TEST: Arcade Paradise – Nicht heiß genug gewaschen

Mark Tomson Add a Comment
6 Min Read

Manchmal kann man so richtig coole Ideen haben, lässt das Potenzial dahinter aber einfach liegen. So ähnlich geht es Arcade Paradise von Wired Productions, das als spannende Simulation angepriesen wird, sich letztendlich aber als Arcade-Games-Sammlung entpuppt, die den Möglichkeiten nicht gerecht wird.

Warum ich am Ende zwar als Arcade-König vom Platz ging, aber dennoch ein wenig enttäuscht war, erfahrt ihr in meinem Vorab Review zu Arcade Paradise.

Arcade Paradise - Waschsalon
Arcade Paradise – Waschsalon

Was ich erwartet habe

Die Idee klang eigentlich so cool. Man nehme einen etwas abgewrackten Waschsalon, packt diesen mit Arcade-Automaten voll und erschafft sich so seinen eigenen Spielhallen-Traum. Das alles in der glorreichen Zeit der 90er Jahre, wo Bit-Sounds und Pixel-Grafik auf ihrem Höhepunkt angekommen sind. Für mich klang Arcade Paradise wie eine Wirtschaftssimulation, in der man das perfekte Gleichgewicht zwischen Arbeit und Vergnügen finden muss und wo das eine das andere einschließt.

Alleine die Location an sich hat schon Kult-Charakter, die neben der eigentlich Funktion als Waschsalon schon für ganz andere Dinge herhalten musste, als dort nur dreckige Wäsche zu waschen. Ob Party Location für Yuppies oder ein ungestörter Ort zum Abhängen – in den 90er war der Waschsalon das, was heute der Späti für Hipster ist.

Arcade Paradise
Arcade Paradise

Was ich bekommen habe

In den ersten Tagen warf man noch mit viel Elan die Wäsche in die Waschmaschine und von dort aus in den Trockner. Hier und da ein bisschen Müll gesammelt und das Klo von einer Verstopfung befreit. Schon klingelt es in der Kasse und man kann seine ersten Arcade-Automaten aufstellen. Endlich Abwechslung vom Arbeitsalltag, denn anders als eure Kunden kann man hier endlos und kostenlos klassische Games ausprobieren, die zugegeben mit ziemlicher Sorgfalt und Abwechslung punkten. Später sind auch Billard, Tischfußball, Dart & Co. möglich, sofern das nötige Kleingeld zur Beschaffung reicht.

Die Ernüchterung folgt dem aber ziemlich schnell, denn die täglichen Routinen sind vor allem Anfangs immer die gleichen. Selbst der Review-Guide spricht von „Dead-end Jobs, die eine langweilige Routine“ haben. Denn obwohl der Waschsalon Nachts geschlossen hat, ist dieser wie von Zauberhand am Morgen völlig zugemüllt – tagsüber und im laufenden Betrieb passiert das hingegen nie. Also alles aufgesammelt und der ermüdenden Routine des Wäschewaschens nachgegangen. Je schneller man das erledigt, desto mehr Geld gibt es pro Waschladung. Schon ziemlich nerdig: aus fast allem wird ein kleines Mini-Spiel gemacht, etwa wenn man den Müll punktgenau in der Tonne landen oder Kaugummis von allen möglichen Oberflächen abkratzen muss. Aber das nutzt sich eben auch ziemlich schnell ab. Zumal die Belohnungen schnell mickrig ausfallen, wenn man nicht sofort zur Stelle ist.

test Arcade Paradise
Arcade Paradise – Game

Ackern für den Lebenstraum

Das Problem von Arcade Paradise ist, dass es eine Semi-Wirtschaftssimulation ist, die nur nach vorne ausgerichtet wurde. Man rackert sich Tag für Tag ab, um Geld zu verdienen und davon irgendwann neue Arcade-Automaten zu kaufen. Alleine das ist eine ziemlich langwierige und monotone Aufgabe. Was man ein wenig vermisst, ist, dass alles, wenn es einmal da ist, für ewig bestand hat. Weder Waschmaschinen, noch Trockner oder die Arcade Automaten gehen jemals kaputt – es gibt auch keinen Vandalismus oder Katastrophen.

