auf der tatsächlichen Schwierigkeit spielen könnt – es wird euch nur durch die stetigen Fortschritte nicht so frustrierend vorkommen wie das selbständige Lernen mit den Originaltabs.

Während ihr zu Beginn nur einzelne Noten einfach anschlagen müsst, kommen mit der Zeit immer mehr Techniken hinzu. Um diese zu meistern, stehen euch wie schon beim Vorgänger spezielle Technik-Lektionen zur Verfügung. Diese reichen von absoluten Basislektionen über das Halten der Gitarre, über Standardtechniken wie Akkorden, bis hin zu absoluten Profitechniken wie dem beidhändigen Tapping. Dabei wird euch immer erst ein Video eines professionellen Spielers gezeigt, während euch der klar verständliche Sprecher alles nötige dazu erläutert. Dann dürft ihr die Technik selbst ausprobieren. Sollte es zu schwer für euch sein, verlangsamt das Spiel die Geschwindigkeit automatisch nach ein paar Fehlversuchen. Zwar sind wir keine erfahrenen Gitarrenspieler, jedoch scheint keine Technik zu fehlen. Dadurch, dass man jederzeit einzelne Lektionen wiederholen kann, hat man hier tatsächlich eine Art virtuellen Gitarrenlehrer zur Verfügung.

Verfeinert werden können diese Techniken im sogenannten „Guitarcade“-Modus. In diesem könnt ihr aus einem von elf an die 8 bis 16 Bit-Ära angelehnte Spiele ausprobieren, die allesamt jeweils eine spezielle Technik trainieren. So müsst ihr bei “ Return to Castle Chordead“ mithilfe der schrittweise eingeführten Akkorde unterschiedliche Zombies erledigen. Seid ihr beim Spielen des geforderten Akkordes zu langsam, verliert ihr Lebenspunkte. Die Spiele sind allesamt äußerst spaßig und motivieren zum Knacken neuer Highscores, während ihr dabei effektiv eine bestimmte Technik lernt. Ebenso enthalten ist hier ein Spiel, bei dem ihr bei allen Liedern auf klassische Punktejagd gehen könnt. Hierzu stehen vier Schwierigkeitsgrade zur Verfügung, die dann während des Liedes nicht variieren und genau wie alle anderen „Guitarcade“-Spiele über eine Online-Rangliste verfügen.

Wenn ihr einfach nur Jammen wollt, steht euch der neue „Session“-Modus zur Verfügung. Hier könnt ihr bis zu drei zusätzliche virtuelle Bandmitglieder, wie beispielsweise ein Schlagzeug, hinzufügen und nach Herzenslust spielen. Zum Einstellen des eigenen Sounds steht eine Unmenge an Pedalen, Verstärkern, Lautsprechern und Racks zur Verfügung, die allesamt bis ins letzte Detail den eigenen Wünschen entsprechend eingestellt werden können. Somit kann eure Gitarre mit Rocksmith quasi jeden Ton erzeugen, der ansonsten nur mit sehr teurer Ausrüstung zu erreichen ist. Übrigens könnt ihr mithilfe einer zweiten angeschlossenen Gitarre oder einem Bass gemeinsam mit einem Freund spielen. Auch das gemeinsame Spielen eines jeden Songs ist möglich, dies konnten wir jedoch aus Mangel an weiteren Instrumenten nicht testen.

Zum Abschluss noch ein paar Worte zur Technik. Alle Menüs gestalten sich deutlich übersichtlicher als beim Vorgänger. Die Grafik leistet das, was man von ihr bei einem solchen Sound erwarten würde und der Sound kommt bei entsprechenden Lautsprechern gut zur Geltung. Die Erkennung der gespielten Töne funktionierte bei unserem Test fast tadellos und leistet durch das genaue Erkennen der einzelnen Seiten verblüffende Arbeit, die zuvor undenkbar schien. Allerdings sollte darauf hingewiesen werden, dass falsch gespielte Töne je nach Modus meist nicht registriert werden. Daher muss der Spieler selbst auf das saubere Spielen achten, um dem Originaltitel gerecht zu werden.

Entwickler: Ubisoft
Publisher: Ubisoft
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: www.rocksmith.ubi.com

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TEST: Rocksmith 2014 – Wer braucht da noch einen Gitarrenlehrer?
Rocksmith 2014 nimmt einem die Entscheidung, professionell Gitarre spielen zu lernen, schon fast komplett ab. Wer in diesem Bereich Interesse zeigt und sich erst einmal daran versuchen möchte, sollte hier definitiv zugreifen. Der teure Gitarrenlehrer kann dann immer noch den Feinschliff vornehmen.
9.5
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