TEST: Assassin’s Creed Mirage – Zurück im Schatten

By Patrick Held 1 Comment
10 Min Read

Back to the Roots! Assassin’s Creed Mirage ist der neueste Eintrag in Ubisofts Mega-Franchise, das sich über die Jahre zu einem ausgewachsenen Action-RPG entwickelt hat und immer größer und umfangreicher wurde. Mit Assassin’s Creed Mirage macht man nun eine 180° Kehrtwende und versucht es noch einmal mit dem, wo alles begann – als Action-Adventure, deutlich kompakter und einem frischen Story-Ansatz. Ob man damit überzeugen kann, erfahrt ihr in unserem Review.

Basim der Straßendieb und Detektiv

Assassin’s Creed Mirage stellt uns den neuen Helden Basim vor, ein gewöhnlicher Straßendieb im alten Bagdad, der es irgendwann leid ist, nur vom Stehlen zu leben. Er fühlt sich zu etwas Größerem berufen und soll auch die Chance dazu bekommen. Von einer mysteriösen Truhe ist die Rede, die vom Kalifen aufbewahrt wird und für Basim die Gelegenheit darstellt, um sich als potenzieller Kandidat für die Verborgenen – ein geheimer Assassinen-Clan – zu beweisen. Dass er damit etwas noch viel Größeres aufdeckt, das über seine bisherige Vorstellungskraft hinaus geht, ist der Auftakt zu einem durchaus spannenden Adventure, das einen zumindest kurzweilig so richtig fesselt.

Assassin’s Creed Mirage kehrt ins Wüsten-Setting zurück
Assassin’s Creed Mirage kehrt ins Wüsten-Setting zurück

Für die Story wählt Assassin’s Creed Mirage einen neuen Ansatz, den man wohl am ehesten mit einem Detektivspiel vergleichen würde. Statt einem roten Faden öffnet man nach und nach Fälle und muss Hinweise zusammentragen, um so die Identität der maskierten Ordens-Mitglieder zu enttarnen, die nach Ansicht der Verborgenen ihr Leben verwirkt haben. Dazu führt man Gespräche, sammelt Notizen, folgt Spuren oder muss gelegentlich ein Attentat begehen. 

Die Story-Struktur ist für ein Assassin’s Creed-Spiel ein wenig anders aufgebaut und kann zuweilen etwas verwirrend sein, wenn man an falscher Stelle gelenkt wird und sich auf einmal inmitten von Sammelaufgaben befindet, die gar nicht zur Story passen. Auf der anderen Seite muss man aktiv Notizen durchstöbern oder im Menü für Nachforschungen blättern, um Hinweise auf die nächste Aufgabe zu bekommen. Richtige Detektivarbeit halt, zu der es auch gehört, dass man Gespräche aufmerksam verfolgt und seine Umgebung genau im Blick behält. In welcher Reihenfolge man die einzelnen Ordens-Mitglieder ausschaltet, ist einem selbst überlassen, die stets bei einer Bruderschaft starten. Leider fehlt es uns mit den vielen Feinden mit Maske durchweg an dem einen großen Feind, den es zu besiegen gilt, wie etwa früher die Medici. Wer mit der Jagd nach der Wahrheit nicht ausgelastet ist, der kann noch dem ein oder anderen Bürger mit seinen Problemen helfen und entdeckt dabei weitere Geheimnisse und Anspielungen auf kommende Ereignisse, mit denen man in die Assassin’s Creed-Welt eintauchen kann.

Assassin’s Creed Mirage verliert dabei auch nicht den geschichtlichen Aspekt aus den Augen, die mit der Geschichte von Bagdad viele geschichtliche Hintergründe darbieten, die mit renommierten Historikern zusammengetragen wurden. Damit erhält man wertvolle Einblicke in die damalige Zeit und erfährt mehr über Kunst und Wissenschaft, Glaube und Alltag, höfisches Leben, Wirtschaft und Regierung. Eine willkommene Ergänzung, die jeher in der Serie gelobt wird.

