Nach über einem Jahrzehnt kehrt die legendäre Test Drive Unlimited-Serie zurück, und die Erwartungen sind hoch. Mit Test Drive Unlimited Solar Crown, entwickelt von KT Racing, will die Reihe wieder an die alte Stärke anknüpfen, indem sie ein intensives Rennerlebnis mit dem Luxus eines Lifestyle-Lebens vereint. Doch kann das Spiel nach den zahlreichen Verschiebungen und über zehn Jahren Wartezeit wirklich überzeugen? In diesem Review werfen wir einen genauen Blick auf die Stärken und Schwächen des Spiels.
Ein kleiner Rückblick: Für viele Fans gilt das erste Test Drive Unlimited als revolutionärer Titel. Das 2006 erschienene Spiel führte erstmals eine vollständig offene Spielwelt in einem Rennspiel ein und ermöglichte es den Spielern, sich in Echtzeit zu treffen und Rennen zu fahren. Es setzte Maßstäbe für die kommenden Jahre und wurde trotz des schwächeren Nachfolgers Test Drive Unlimited 2 von 2011 in der Community verehrt. Nach dem enttäuschenden zweiten Teil füllte The Crew von Ubisoft die entstandene Lücke, indem es den Fokus auf gemeinsames Fahren legte, aber den Lifestyle-Aspekt in den Hintergrund rückte.
Mit Test Drive Unlimited Solar Crown soll nun die Serie wiederbelebt werden – und das mit großen Ambitionen. Eine hoch detaillierte Nachbildung von Hongkong Island dient als Kulisse, und das Spiel verspricht erneut eine luxuriöse Erfahrung: schnelle Autos, luxuriöse Apartments und die Möglichkeit, im Casino (Teil der kommenden Seasons) das hart verdiente Geld zu verspielen. Doch das Herzstück bleibt natürlich das Rennerlebnis.
Die Story – Zweckdienlich, aber nicht bahnbrechend
Wie in vielen Rennspielen ist auch in Test Drive Unlimited Solar Crown die Story eher Nebensache. Euer Ziel ist es, sich für den prestigeträchtigen Solar Crown-Wettbewerb zu qualifizieren und schließlich an die Spitze zu fahren. Mit der Zeit entwickelt sich eine Meta-Story, bei der ihr euch einem von zwei Clans – den Sharps oder Streets – anschließt und unentwegt für deren Reputation in den Rennen kämpft, die immer wieder Teil des Fortschritts sind. Die Clan-Fehden sind wohl die bedeutendste Neuerung gegenüber den Vorgängern und wurden in ansprechender Weise integriert.
Dennoch: Die Story ist keine tiefgründige Erzählung, erfüllt aber ihren Zweck. Sie bringt eine persönliche Note ins Spiel und sorgt dafür, dass die Rennen mehr als nur isolierte Events sind. Dazu gehören die Interaktionen mit anderen Charakteren sowie die freie Bewegung durch das Spiel: Ihr könnt euch in eurem Apartment, im Solar Hotel oder bei Autohändlern aufhalten, was dem Spielerlebnis einen Hauch von Open-World-Vibes verleiht. Das Ganze wirkt ein wenig wie ein moderneres PlayStation Home und ist zugleich auch der bedeutendste Unterschied zu klassischen Rennspielen.
Das Herzstück: Die Rennen
Test Drive Unlimited Solar Crown glänzt vor allem durch seine Rennen. Mit einer Auswahl von über 100 Fahrzeugen, die von namhaften Marken wie Audi, Ferrari und Koenigsegg stammen, bietet das Spiel eine beeindruckende Vielfalt. Die Rennen selbst sind abwechslungsreich gestaltet: Neben klassischen Rennen gegen sieben Gegner gibt es auch Zeitrennen, Off-Road-Herausforderungen, Domination-Rennen, Punkte-Rennen und Rennen auf Rundkursen in Stadien. Auch die legendäre Wracksuche sowie die Speed-Traps, die optional in der Spielwelt verteilt sind, sind wieder dabei. Später kommen die prestigeträchtigen Clan-Rennen hinzu, in denen ihr eure Reputation und die des Clans verteidigen müsst. Als Always-Online-Racer lassen sich zudem jederzeit Rennen mit zufälligen Spielern auf der Karte starten oder in Gruppen gegeneinander antreten.
Die Stärke des Spiels liegt aber auch in seiner Flexibilität. Ob ihr euch in ein hart umkämpftes Rennen stürzt oder einfach nur in eurem Lieblingswagen durch die Straßen von Hongkong cruist – es gibt immer etwas zu tun. Besonders angenehm: Ihr werdet nie das Gefühl haben, eine reine Aufgabenliste abzuarbeiten. Vielmehr steht der Spaß am Fahren, nervenaufreibenden Rennen und das Entdecken der Welt im Vordergrund – das was die Test Drive Unlimited-Serie bisher immer ausmachte und das Feeling des Originals perfekt eingefangen hat.
Luxusautos zum Verlieben
Ein zentrales Element in Test Drive Unlimited Solar Crown sind natürlich auch die Luxusfahrzeuge, die ihr euch im Laufe des Spiels verdienen müsst. Richtig, verdienen! KT Racing verfolgt einen Ansatz, bei dem jedes neue Auto eine bedeutsame Anschaffung ist – kein schnelles Wegwerfprodukt. Die Preise sind hoch, und jeder investierte Credit sollte gut überlegt sein. Statt immer wieder neue Fahrzeuge zu kaufen, lohnt es sich oft, in Tuning zu investieren, um die Leistung zu verbessern und höhere Rennklassen zu erreichen. Dieser Ansatz führt dazu, dass so etwas wie eine gewisse Bindung zu den Fahrzeugen entsteht, und man diese über längere Zeit fährt und verbessert, anstatt sie nach zwei Rennen wieder zu vergessen. Das Streben nach einem beeindruckendem Fuhrpark gehört aber ebenso dazu, was jedoch seine Zeit erfordert, um dorthin zu kommen.
Das Fahrgefühl in Test Drive Unlimited Solar Crown ist meiner Meinung nach gut gelungen. Jedes Fahrzeug hat seine Eigenheiten, und das Handling variiert stark je nach Modell und Tuning. Direkt nach dem Kauf eines Fahrzeugs fühlt sich die Steuerung oft nicht optimal an, doch durch gezieltes Tuning lässt sich die Performance deutlich verbessern und man so schnell ein griffiges Gefühl für seinen Boliden bekommt. Der DualSense Controller tut hier sein Übriges, der absolut fantastisch integriert wurde. Selten spürt man so nuanciert die Unterschiede zwischen normaler Straße, Off-Road und wilden Crashs. Besonders interessant ist, dass das Spiel euch erlaubt, die Fahrzeuge vor jedem Rennen an die Gegebenheiten anzupassen (auch nach unten) – sei es für Straßen-, Off-Road- oder Regenrennen, bei denen Aquaplaning eine wichtige Rolle spielt. Diese Feinabstimmung verleiht den Rennen eine strategische Komponente, bei der kleine Anpassungen oft den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage ausmachen. So hatte ich schon das ein oder andere Rennen, wo es gerade auf der Zielgeraden ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen gab, welches das Adrenalin in die Höhe schießen ließ.