TEST: Call of Duty Ghosts – Sich im Kern treu, aber mehr möglich

Christian Götzinger 5 Comments
13 Min Read

Kaum eine Spielereihe spaltet die Spielergemeinschaft so wie Call of Duty. Seit dem Erscheinen der Playstation 3 bringt Publisher Activision in jedem Jahr einen neuen Titel der Reihe auf den Markt. In diesem Jahr war der Entwickler Infinity Ward wieder an der Reihe, der nun mit dem neusten Teil „Ghosts“ Abschied von seiner vorherigen „Modern Warfare“-Reihe nimmt. Was ihr von dem umstrittenen Ableger erwarten könnt, der neben der hier getesteten PS3-Version auch bereits für die neue Konsolengeneration erhältlich ist, versuchen wir euch in unserem Test so objektiv wie möglich zu schildern.

Die größte Neuerung von „Ghosts“ stellt die Vielfalt der zur Verfügung stehenden Modi dar. Während ihr bei den Vorgängern neben dem Einzel- und Mehrspieler stets nur auf einen weiteren zugreifen konntet, stehen nun zwei weitere zur Auswahl, die teilweise sogar noch weitere beinhalten. Der aus den Vorgängern bekannte und – unserer Meinung nach zurecht – langsam ausgediente Zombie-Modus wurde durch „Extinktion“ ersetzt, bei dem Ihr nun Monstern aus dem All anstatt Zombies den Gar ausmacht. „Widerstand“ heißt der neue Spielmodus, der sich in „Modern Warfare 3“ in leicht veränderter Form als Survival-Modus großer Beliebtheit erfreute und damit sein Comeback feiert. Dieser bietet zwar sogar noch einen größeren Umfang als zuvor, stellt aber nur einen kleinen Teil des größeren und komplett neuen „Squad“-Modus dar. All diese möchten wir euch im Folgenden einzeln etwas näher bringen.

Die Kampagne – Action pur

Die Story der Kampagne scheint simpler und dadurch unrealistischer denn je. Die Länder Süd-Amerikas haben sich zur sogenannten „Föderation“ zusammengeschlossen und sind durch ihren Reichtum an Bodenschätzen zur neuen Supermacht aufgestiegen. Doch anstatt ihren neuen Reichtum stillschweigend zu genießen, wollen sie lieber die Weltherrschaft an sich reißen. Wieso auch nicht?! Und was macht man in einem solchen Fall als erstes? Natürlich: den ersten Konkurrenten ausschalten. Also wird mal eben schnell die große orbitale Superwaffe der USA eingenommen und das halbe Land damit zerstört. Ihr seid natürlich mittendrin statt nur dabei und müsst euch euren Weg durch ein gerade in sich zusammenfallendes kleines Städtchen bahnen, um kurz darauf in die Rolle eines Astronauten zu schlüpfen und den Heldentod zu sterben.

Im Verlaufe der Kampagne schlüpft ihr vor allem in die Rolle von Logan, der zehn Jahre später gemeinsam mit seinem Bruder Hesh und ihrem gemeinsamen Vater Elias versuchen, die besetzte USA zu befreien. Natürlich stoßt ihr dabei schnell auf die geheime Eliteeinheit „Ghost“, welcher dem Spiel seinen Namen verdankt. Zu viel wollen wir euch hier aber nicht verraten. Der Nachteil ist, dass wir die Story als so abwegig empfanden, dass der Realismus, im Vergleich zum altbekannten patriotischem Jagen von Terroristen, auf der Strecke bleibt. Hier boten die direkten Vorgänger der „Modern Warfare“-Reihe deutlich mehr. Positiv ist aber in jedem Falle, dass man der Story durch die weitgehende Linearität und fehlende Komplexität endlich wieder problemlos folgen kann, was man vor Allem von den beiden „Black Ops“-Titeln nicht behaupten konnte.

Seien wir mal ehrlich: wegen der Kampagne haben sich bisher wohl nur die Wenigstens einen Teil der „Call of Duty“-Reihe gekauft. Daran ändert sich auch mit „Ghosts“ nicht viel. Sie sollte als Extra und nicht als Hauptbestandteil des Spiels angesehen werden. Trotzdem wurde die magere Story mal wieder erstklassig in Szene gesetzt, was die Wertung ordentlich nach oben zieht. Wer Activision einen Vorwurf macht, nicht genügend Action und Abwechslung zu bieten, sollte sich wohl mal in anderen Genres umsehen. Ohne das Konzept komplett umzustellen, was angesichts der erfolgreichen Verkaufszahlen wohl eher als unnötiges Risiko angesehen wird, kann man einen Shooter wohl kaum besser verpacken – zumindest wenn wir zunächst mal von der Grafik absehen.

