TEST: Fimbul – Zieht euch warm an!

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Wie selbstverständlich nimmt der Mensch den Wechsel der Jahreszeiten hin. Auf Frühling folgt der Sommer. Auf den Sommer folgt der Herbst. Auf den Herbst folgt der Winter. Auf den Winter folgt der Winter? und äh…der Winter??…???

Ab diesem Zeitpunkt ist man schnell den Freuden des Schnees überdrüssig und wünscht seinen Schlitten zum Yeti statt zum Teufel. Aber steht jetzt hier eine Klimakatastrophe vor der Tür? Keine Angst – der Namensgeber Fimbulwinter aus der nordischen Mythologie ist virtueller Natur und gefangen im Fernseher. Also nur theoretisch dicke Socken plus feste Schuhe für den Test anziehen und überprüfen, ob „Fimbul“ von Entwickler Zaxis und Herausgeber Wild River eindrucksvolle Spuren auf der weißen Pracht hinterläßt.

Für einen guten Kampf ist man nie zu alt!

Zur Abwechslung lenkt der Spieler kein junges Gemüse, sondern einen weißhaarigen und noch sehr fitten Veteranen durch eisige Landschaften Skandinaviens. Dabei besteht allerdings keine Gefahr der Verkühlung. Denn der Weg bis zum Abschluss seiner Mission ist lang und gespickt voller Gegner, die sein Blut zu Genüge in Wallung bringen.

Zu Beginn gibt es die typischen, familiären Probleme der biblischen Natur. Er und sein Bruder sind Todfeinde, es kommt zum entscheidenden Gefecht und schwupp liegt der Held von Fimbul leblos im Schnee. Normalerweise endet ein Abenteuer an dieser Stelle, aber innerhalb einer Saga kommt es oft und gerne zu überraschenden Wendungen. Plötzlich tauchen drei alte Vetteln auf. Zwar haben die Damen vor langer Zeit ihren Liebreiz verloren, aber nicht ihre Magie. Von ihnen wieder zum Leben erweckt, wird die Hauptaufgabe des Spiels offenbart: Verhinderung eines Weltunterganges und diese Bürde lastet mal wieder auf einem Paar Schultern bzw. in diesem Falle eher ein Paar Füße.

Der abenteuerliche Spaziergang beginnt und statt Fuchs und Hase begegnet der Held Gruppen von z.B. Wikingern, Räubern oder anderen gerüsteten Gegnern. Es dauert auch nicht lange, da steht er schon vor seinem ersten riesigen Troll. Der zwar alleine, aber umso gefährlicher. Was macht man nur, wenn das Lieblingsbeil bei einem solchen Feind eher ein kitzeln hervorruft und keine Schadenspunkte? Wie praktisch, da liegen Speere in Greifnähe – des Rätsels Lösung? Ist das geschafft, erreicht die Figur im Laufe des mühsamen Vorankommens ein Dorf mit freundlicherer Gesinnung. Können die Bewohner einen unterstützen? Ja, aber sie erwarten eine Gegenleistung, die vorab gelöst werden muss und somit setzen sich weitere Spuren im Schnee fort. Wann ist das Ziel endlich erreicht und erfüllt…? Und was hat es mit einen weiteren Erzählstrang im Prolog auf sich, bei dem man groß wie ein Liliputaner aus einer Höhle fliehen muss???

Schwing die Axt und kreisel das Schwert!

Das Vorankommen in der wäldlichen Umgebung von „Fimbul“ ist in festen Abschnitten und Wegen unterteilt. Erst wenn in einem Bereich die vorgegebenen Feinde – manchmal auch in Wellenangriffen – eliminiert wurden, geht es mit der Handlung weiter. An manchen Stellen gibt es zum Glück hilfsbereite NPCs, die ihre Waffen für die gute Sache zücken.

Das Kampfsystem ist dabei angenehm überschaubar und nicht mit Kombos überlagert, die einem am nächsten Tag einen Muskelkater in den Fingern bescheren. Mit Schwert oder Axt attackieren, mit Schild blocken und Speere aus kleiner Distanz auf die Bösewichte geworfen – das wars. Je mehr Schläge die anderen einstecken und nicht der eigene Recke, füllt sich ein Balken für Spezialangriffe. Dazu gehört allerdings auch die Möglichkeit eines Heilungsprozesses und den hat man oft bitterer nötig als sich z.B. für Hinrichten zu entscheiden.

So unkompliziert der Umgang mit der Ausrüstung auch im Vergleich zu so manch anderen Spiel ist: die Widersacher sind es allerdings nicht und werden von der Position des zukünftigen Retters der Welt wie ein Magnet angezogen! Wenn das gepflegte und allseits beliebte Hack and Slay die Lösung ist, wird es durch die Menge der Kontrahenten herausfordernd. Beim Troll hilft (wie im vorhergehenden Abschnitt angedeutet) der Speerwurf aus kleiner Distanz zunächst weiter, um ihn für kurze Zeit auf den Schneeboden der Tatsachen zu werfen. Dann aber geschwind draufschlagen bis sein Lebensbalken gen Null geht. Denn wenn er wieder aufsteht, ist er leider wieder sehr anhänglich.

Apropos eigenes Dasein. Sollte der Charakter seinen letzten Atemzug aushauchen, stehen die drei netten Weiber für einen weiteren Auferstehungszauber parat. Allerdings bedeutet das einen Neustart der aktuellen Aufgabe. Tja, nichts ist umsonst auf der Welt, auch nicht der Tod.

Endlich – schmutzabweisender Schnee

In „Fimbul“ erwarten den Spieler schöne, stimmungsvoll gezeichnete Schneelandschaften mit kühler Begleitmusik, inklusive ihrer Bewohner. Die akustischen, instrumentalen Klangteppiche sind entsprechend mit passenden Trommelschlägen geklöppelt und geben dem Ganzen die gewisse Tiefe, um die Geschichte erlebbarer zu machen. Unterhaltungen werden im Stil von Comic-Heftchen schriftlich vorgetragen und implementieren einen zweiten und qualitativ sehr guten Grafikstil. Kurios sind hier nur die Blutdarstellungen. Bei einem Treffer spritzt der Lebenssaft aus dem Körper, aber ist auf den weißen Untergrund nicht sichtbar. Gut bei USK 16 nicht verwunderlich und immer noch besser als die grüne Variante.

TEST: Fimbul – Zieht euch warm an!
“Endlich wieder ein Spiel jenseits des kommerziellen Mainstreams. Denn nicht jeden Tag kommt ein Comic-Action-Adventure in den Handel und Fimbul beweist als neuester Zugang, dass das Genre Indie sich nicht in einer negativ behafteten Schublade verstecken muss. Im Gegenteil, oft sind diese Games viel erfrischender als ihre AAA-Titel-Kollegen. Tipp zum Schluß: falls Euch Eure Entscheidungen später nicht mehr gefallen oder ihr den Mehrwert von Fimbul entdecken möchtet: schaut im Hauptmenü unter Lebensfaden nach, da gibt es hier und da Abzweigungen…!
7.8
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