Eine bedrohliche Kulisse baut sich auf
Eine bedrohliche Kulisse baut sich auf

Wie ein Sandkorn dem anderen

Das Gameplay in Assassin’s Creed Mirage hat sich im Wesentlichen nicht verändert und baut auf dem auf, was man in den letzten Jahren mehr und mehr perfektioniert hat. Der vorrangige Ansatz ist weiterhin das Schleichen und Attentate aus dem Hinterhalt, anstatt sich in offensive Gefechte zu stürzen. Zwar ist auch das möglich, man merkt aber sehr deutlich, dass Basim hier oftmals unterlegen ist und Angriffe aus dem Hinterhalt viel effektiver sind. Das ist im Grunde auch das, was am meisten Spaß macht. Möglichst unerkannt seinen Auftrag erledigen und entkommen. Hier und da sind neue Elemente zu finden, etwa wenn man auf seiner Flucht Schränke usw. umreißen kann, um sie dem Verfolger in den Weg zu legen. Besonders effektiv ist nach wie vor aber euer tierischer Begleiter Enkidu, mit dem sich Ziele und Umgebungen zuvor auskundschaften und so eine Strategie vorab zurechtlegen lässt. Unser zahmer Adler markiert im Flug Feinde, versteckte Eingänge und alles, was für unsere Mission sonst noch wichtig sein könnte. Neu ist, dass es Bogenschützen auf die altmodische Drohne abgesehen haben und wir ihn erst rufen können, wenn der Himmel wieder sicher ist.

Wie schon aus den letzten Teilen bekannt, können wir Basim immer wieder mit neuen Monturen, Klingen und Messern ausstatten, die mehr Schaden zufügen und dabei den ein oder anderen Perk mit sich bringen. Als Beispiel werden wir mit einer Montur weniger schnell entdeckt beim Attentat, mit einer anderen sammeln wir neue Lebensenergie, wenn wir einen Feind kontern. Ähnlich verhält es sich auch mit den Waffen. Jedes Objekt lässt sich zudem bei Schmied und Schneider verbessern, um diese länger zu nutzen und den für sich passenden Stil zu finden. Das gilt auch für die nach und nach freischaltbaren Hilfsmittel, wie ein Blasrohr oder Rauchbomben, welche sich leicht in Art und Wirkung verändern lassen. So ganz auf RPG-Elemente muss man also auch in Assassin’s Creed Mirage nicht verzichten.

Nahkämpfe sollte nicht immer die erste Wahl sein
Nahkämpfe sollte nicht immer die erste Wahl sein

Das einzig wirklich neue und bedeutende Feature sind besondere Münzen, mit denen wir Händler, Söldner oder Informanten bestechen können, damit diese für eine Ablenkung sorgen, uns mit nötigen Informationen versorgen oder uns geheime Wege freigeben. Die Münzen bekommen wir durch Taschendiebstähle oder besondere zeitlich begrenzte Missionen. So geben sich immer neue Wege, sein Ziel zu erreichen, wenn man sich einen möglicherweise umständlicheren Weg ersparen möchte.

Insgesamt erinnert Assassin’s Creed Mirage was das Gameplay betrifft fast durchgängig an das, was man aus der Vergangenheit kennt, wirkliche Veränderungen und Neuheiten findet man nur selten oder in kleinem Maße. Trotzdem fühlt sich das Spiel nach wie vor gut an, man erforscht viel und genießt sowohl die Parcour- als auch die Schleichpassagen. Hierdrin liegt aus unserer Sicht auch klar die Stärke von Assassin’s Creed Mirage, was zumindest augenscheinlich wieder mehr in den Vordergrund gesetzt wurde. Eine, wie wir finden, gute Entscheidung, welche das Spiel wieder ansprechender gestaltet als die Vorgänger.

Gut geplante Attentate sind das Highlight in Assassin’s Creed Mirage
Gut geplante Attentate sind das Highlight in Assassin’s Creed Mirage

Wo Licht ist, da ist auch Schatten

Was den grafischen Aspekt von Assassin’s Creed Mirage betrifft, ist man ein wenig zwiegespalten, vor allem in den ersten Minuten des Spiels. Technisch scheint man hier einen kleinen Rückschritt gemacht zu haben. Die Spielwelt an sich sieht zwar wirklich schön und detailliert aus, gleichzeitig hat man aber immer das Gefühl, dass man in der Assassin’s Creed-Serie zuletzt schon besseres gesehen hat. Das gilt insbesondere für die Gesichter der meisten Charaktere und deren Animationen, die gefühlt nicht auf der Höhe der Zeit sind. Hierzu passen auch vereinzelte Animationsfehler, bei denen Waffen durch die Kleidung ragen oder Seile bei genauer Betrachtung gar nicht gegriffen werden. Es sind die vielen Kleinigkeiten, die irgendwann stören und das Gefühl vermitteln, dass dieser Ableger nicht die höchste Priorität im gesamten Franchise genießt.

