TEST: Hades – Höllisch gutes Rogue-like RPG

Jonas Herrmann Add a Comment
11 Min Read

Hades, endlich auch für Konsolenspieler! Die Playstation ist als Plattform darauf ausgelegt, mit spannenden Exklusivtiteln zu punkten. Games wie The Last of Us, God of War oder Marvels Spiderman gibt es eben nur auf Sonys Konsolen. Ab und zu gibt es allerdings auch Spiele, bei denen das ganze umgekehrt ist und bei denen ich als Playstation-Spieler, ein wenig neidisch auf andere Plattformen blicke. Als im letzten Jahr Supergiant Games Indie-Titel Hades von der Kritik mit Lob überschüttet wurde und eine Top-Wertung nach der anderen abstaubte, war es wieder so weit, dass ich PC-Spieler insgeheim beneiden musste.

Zum Glück wurde schon recht bald nach Release eine Konsolenportierung angekündigt, die nun am 13. August erscheint. So kam ich in den letzten Tagen doch noch in den Genuss des Hack’n Slay und konnte auf der PS5 testen, ob die überschwänglich positiven Kritiken gerechtfertigt sind. Spoilerwarnung: Sie sind es.

Jetzt könnte man sich fragen, weshalb dieser Text überhaupt noch weiter geht. Ja, Hades ist wirklich fantastisch und ich lege es im Grunde ausnahmslos jedem ans Herz. Damit dürfte eigentlich alles gesagt sein, warum also überhaupt noch weiter schreiben? Weil dieses Spiel es verdammt nochmal verdient!

Was ist Hades überhaupt?

Wenn ihr gerade zum ersten mal von Hades hört, möchte ich euch kurz erzählen, worum es sich dabei handelt. Hades ist ein Indie-Spiel vom amerikanischen Studio Supergiant Games. 2018 kam das Spiel in den Early-Access, im September 2020 folgte der Full-Release. Hades ist ein Action-RPG mit Rogue-Like Elementen, der Tod gehört also zum Spiel dazu. Wie der Titel es schon verrät, ist das Game in der griechischen Mythologie angesiedelt. Als Prinz Zagreus versuchen wir aus der Unterwelt, die von unserem Vater Hades regiert wird, zu fliehen. 

Hades - Entrance
Hier beginnt jeder Fluchtversuch.

Die Götter auf dem Olymp bekommen Wind von unserem Fluchtversuch und stehen uns mit Verbesserungen zur Seite. Jeder Gott verfolgt dabei aber eigene Interessen und so ergibt sich nach und nach eine wirklich interessante und abwechslungsreiche Story. Uns stehen verschiedene Waffen zur Verfügung, mit denen wir Raum für Raum vorrücken, Monster bezwingen und Bosse plätten. Sterben wir dabei, landen wir wieder in der Halle von Hades und müssen von vorne beginnen. Auf unserer Reise gefundene Schlüssel und Edelsteine können wir allerdings in permanente Upgrades investieren, wodurch wir dauerhaft mehr Schaden austeilen oder bei einem Tod einmalig eine zweite Chance bekommen. 

Durch diese Mechanik haben wir immer das Gefühl von Fortschritt, auch und besonders, wenn wir scheitern. Nach und nach meistern wir die Waffen, werden stärker und stoßen immer weiter in die Unterwelt vor. Für Abwechslung sorgen die Segen der Götter, die uns größtenteils zufällig begegnen. Mit Zeus Hilfe verteilen wir etwa bei jedem Schlag/Schuss Blitzschaden, während Hermes unsere Bewegungsgeschwindigkeit erhöht. Durch das Sammeln und kombinieren der verschiedenen Segen bauen wir uns ganz verschiedene Builds während der einzelnen Versuche. So verteilt mein Bogen plötzlich explosiven Blitzschaden, während mein Ausweichdash feindliche Geschosse zurückwirft. 

Was macht Hades so gut?

Diese Frage ist tatsächlich gar nicht so einfach zu beantworten. Es gibt immer wieder Spiele, die versuchen, alles größer und besser zu machen und sich dabei völlig übernehmen. Aktuelle Beispiele dafür sind natürlich Cyberpunk 2077 oder No Mans Sky (auch wenn das mittlerweile wirklich viel von dem hält, was es versprochen hat). Solche Spiele wecken eine riesige Erwartungshaltung und dementsprechend groß fällt dann die Enttäuschung beim Release aus. Zum Glück gibt es aber auch das genaue Gegenteil davon: kleine Spiele, die genau wissen, was sie sein wollen, die sich auf ein paar Mechaniken konzentrieren und diese dafür perfektionieren. Das, gepaart mit einem interessanten Szenario und einem originellen Stil und fertig ist der Mega-Hit, der aus dem Nichts zu kommen scheint. So wie bei Hades eben.

Hades Zagreus Dialog
Das Charakterdesign und die zynischen Kommentare gehören zu den Highlights von Hades.

Hades erfindet im Grunde nichts neu. Es gibt nicht diese eine Sache, an der man festmachen könnte, warum man das Spiel auch nach Stunden nicht aus der Hand legen kann, auch wenn man gerade zum vierten Mal in Folge am selben Boss gescheitert ist. Bei Hades stimmt einfach das Gesamtkonzept. Und das beginnt mit dem Szenario, der Story und der Präsentation. 

Wunderschöner Höllenritt

Ich meine: Schaut euch das Spiel doch einfach mal an! Der Grafikstil ist einfach herausragend! In Hades kann man fast zu jedem Zeitpunkt einen Screenshot erstellen, der sich als Desktop-Hintergrund nutzen lassen würde. Der gezeichnete, comic-artige Stil passt einfach perfekt. Alle Figuren, von denen viele nur als Standbilder auftreten, sind wunderbar gezeichnet. Alles ist irgendwie cool und steckt voller Details. Das gilt sowohl für die Hallen des Hades, als auch für die Unterwelt-Räume. Auch hier ist durch verschiedene Ebenen für Abwechslung gesorgt.  Die Effekte wie Blitze, Giftschaden und Explosionen sind ebenfalls toll animiert. Gleichzeitig bleibt aber alles übersichtlich und klar.

Hades Environment
Die Unterwelt ist abwechslungsreich und hübsch gestaltet.

Hades beweist, ähnlich wie Immortals: Fenyx rising, dass die griechische Mythologie einfach nahezu unendlich viel Erzählstoff bietet. Die bekannten Charaktere und Götter(-wesen) sind hier wieder anders angelegt, wirken aber trotzdem vertraut und sehr gut ausgearbeitet. Passend dazu sind alle Texte vollvertont. Auf eine deutsche Sprachausgabe müssen wir verzichten, aber die englischen Synchronsprecher machen einen herausragend guten Job. Das Sounddesign ist atemberaubend, wenn Hades uns dröhnend Drohungen entgegen wirft, Nyx uns fast schon sphärisch berät oder Protagonist Zagreus seine sarkastischen Kommentare abgibt. Natürlich ist auch der Soundtrack absolut erste Sahne, wie könnte es auch anders sein.

Die Story greift das ständige Sterben von Zagreus clever auf und mit jedem Tod bzw. jedem Fluchtversuch steigen wir tiefer und tiefer in die Intrigen der Olympier und der Unterwelt ein. Die Geschichte zu erleben, macht einfach viel Spaß, auf den Ärger nach jedem Tod folgt die Vorfreude auf die herrlich stylisch, witzig und gut geschriebenen Dialoge zwischen den Figuren. 

Motivierender Gameplay-Loop

Ein gelungener Art-Style, eine tolle Story und interessante Charaktere sind das eine, was es zu einem wirklich guten Spiel braucht. Was dann noch fehlt, ist ein komplexes, süchtigmachendes Gameplay. Und auch hier spielt Hades in der obersten Liga. 

Die Kämpfe sind schnell und aufregend, bleiben dabei aber immer fair. Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Gegnertypen, die alle eigene Angriffsmuster haben und verschiedene Taktiken erfordern. Die zur Verfügung stehenden Waffen spielen sich angenehm abwechslungsreich, es gibt das klassische Schwert, eine Art Captain-America-Schild, einen Bogen und mehr. Mit jeder Waffe ändert sich die Herangehensweise. Fieserweise lockt uns vor jedem Fluchtversuch eine andere Waffe mit Extra-Belohnungen, sodass wir immer motiviert sind, alle Mordinstrumente auszuprobieren. 

Hades Explosion
Trotz der Hektik bleibt Hades übersichtlich

Jede Waffe hat einen Standard-Angriff und einen Specialmove. Dazu können wir einen kurzen Spurt nutzen, um Gegnern in den Rücken zu fallen oder Geschossen auszuweichen. Außerdem gibt es den Wurf, einen Fernangriff, mit dem wir Gegner markieren können. Nach kurzer Zeit erhalten wir in jedem Run die erste Verbesserung oder einen göttlichen Segen. WIr können immer zwischen drei Möglichkeiten wählen. Diese kommen in unterschiedlichen Seltenheitsstufen und bieten ebenfalls viel Abwechslung. Dadurch unterscheidet sich jeder Durchlauf von allen anderen, da wir nie wissen, welche Verbesserung oder welchen Segen wir finden werden. 

Um Vorzurücken, müssen wir immer den gesamten Raum von Gegnern befreien. Erst dann bekommen wir eine Belohnung. Hinterher wird es dann wieder interessant: in vielen Räumen haben wir die Wahl, durch welche Tür wir gehen wollen. Große Symbole zeigen uns an, welche Belohnung uns erwartet. So müssen wir ständig abwägen: Sollen wir uns für Zeus Segen entscheiden, auch wenn wir wissen, dass wir es dort mit einem Mini-Boss zu tun bekommen oder nehmen wir lieber Edelsteine für permanente Upgrades mit? Sollen wir vor dem Bosskampf noch bei Charons Shop vorbeischauen in der Hoffnung, dass wir dort unser Leben auffüllen können oder hoffen wir darauf, dass das Upgrade im anderen Raum besonders stark ist?

Die verschiedenen Systeme greifen nahezu perfekt ineinander und motivieren uns, statt uns abzuschrecken, wie es in Rogue-Likes oft der Fall ist. Einige Mechaniken habe ich noch gar nicht erwähnt, aber keine wirkt aufgesetzt oder unnötig. Die Kämpfe selbst machen darüber hinaus einfach eine Menge Spaß. Wir flitzen flott von Gegner zu Gegner, nutzen unsere Angriffe und entfesseln göttliche Macht. Das alles geht locker von der Hand und wird nie zu schwer oder zu einfach. Jedes Monster, jedes Szenario kann mit gewissen Taktiken bezwungen werden. Sterben werdet ihr allerdings trotzdem. Und zwar oft.

Wie ist der Konsolen-Port?

Am Spiel hat sich also nicht viel geändert. Bleibt nur noch die Frage nach der Portierung von Hades. Auch hier gibt es im Grunde nichts zu bemängeln. Das Game läuft butterweich, sieht fantastisch aus und ist technisch top umgesetzt. Ich hatte keinerlei Probleme auf der PS5. Einzig manche Texte fallen etwas klein aus. