„Disgaea“ ist und war schon immer ein zweischneidiges Schwert. Einige lieben und heben es auf den Strategie-RPG Thron, während andere vom schieren Umfang und der kruden grafischen Präsentation abgeschreckt werden. Auch „Disgaea 5 – Alliance of Vengeance“ bildet hier keine Ausnahme. Wer bisher nichts mit der Strategieserie anfangen konnte, wird wohl auch mit dem neusten Teil nicht zum Fan. Warum sich der Titel dennoch als lohnenswert erweist, erfahrt ihr folgend in unserem Test.
Geschichte selbst für Disgaea Verhältnisse schwach …
Die Geschichte stand bei „Disgaea“ noch nie im Mittelpunkt, stattdessen widmete man sich schon immer tiefgreifenden Gameplay und zahlreichen Optionen darin. Die Geschichte von „Disgaea 5 – Alliance of Vengeance“ ist jedoch einer der bisher schwächsten der Serie, um pure Story-Enthusiasten vorweg zu warnen.
„Disgaea 5“ gibt dem Spieler diesmal die Kontrolle über eine ganze Gruppe von Overlords, Herrschern von Netherworlds, den unterschiedlichen Reichen im „Disgaea“ Universum. Was die ungleiche Truppe vereint ist der Antagonist des Spiels Void Dark, der sich nach und nach Netherworlds unter den Nagel reißt. Held des Spiels ist der mysteriöse Killia, der eine ihm wichtige Person verloren und Void Dark Rache geschworen hat.
So weit so gut. Die Story hört sich bisher nach nichts Außergewöhnlichem an. Als Spieler durchschaut man die Geschichte allerdings schon lange bevor das Spiel seine Karten offenlegt. Da all dies schon in Spielen, Filmen und anderen Medien zu genüge verarbeitet wurde, hat man das Gefühl die Geschichte bereits zu kennen, was durch voraussehbare Plott-Twists nur weiter bestätigt wird. Spannung kommt daher eher selten auf und die Geschichte gerät schnell wieder in Vergessenheit. Wie erwähnt, war die Story allerdings nie der Schwerpunkt der Serie und wird Liebhaber daher nicht allzu sehr enttäuschen.
Gameplay im Überfluss …
„Disgaea“ war da schon immer eher für seine Vielzahl von Mechaniken bekannt. Was dem Spieler hier geboten wird, wenn es um Tiefe und Auswahl geht, kann für Monate begeistern. Dutzende von Klassen und Monster können für die eigene Armee rekrutiert werden. Figuren können bis Level 9999 aufgewertet und wiedergeboren werden. Wiedergeburten setzen Figuren auf Level 1 zurück, gewähren jedoch einen Bonus auf die Grundwerte, was beim erneuten leveln deutlich wird. Eine ähnliche Mechanik, die Item World, kommt bei Gegenständen zum tragen. Jedes Item hat dabei eine ihm zugewiesene eigene Welt, die vom Spieler betreten werden kann und mit jedem Level, der bezwungen wird, erhält das Item bessere Werte. Findet man einen Unschuldigen, besondere Monster, die in der Item World leben und ihm Boni verleihen, und besiegt diesen dann, kann man ihn auf andere Items schieben und so schnell bestimmte Werte verbessern. Weiter geht es mit der Charakter World. Hier bekommt man ein Brettspiel vorgesetzt, in dem einige Felder die Werte der Figur verbessern, während andere die Werte senken. Erreicht man das Ziel bevor die Züge ausgehen, erhält man den vollen Bonus und darf sich einen weiteren Wert aussuchen der verbessert werden soll. Schafft man es nicht bis zum Ziel, bekommt man noch immer die Hälfte aller Boni zugesprochen.
Des Weiteren können Forschungsmissionen, die womöglich seltene Items gewähren, zu anderen Netherworlds geschickt werden. An einem eigenen Shop sind sogar Cheats erlaubt, wofür man jedoch mit Kompromissen leben muss. Eure Armee kann außerdem in unterschiedliche Squads eingeteilt, sowie Gegner eingefangen und verhört werden. Was ihr mit euren Gefangenen anstellt, bleibt dann euch überlassen. Gliedert sie in eure Armee ein, entzieht ihnen Mana oder macht sie zu Bürgern eurer Netherworld – alles hat seine Vor- und Nachteile. Um nun alle Features im Detail aufzuführen, fehlt jedoch einfach der Platz, daher ist es nicht verwunderlich das auch der fünfte Teil der „Disgaea“ Serie nur so vor Tutorials strotzt. Viele der komplizierten Mechaniken sind glücklicherweise optional. Wer nur die Geschichte des Spiels beenden möchte, muss sich daher nicht stundenlang mit den vielen Optionen, die das Spiel zu bieten hat, herumschlagen und kann sich auf das Wesentliche konzentrieren.
Grafik eher Retro …
2003 erschien der erste Teil der „Disgaea“ Serie. Was damals auf der PlayStation 2 angemessen war, ist heute fast schon eine Beleidigung für die Augen, ganz besonders wenn man sich vorführt, dass es sich bei „Disgaea 5 – Alliance of Vengeance“ um ein PS4 Exklusivtitel handelt. Der Dorn im Auge sind insbesondere die Sprites und die niedrige Texturauflösung der Umgebung. Während die Sprites in der Standardentfernung durchaus ansprechend und hochauflösend ausschauen, belehren einen Spezialangriffe, die oft stark an das Geschehen heranzoomen, schnell eines besseren. Sprites und Texturen sind in extrem Nahaufnahmen nur noch unscharfe Pixelhaufen, die so selbst auf der älteren Hardware hätten realisiert werden können. Wieder einmal wurde hier die Chance bei einem PS4-Debüt deutlich vertan, warum auch immer.
Soundtrack: Gut, Synchronisation: Geschmackssache …
Synchronisation und Soundtrack von „Disgaea 5“ können sich durchaus hören lassen. Der orchestrale Soundtrack des Spiels wird, während man Feinabstimmungen an seinen Waffen oder Figuren vornimmt, zu keiner Zeit aufdringlich und gefällt auch noch Stunden danach. Einen Wermutstropfen gab es für mich jedoch mit der Synchronisation. Killia, der Held des Spiels, hat seiner Rolle entsprechend viel Text, der typisch für den einsamen mysteriösen Helden, monoton eingesprochen wurde – stellt euch einfach einen stereotypisch überzeichneten Emohelden vor, der mit niemanden über seine Probleme sprechen will und ihr wisst, was euch hier erwartet.
Sprachlich stellt das Spiel dennoch sowohl eine englische als auch japanische Synchronisation zur Wahl. Nach deutschen Texten oder gar Sprachausgaben sucht man jedoch auch hier leider vergebens.
Entwickler: Nippon Ichi Software
Publisher: NIS America
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: http://disgaea.us/d5/
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