Ständig explodiert irgendetwas und stürzt in sich zusammen, sei es eine Raumstation, ein Staudamm, eine Brücke, oder ein Wolkenkratzer. Man kann förmlich spüren, wie schon fast krampfhaft nach neuen Möglichkeiten gesucht wurde, um die Konkurrenz zu übertrumpfen und die Spieler mit ihren teils unrealistischen Wunschvorstellungen endlich zu überzeugen. Teilweise ging uns das Effektfeuerwerk sogar ziemlich auf die Nerven und so freuten wir uns, dass im Verlaufe des Spiels auch mal wieder mehr echte Kämpfe stattfinden, die einen Shooter ursprünglich ausgemacht haben. Diese bleiben auf dem gewohnt hohen Niveau, denn kaum ein Spiel des Genres lässt sich so flüssig und gut spielen wie Call of Duty. Vermisst haben wir eine größere Weitläufigkeit, die wir in „Black Ops 2“ zumindest in Ansätzen gesehen hatten. So bietet „Ghosts“ kaum alternative Möglichkeiten eine Mission zu beenden. Die Wege sind sehr linear und teilweise wird die Mission automatisch beendet, solltet ihr ursprünglich schleichen müssen, aber dann entdeckt werden.

Für Abwechslung sorgen die äußerst abwechslungsreichen Schauplätze. Da die knapp 18 Missionen meist sehr kurz sind, werdet ihr auf die unterschiedlichsten Orte stoßen. Vor allem die beiden Missionen im All hat es so vorher noch nie gegeben und zwingen den Spieler zum Umdenken bei der Suche nach Gegnern und Deckung. In einer anderen Mission müsst ihr Unterwasser neben den Gegnern auch mit Haien zurechtkommen und Wasserbomben ausweichen. Auch einen Helikopter, einen Panzer oder gar orbitale Waffen steuert ihr im Verlaufe der Kampagne. Zwar ist dies stets relativ simpel gehalten, trotzdem stoßt ihr so immer wieder auf neue Spielelemente. Die größte Neuerung stellt allerdings euer Schäferhund Riley dar, der euch in ein paar Missionen begleitet und von euch komplett gesteuert oder zumindest befehligt werden kann. Geübte Spieler werden die Kampagne, die letztendlich nicht schlechter aber auch nicht besser als bei den Vorgängern ist, auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ohne Probleme in unter sechs Stunden meistern. Der knackige Veteran-Schwierigkeitsgrad bietet wie immer eine angemessene Herausforderung, die deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt. Zudem müssen zur Spielzeit auch noch die anderen Modi gezählt werden, die auf Wunsch ebenso komplett offline erledigt werden können und die wir euch nun vorstellen.

Extinction – Alienjagd als willkommene Abwechsung

Im „Extinction“-Modus besteht eure Aufgabe darin, die Karte von den Nestern außerirdischer Insekten zu zerstören. Dies könnt ihr entweder alleine oder mit bis zu drei weiteren Spielern online erledigen. Interessant wird für viele sein, dass wieder ein zweiter Spieler offline per Splitscreen mitmachen kann. Bevor es losgeht könnt ihr eure Ausrüstung und Fähigkeiten in begrenztem Maße festlegen. Mit der Zeit steigt ihr im Rang auf, der übrigens nur für diesen Modus zählt, und könnt weitere Fähigkeiten freischalten. Diese beinhalten beispielsweise das Aufstellen von verschiedenen Geschützen und Munitionsboxen oder sogar Luftschläge, und können in jedem Spiel durch erworbene Fähigkeitspunkte aufgewertet werden, was jedoch immer nur für das jeweilige Spiel gilt. Der Spielmodus macht überraschend viel Spaß und ist vor allem online zu viert extrem schwer zu meistern. Es wird eine kluge Gruppeneinteilung mit den unterschiedlichen Fähigkeiten und auch im Spiel viel Teamwork benötigt, um den Modus zu beenden. Leider steht im Moment jedoch nur eine Karte zur Verfügung, die dafür aber sehr groß ist. Es ist zu erwarten, dass sowohl die Spielmodi als auch die Karten mit der Zeit durch DLC’s erweitert werden.

