Mit „Deus Ex-Mankind Divided“ findet die gefeierte Serie nun auch ihren Weg auf die aktuelle Konsolengeneration. Der Titel orientiert sich dabei stark am inzwischen schon fünf Jahre alten Vorgänger und verliert dabei keineswegs seinen Charme. Fans haben sehnsüchtig auf die Fortsetzung gewartet, um sich wieder als Adam Jensen in den Kampf um die Menschheit zu stürzen.
„Es war einmal…“, Intrigen und Geheimnisse
Mankind Divided schließt fasst direkt dort an, wo Human Revolution damals endete. In der nahen Zukunft leben wir in einer Welt, in denen die Kombination aus Mensch und Maschine längst zum Alltag gehört. Die abfällig als „Optis“ bezeichneten Personen erhöhen ihre Leistungsfähigkeit durch mechanische Implantate und Prothesen, besser bekannt als Augmentationen. In vielen Bereichen wurden diese Erweiterungen genutzt, um die Welt einfacher und sicherer zu machen, etwa durch spezielle Optimierungen für Bauarbeiter oder Polizisten. Alles war gut, bis zum „Opti-Zwischenfall“ am Ende von Human Revolution. Dort spielten alle Optis auf Grund eines Hacks verrückt und griffen alles und jeden an, der sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte. Die Menschheit muss hohe Verlust erleiden und sieht diese verbesserten Menschen von nun an als eine extreme Bedrohung an.
Nun ist es 2029, die Gesellschaft ist gespalten, Optis werden diskriminiert, abgeschoben, ihre Rechte eingeschränkt und der Gewalt und Willkür von Polizei und Bevölkerung ausgesetzt. Unser Protagonist, Adam Jensen, der sich bereits im Vorgänger um die Rettung der Welt bemüht hatte, ist inzwischen Teil einer geheimen Elite-Sondereinheit, die einen Bombenangriff auf den Prager Hauptbahnhof untersucht. Schnell decken wir ein Geflecht aus Intrigen und Machtkämpfen auf, die größer sind, als man es erwartet hätte. Wie steckt unsere eigene Task Force dort mit drin, wehren sich die Augmentierten nur gegen ihre Unterdrückung, oder wird alles von einer geheimen Gesellschaft im Schatten gelenkt? Das gilt es hier aufzuklären.
Abseits der Hauptstory bietet Deus Ex wieder einmal viel zu entdecken. Es gibt zahlreiche Nebenmissionen, sowie geheime Orte und Gänge zu erforschen. Man kann sich ewig mit Erkundungen aufhalten und entdeckt immer wieder neue Dinge hinter Lüftungsgittern oder per Hack geöffneten Türen und PC’s. Besonders clever: Finden wir PDA’s oder E-Mails, können wir hier raus nicht nur Nebeninformationen über das Leben der Personen und ihrer Probleme erfahren, wir finden auch immer wieder Codes und Passwörter, die uns das hacken ersparen. Daneben gibt es noch E-Books und Zeitungen zu finden, welche uns viel über aktuelle Entwicklungen und den Verlauf der letzten Jahre berichten.
Deus Ex bietet bei allen Ereignissen eine freie Hand, wenn es darum geht, wie vorgegangen werden soll. Entweder gehen wir brutal vor, töten alles und jeden und lassen niemanden übrig, oder wir stellen uns der Herausforderung, zeigen der Gesellschaft, dass wir doch keine Monster sind und greifen auf Betäubung und Elektroschock-Pfeile zurück. Nicht wirklich netter, aber wenigstens nicht tödlich. Wir schleichen gekonnt und dank eines guten Systems auch leicht umher, bahnen uns unseren Weg durch Hack-Minispiele und geben und handeln, wie wir es für richtig halten. Darüber hinaus ist reden immer wieder eine Alternative, mit der wir wichtige Informanten vom Selbstmord abhalten und skrupellose Verbrecher dazu überreden können, uns zu helfen. Hierfür können die Gesichtszüge und Verhaltensweisen analysiert werden, um das richtige Vorgehen abzustimmen, oder wir nutzen einen freischaltbaren Sozialoptimierer, bei dem wir Pheromone freisetzen und unser Gegenüber beeinflussen können. Neben dieser Augmentierung gibt es nicht viele andere Hilfsmittel, wie etwa ein Stealth-Mode, bessere Hacking-Skills oder Tesla-Geschosse, die uns das Leben leichter machen. Insgesamt gibt es 28 Augmentierungen, die überwiegend aus dem Vorgänger übernommen wurden, neu hingegen sind sechs experimentelle Prototypen-Augs, die super nützlich sind, zu Beginn allerdings unser System noch überlasten können, wenn wir zu viele davon aktivieren.
Ebenso müssen wir an verschiedenen Punkten die Entscheidungen treffen, etwa ob wir unsere Informationen mit unserem Vorgesetzten oder lieber mit unserem Kontakt zu einer Rebellengruppe teilen, oder ob wir in einer Bank einmalige und unbezahlbare Beweise beschaffen oder einem wichtigen Informanten das Leben retten. Viele unserer Handlungen und Entscheidungen haben Auswirkungen auf den Verlauf der Story oder einzelner Missionen, auch wenn man diese nicht immer direkt abschätzen kann und manchmal kleiner ausfallen als zunächst angenommen. Dennoch geht das Spiel hier sehr auf den Spieler ein und wird dadurch sehr lebendig. Auf unserer Reise finden wir zudem viele Objekte und Werkzeuge, die wir entweder nutzen oder verkaufen können. Verkaufen wird dabei meist jedoch etwas komplizierter, denn anders als im Vorgänger gibt es nur wenige Händler, mit denen wir wirklich umfassend interagieren können. Das nervt, da man kein unbegrenztes Inventar besitzt.
