TEST: Bloodborne – Tot zu sein ist nicht tot genug

Johannes 3 Comments
9 Min Read

Wie war das nochmal ? This is 10 % Luck, 20 % Skill … ääääh, egal – auf jeden Fall darf im neuen AAA-Titel von From Software eine große Portion an Skills nicht fehlen. Sagt euch der Entwickler etwa nichts ? Dann habt ihr anscheinend beim erbarmungslosen „Dark Souls“ nicht genügend aufgepasst, zumal der japanische Spiele-Hersteller bis heute für viele kaputte Joysticks und aufreibende Nerven verantwortlich sind. Mit „Bloodborne“ geht das Geschnetzel mit einer neuen IP und auf den Next-Gen-Konsolen weiter. Mehr Monster zum Niedermetzeln, mehr Action für die eingehärteten Dark Souls-Spieler und noch weniger Erbarmen soll „Bloodborne“ mit sich bringen. Tja, wenn das kein neuer Ansporn ist.

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Die Hölle von Yharnam

Wenn man halbtot in einem dunklen, stinkenden Zimmer unter einem Katheter aufwacht, in dem ein verrückter Rollstuhlfahrer nach einem Blutritual fragt, habt ihr entweder einen richtig krassen Hangover oder seid in Yharnam gelandet, um ein sogenannter Jäger zu werden. Es könnte aber beides sein, zumal wir die Hintergrundgeschichte unseres selbsterstellten Helden nicht erfahren und die Tatsache seiner Abstinenz auf jegliche Erklärung einfach so hinnehmen müssen. Wohl eher ungewollt, heißt es für uns „fressen oder gefressen werden“ – jeder Stadtbürger scheint es auf uns abgesehen zu haben, aber warum ? Diese und weitere Fragen gilt es wohl in der besten „Do-It-Yourself“-Manier selbst zu beantworten, da From Software nicht unbedingt für ihre unglaublich detailreichen Erzählungen in der Story sowie im Gameplay sonderlich gut bekannt ist. Ich persönlich kann die unglaublich abstrakt erzählte Handlung kaum zum Besten geben, allerdings nutzt From Software ihre Elemente hervorragend und motiviert den Spieler durch die Knappheit an Infos und die daraus folgende Neugier zu weiteren nervenaufreibenden Spielestunden.

Ausweichen statt Blocken – kommt ihr klar ?

Ich werde nicht zum tausendsten Mal schreiben was für Unterschiede oder Gemeinsamkeiten „Bloodborne“ mit „Dark Souls“ hat, das haben bereits andere Magazine bei anderen Titeln schon unzählige Male durchgenommen, weswegen ich mich hier nur aufs Wesentliche konzentriere. Dass das Spiel schwer sein soll, ist bereits noch vorhersehbarer als der Sonnenaufgang und ist auch wahrscheinlich der Grund warum ihr diesen Test überhaupt lest. Viel interessanter ist die Tatsache, WIE From Software es erneut schafft, die Spieler mit ihrem altbewährten Prinzip – jedoch mit genügend Neuerungen – an den Bildschirm zu fesseln. Vergesst das langweilige Blocken – Ausweichen ist nun in Mode. Ihr könnt euch zwar zweihändige oder einhändige Nahkampf- bzw. Distanz-Waffen ausrüsten, Schilder sind in „Bloodborne“ eine reine Platzverschwendung und das ist auch gut so !

Online_2_1426158643Das Niedermetzeln geht dieses Mal schneller von Hand und sieht zudem auch noch viel stylischer aus, als man das von einem From Software-Titel erwarten könnte. Das Ausweichen hat auch noch den Vorteil, dass es ohne jegliche Verzögerungen – erinnert euch noch an Lords of The Fallen ? – funktioniert und daher den dynamischen Spielfluss in den hektischen Kämpfen nicht unterbricht. Stellt euch vor – ein Höllenhund möchte euch mit seinen schnellen Seitenhieben angreifen, ihr jedoch könnt im letzten Moment ausweichen, ihm einen tödlichen Schlag verpassen und dabei auch noch den Angriff seines Kumpels parieren. Aber Achtung – ihr seid zwar schnell, aber nicht belastbar, daher empfiehlt es sich stets die Ausdaueranzeige im Auge zu behalten, um nicht dann am Ende – mal wieder – den „Game Over“-Bildschirm zu sehen.

Ausdauer – Ein wichtiger Element nicht nur im Spiel, sondern auch hinter dem Controller

Nach dem tausendsten Tod und dem tausendsten Neustart hat auch der hartnäckigste Spieler keinen Bock mehr, was ich natürlich an eigenem Leib gespürt habe. Dennoch erwische ich mich dabei, dass ich die Konsole kurz danach immer wieder neustarte, um mich erneut in die bereits Pixel für Pixel erlernten Gefechte zu stürzen. Nach dem hundertsten Mal weiß mal natürlich wo der Höllenhund hintritt und woher auf einmal ein Gegner auftaucht, weshalb ich mich hier und da sicher fühle – doch „Bloodborne“ ist in dieser Hinsicht das größte Schwein. Warum ? Kaum denkt man, das Spiel kontrollieren und beherrschen zu können, kommt ein riesige Hieb von hinten und masakriert unseren Charakter. Klar, bisschen Geduld und Ausdauer sollte man schon haben, zumal beim Erkunden von Yharnam mehrere Gegner hintereinander kommen und unserem Helden auch mal wieder die Puste ausgehen kann. Aus diesem Grund eine wichtige Regel – die Ausdaueranzeige immer schön im Auge behalten ! Hier und da ein Ausweichmanöver, ein kurzer Schlag und schon reagiert der Jäger nicht mehr auf unsere Kommandos, weil er sich inmitten einer Feindattacke eine Verschnaufpause gönnt.

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Atmosphäre auf Maximum bitte !

Next-Gen-Qualität sieht man „Bloodborne“ definitiv an, aber Leute – diese absolut geile Atmosphäre, wenn man durch dunkle Gassen und mager belichtete Vierteln geht ist einfach nur geil. Durch die Angst vor einem überraschend kommenden Gegner wird die Furcht und damit die Atmosphäre so dermaßen in die Höhe geschossen, dass man sich nicht traut schneller zu laufen als es unbedingt nötig ist. Erinnert ihr euch noch an den Film „From Hell“ mit Johnny Depp ? Multipliziert die Atmosphäre und das Setting des Films um das zehnfache und ihr erhaltet „Bloodborne“ – definitiv nicht zum Spaß aufgelegt. Was mir unglaublich gut gefällt, ist das Design der Gegner; Blutige Höllenhunde, Zombie-ähnliche Stadteinwohner und verkruppelte Vogelscheuchen sind nur ein ganz kleiner Teil des Monster-Repertoire. Auch der Held selbst ist in seinem Jäger-Outfit nur ein ganz kleines Stück gruseliger als irgendeine Jack „The Ripper“ Nachahmung, möchte man angesichts des Setting meinen.

Allein bei den Waffen muss ich mir an den Kopf fassen – im positiven Sinne gemeint – zumal die Schwerter, Klingen oder Hämmer sich aufgrund ihres Aussehens nicht ganz klar kategorisieren lassen. Im ersten Moment laufen wir mit einer Klinge rum – auf einen Knopfdruck transformiert sich die Waffe in einen Hammer und gibt als Zweihänder optisch noch mehr her. In jeder Ecke der Stadt und jedem Partikel, der durch die Lüfte fliegt, merkt man die Detailsverliebtheit von From Software. Leider lassen Framerate-Einbruche und etwas längere Ladezeiten das Gesamtbild etwas schlechter aussehen, allerdings erwarte ich da einen Patch von den Entwicklern, welcher schnellstmöglich zum Download bereitstellen sollte. Immerhin will man ja nicht wegen den kleinen Bugs die eher sonst fließenden Animationen ruckelig wirken.

Online_2_1426158643Wer immer noch sagt; „Neeeee man, was für Horror meinst du denn ?“ Geht einfach mal in Yharnam spazieren und lauscht durch viele geschlossenen Türen – manchmal könnte man meinen, eine Frau würde schreien wegen …Vergewaltigung ? …Mord ? …oder lacht sie einfach nur so stark ? Man sieht, die Fantasie lässt viel Platz für Interpretationen offen, aber das möchte ich euch selbst überlassen. Versteht mich nicht falsch, die Einwohner dieser höllischen Großstadt sind verrückt, bösartig und ziemlich mysteriös, da kann man von vielen Sachen ausgehen. Auch wenn sie mit deutschen Stimmen gesprochen sind, die einmalige Atmosphäre wird dadurch nicht gestört. Ja, ja, ihr habt es richtig gelesen – die deutsche Lokalisierung hat wieder einmal gute Arbeit in der Vertonung der NPCs geleistet. Auch die musikalische Untermalung kann sich hören lassen – dunkle Chorgesänge, mystische Melodien oder melancholisches Geplänkel von beidem, es sind wirklich nur die passenden Soundtracks dabei.

Entwickler: FromSoftware
Publisher: Sony Computer Entertainment
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: www.playstation.com

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TEST: Bloodborne – Tot zu sein ist nicht tot genug
„From Software hat es mal wieder geschafft eine neue Marke im Spielemarkt zu etablieren – der Hype ist groß und die richtige Qualität ist auch gegeben. „Bloodborne“ schafft es den Spieler, trotz der minimalistischen Erzählung, vor den Bildschirm zu fesseln. Das fordernde und schnelle Kampfsystem mit einer fairen Punkteverteilung und vielen bisher versteckten, nicht erklärten Gameplay-Elementen schafft es ebenso auf langzeitiger Sicht genug zu motivieren, obwohl es mich gleichzeitig auch demotiviert – irgendwie ein Paradox, oder ? Es ist auch manchmal besser, die Dinge nicht zu hinterfragen und die unglaubliche Atmosphäre von „Bloodborne“ zu genießen. Zwar ist es eher verstörend, doch im Nachhinein werdet ihr die Konsole trotzdem anschalten, um mehr zu bekommen. Mit der „Dark Souls“-Fangemeinde hat From Software ein richtiges Klientel erschaffen und bringt auch Neueinsteiger auf Hochtouren. Wer mit der „Dark Souls“-Spielen bisher immer zufrieden war, wird mit „Bloodborne“ glücklich werden.“
9.3
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