Der Waschsalon selbst ist so ziemlich von wirtschaftlichen Aspekten abgekoppelt und kann lediglich mittels ein paar Upgrades verbessert werden. Bei den Arcade-Automaten lassen sich zwar ein wenig die Preise und der Schwierigkeitsgrad ändern, aber all das besitzt keinerlei Tiefe. Hinzu kommt, dass Finanzen unterschiedlich verdient werden. Das Geld aus dem Waschsalon fließt ausschließlich in die Beschaffung neuer Automaten oder in die Erweiterung der Spielhalle, während sowas wie ebay Guthaben anhand von täglich zu erledigenden Aufgaben gesammelt wird, das sich dann für die besagten Upgrades des Waschsalons einsetzen lässt. Für eine Wirtschaftssimulation zu wenig und unbefriedigend.

Arcade Games als unzureichende Belohnung

Klar, man kann sich damit ablenken, die Arcade Games zwischendurch zu spielen (was auch so gewollt ist), zwischendurch wird aber immer wieder danach gerufen, die Wäsche zu machen. Entspanntes Zocken ist so kaum möglich, geschweige denn die täglichen Aufgaben zu meistern. Hier fehlt einfach die richtige Balance zwischen der Aufgabenverteilung, komplexeren Aufgaben und ausgewogenes Zeitmanagement, die eine solche Simulation in der Regel ausmachen.

review Arcade Paradise
Arcade Paradise

Irgendwann, wenn man bis dahin nicht schon entnervt aufgegeben hat (oder der eigene Daumen von alleine weiter rotiert), kehrt sich das Prinzip um und die Arcade-Halle wird zur Haupteinnahmequelle, während der Waschsalon nur noch sowas wie Deko ist. Bis dahin ist es aber ein unglaublich langer und ermüdender Weg, der gefühlt zu wenig belohnt wird. Fast manisch simpelste Spiele immer zu wiederholen, ist dann doch ein bisschen wenig – und auf Dauer keine wirkliche Motivation.

Immerhin Atmosphäre, Grafik und Soundkulisse stimmen spätestens mit der Jukebox, so dass man sich in seinem Waschsalon / Spielhalle so richtig wohl fühlt. Hier hat man das richtige Händchen für das 90er-Feeling in der Großstadt bewiesen, besonders dann, wenn man sein Spielhallen-Paradies zu einem “Imperium” erweitert hat. Am Ende ist und bleibt Arcade Paradise jedoch nur eine Sammlung von Arcade Games, die man sich umständlich erarbeiten muss und die lediglich hübsch verpackt wurden.

Fazit

Arcade Paradise 1
TEST: Arcade Paradise – Nicht heiß genug gewaschen
“Es hätte so gut sein können, denn gerade die Indie-Projekte von Wired Productions haben immer etwas Besonderes. Arcade Paradise wird leider etwas falsch angepriesen, das die wirtschaftlichen Aspekte einer Simulation völlig missachtet und im Kern nur eine hübsch verpackte Sammlung von simplen Arcade Games ist. Sich diese erst zu verdienen, ist eine langwierige Aufgabe, die wohl nur die wenigsten bereit sein werden in Kauf zu nehmen. Dafür ist die Belohnung, eine große Vielfalt an Arcade Games zu besitzen, leider nicht Anreiz genug. Nett gemeint, jedoch mehr unzureichend als recht umgesetzt. Schon gar nicht als Simulation. Schade drum!”
Plus
An sich sehr coole Idee
Große Auswahl an Arcade Games, Pool etc.
Stimmige 90er Jahre Atmosphäre
Minus
Langweilige Aufgabenroutinen
Belohnungen lassen zu lange auf sich warten
Wirtschaftssimulation unzureichend umgesetzt
6
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