Wer Abwechslung vom Story-Modus braucht, für den bietet sich der neue Breach-Modus an. Hier arbeiten wir uns als virtuelle Figur durch Serverlandschaften und laden Datenpakete herunter, weichen Firewalls und Suchprogrammen aus und entkommen schnell, wenn wir entdeckt werden. Die Abschnitte sind dabei sehr kurz gehalten, bieten aber viel Abwechslung und Spannung, gerade wenn man sein Spiel mit neuen Mods oder Bedingungen verändert. Im Grunde geht es hierbei um Geschwindigkeit und Raffinesse, um die Nr.1 der Bestenliste zu werden. Immer wieder schaltet man Packs mit neuen Waffen oder Gegenständen frei, erhält Praxis-Kits oder bekommt geheime Aufträge, welche die dunkelsten Geheimnisse der ausspionierten Unternehmen aufdecken.
„Deus Ex-Mankind Divided“ vereint gekonnt verschiedene Spielstile, und schafft es so, eine gelungene Story mit einem ansprechenden Gameplay zu kombinieren. Die Unterdrückung bestimmter Volksgruppen passt gut in den aktuellen gesellschaftlichen Kontext, auch wenn Adam Jensen als Mitglied seiner Task Force keine Probleme spürt, anders als seine Leidensgenossen. Die Augs fügen sich gut ein, ebenso wie die vielen Geheimnisse und Nebenmissionen. Abgerundet wird dies alles durch den Breach-Modus, der für Abwechslung sorgt und mit immer neuen Inhalten aufgefrischt wird.
Eine Stadt am Abgrund, der Ast im Getriebe
„Deus Ex-Mankind Divided“ spielt größtenteils in einem dystopischen, runtergekommenen Prag der Zukunft. Während wir frei durch die Straßen ziehen beobachten wir viele obdachlose Optis, brutale Polizeiwillkür und viel Elend. Die Straßen und Läden sind dabei sehr detailreich entworfen und bieten überall Potentiale für Entdeckungstouren. Darüber hinaus sehen die Straßenzüge sehr lebendig und ansprechend aus, ebenso wie die einzelnen Charaktermodelle. Außerdem ist die angespannte Stimmung innerhalb der Gesellschaft gut spürbar, gerade im Opti-Ghetto „Golem City“, in welchem wir einer Mission nachgehen. Man kann überall mit den verschiedensten Geräten und Objekten interagieren und diese nutzen, etwa indem man leere Kaffee-Becher wegwirft, um Feinde abzulenken, oder einen Wahrsagerautomaten, der uns mehr oder weniger gut Ratschläge gibt. Auch die kurzen Sequenzen, in denen wir entweder einen Feind im Nahkampf ausschalten, einen tiefen Sprung mit unseren Systemen abfangen oder eine Person befragen sind gut animiert, auch wenn man den Unterschied zwischen Ingame und Sequenz schon deutlich erkennen kann.
Leider leidet der Titel immer wieder unter Framerate- und Darstellungsproblemen, etwa, wenn wir durch dicht besuchte Straßen laufen oder die Körper von Feinden in bester Ragdoll-Darstellung umherziehen. Das stört den Spielablauf und machte uns das Leben unnötig schwer. Darüber hinaus erinnern sich manche Figuren nicht daran, dass wir uns bereits mit ihnen unterhalten haben, wodurch Sequenzen wiederholt werden, die dann festhängen, oder Absprachen nicht durchgeführt werden, etwa, dass man uns eine Türe öffnet. Das kann wirklich nerven, auch wenn der Titel dadurch nicht gleich unspielbar wird. Allerdings bekommt die gute Fassade hierdurch eine Macke und der Spielfluss wird unterbrochen. Das ist mehr als schade.
Dennoch verfügt „Deus Ex:Mankind Divided“ auf Grund seiner vielen Details und Geheimnisse, seiner guten Story, dem tollen Setting und dem hervorragend abgestimmten Soundtrack über eine ansprechende Atmosphäre, welcher man sich gerne hingibt und sie genießt. Leider ist allerdings alles viel zu schnell zu Ende, denn gerade wenn man denkt, dass die Story ihren Höhepunkt erreicht, bekommen wir den Abspann und dürfen uns auf den nächsten Teil des Deus Ex-Universums freuen. Außerdem fehlt es dem Spiel an wirklichen Bosskämpfen, wenn man die Situation mit dem Vorgänger vergleicht, in dem man es mit einigen richtigen menschlichen Panzern zu tun bekommen hat. Zudem empfehlen wir den Titel in Englisch zu spielen, da die deutschen Sprecher zum einen nicht wirklich Lippensynchron sind, und Dinge teilweise seltsam betonen. Außerdem unterscheiten sich Ton und Untertitel manchmal doch etwas zu sehr.
Entwickler: Eidos Montreal
Publisher: Square Enix
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: www.deusex.com
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