Bagdad selbst ist dafür ein beeindruckender Schauplatz, der mit seinen vielen Häusern, den Palästen und oft auch dem Untergrund zum ausgiebigen Erkunden einlädt. Der Schauplatz erinnert in großen Teilen an das original Assassin’s Creed, einschließlich der bekannten Aussichtstürme, größeren Wüstengegenden mit Oasen drumherum, mysteriösen Ausgrabungsstätten und den typischen Verstecken der Assassinen, die 1:1 so übernommen wurden. Ein besonderes Highlight ist der ikonische Filter aus dem original Assassin’s Creed, der die Spielwelt in einen blau-grau taucht, vergleichbar mit dem Nacht-Gameplay. Hinzu kommen einige Details, auf die man bei der Umsetzung geachtet hat, gerade was die Darstellungen von Licht und Schatten angeht. Gerade wenn wir über die Dächer von Bagdad spazieren, sehen wir unseren Schatten gut auf Hauswänden und den Straßen. Ebenso verhält es sich bei den Fußspuren im Sand, die wir und alle anderen hinterlassen.

Assassin’s Creed Mirage
Assassin’s Creed Mirage

Es ist teils wirklich ärgerlich, wie viel Potenzial Ubisoft bei Assassin’s Creed Mirage aus grafischer Sicht und unnötigerweise liegen lässt. Teilweise lassen die Darstellungen wirklich etwas zu wünschen übrig, obwohl man in der Vergangenheit mehr als einmal bewiesen hat, dass man es durchaus kann. Trotzdem gibt es auch viele Details, die das Spiel lebendig und ansprechend erscheinen lassen und damit auch zum Erforschen einladen. Assassin’s Creed Mirage profitiert zum Glück von einem tollen Setting mit Bagdad, seinen verwinkelten Gassen und denkwürdigen Bauten, was gemeinsam mit einer spannenden Story für eine doch durchaus packende Atmosphäre sorgt. Vielleicht wird ja der ein oder andere Kritikpunkt ja noch durch Updates ausgebügelt.

Fazit Assassin’s Creed Mirage

TEST: Assassin’s Creed Mirage – Zurück im Schatten
"Assassin’s Creed Mirage bietet insgesamt wieder eine gute, wenn auch kurzweilige Unterhaltung und ist eine tolle Fortsetzung für die Geschichte der Marke. Mit Bagdad hat man ein tolles Setting gefunden, das viel Atmosphäre, Geheimnisse und Spannung zu bieten hat. Hierzu passt auch die neue Story, die es in detektivischer Art zu erforschen gilt. Leider lässt die Performance der Grafik hier und da etwas zu wünschen übrig, die wie ein kleiner Rückschritt und nicht ganz zeitgemäß wirkt. Auch das Gameplay bleibt sich weitestgehend treu, das in Assassin's Creed Mirage mehr als sonst den Stealth-Ansatz verfolgt. Wer sich mit den kleinen technischen Schwächen arrangieren kann, findet hierin immer noch ein ausgezeichnetes Assassins's Creed-Spiel."
Pro
Tolles Setting mit Bagdad als Hauptort
Neuer Storyansatz kann überzeugen
Fokus liegt wieder mehr auf Stealth
Keine überfrachtete, unnötig riesige Karte
Contra
Grafisch nicht immer auf der Höhe der Zeit
wenig Veränderung im Gameplay
Story mit knapp 15 Stunden recht kurz
8
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Crydog
1 Jahr zuvor

Habe es endlich durch,ist etwas durchwachsen würde ich sagen.
Man merkt einfach das es ein low Budget Titel bzw. Ein Standalone dlc/add on ist.
Finde auch das die Mimik der Figuren sogar schlechter als bei origens ist. Was mir auch negativ aufgefallen ist, das man ausdauer verbraucht bei kämpfen klar valhala hatte es das auch schon aber dort konnte man es durch rpg elemte etwas ausgleichen,hier fühlt es sich einfach hölzernen nach alten AC vor origens an. Was noch ein grosser Kritikpunkt ist für mich der in game Shop normalerweise triggert es mich nicht so aber ich finde dieser topediert das ganze spiel/lore selbst die Existenz des spiels. Das Ziel mit diesen Titel war es Back to the roots um möglich feeling alten AC wiederherstellen, ja das macht man auch indem man im Spiel alle Waffen selbst isu schwach gestaltet. Und in Shop haben waffen dan geile perks wie Zeit Verlangsamung,Blitz oder Feuer schaden. Ich finde AC soll sich entscheiden entweder g.o.w oder g.o.t

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