Squad-Modus – Garant für Langzeitmotivation

Im „Squad“-, bzw. „Trupps“-Modus könnt ihr euch euer eigenes Team komplett selbst erstellen und deren Ausrüstung wählen. Für das Freischalten der Ausrüstung müsst ihr euch jedoch zunächst die benötigten Punkte erspielen. Dabei werden alle Freischaltungen und euer Rangfortschritt – der jedoch im Squad-Modus nur begrenzt erworben werden kann – mit dem normalen Mehrspieler geteilt. Mit eurem Squad könnt ihr dann verschiedene Spielmodi bestreiten. Entweder es geht gegen den Squad eines anderen Spielers oder nur gegen Bots. Dabei können auch Freunde kurzzeitig eurem Squad beitreten und mit euch spielen. Gespielt wird stets auf den Mehrspieler-Karten, die ihr somit zu Beginn leicht kennenlernen könnt. Zusätzlich findet ihr hier auch den „Widerstand“-Modus, bei dem ihr mit bis zu drei weiteren Spielern gegen Wellen von Gegnern antretet, wobei ihr zwischendurch mit Ausrüstung versorgt werdet. Hier könnt ihr zwischen 20, 40 und unendlich Wellen wählen und um die Plätze auf der Bestenliste kämpfen. Insgesamt habt ihr somit eine Vielzahl an Modi zur Verfügung, die euch ewig beschäftigen können.

Multiplayer – Kern des Spiels

Im Prinzip lässt sich der Begriff „Multiplayer“ nicht mehr nur auf den klassischen Modus beziehen, da auch die anderen eine Onlinefunktion bieten, welche allesamt in unsere Wertung mit einfließen. Der klassische Modus bleibt jedoch der Kern des Spiels und bietet eine ähnliche Erfahrung wie die Vorgänger. Hier und da wurden Kleinigkeiten geändert. Die Karten sind teilweise größer und verwinkelter, was nicht jedem gefallen wird. Zudem gibt es nun kleinere Interaktionsmöglichkeiten wie eine explodierende Tankstelle, die dann als Deckung dient. Es lässt sich sogar eine Killstreak-Belohnung erspielen, welche die komplette Karte durch beispielsweise eine riesige Explosion, die natürlich nur die Gegner trifft, verändern kann. Die übermächtigen Care-Packages existieren nicht mehr als Killstreak-Belohnung, sondern müssen mit Feldbefehlen erspielt werden. Diese können von toten Gegnern fallen gelassen werden und beinhalten immer eine spezielle und zufällige Aufgabe, nach deren Abschluss das Care-Package winkt. Stirbt der Spieler vor dem Abschluss, kann ein anderer den Feldbefehl aufsammeln.

Der eigene Squad ist voll im Multiplayer integriert, was die Freischaltungen verändert. So könnt ihr mit euren Punkten auf Wunsch direkt jeden Gegenstand freischalten und müsst nicht erst einen gewissen Rang erreichen. Jeder Soldat verfügt über einen eigenen Rang, womit der Prestige-Modus ersetzt wird. Auf jeden Fall wird man ein paar Stunden brauchen, um sich an die neuen Karten und sonstigen Veränderungen zu gewöhnen, die im ersten Moment einige abstoßen mögen. Trotzdem bietet auch „Ghosts“ genau wie seine Vorgänger einen insgesamt hervorragenden Mehrspieler-Modus. Vor allem die Vielfalt an verschiedenen Spielmodi, beispielsweise feiert „Infected“ aus „Modern Warfare 3“ sein Comeback, ist hier wieder hervorzuheben. Auch der neue Spielmodus „Aufgeputscht“, bei dem man nach dem Eliminieren eines Gegners mit allen Perks 30 Sekunden Zeit hat einen weiteren zu erledigen um das eigene Explodieren zu vermeiden, weiß zu gefallen

Grafik

Die Grafik ist wohl der größte Kritikpunkt, der man der Reihe vorwerfen kann. Hier hat sich einfach seit Jahren nichts mehr getan. Trotzdem sieht auch „Ghosts“ durchaus noch solide auf der Playstation 3 aus und braucht sich nicht zu verstecken. Besonders hervorheben muss man die absolut flüssige Darstellung. Während der Kampagne huschen riesige Fischschwärme butterweich über den Bildschirm und auch im Mehrspieler waren zu keiner Zeit Ruckler spürbar. Somit scheinen die Abstriche in der Grafik zugunsten der Framerate gemacht worden zu sein, weshalb man diese verschmerzen sollte. Wer jedoch eine überdurchschnittliche Grafik erwartet, sollte auf die PS4-Version hoffen, welche wir euch in den nächsten Wochen vorstellen werden.

Entwickler: Infinity Ward
Publisher: Activision
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: www.callofduty.com

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TEST: Call of Duty Ghosts – Sich im Kern treu, aber mehr möglich
Call of Duty: Ghosts wird wie in jedem Jahr die Gemüter spalten, aber gekauft wird es dennoch, weil es seinen Job so, wie es diesen macht, richtig macht. Call of Duty ist Spaß pur, auch wenn man sich dafür Schritt für Schritt von der Realität entfernt.
8.5
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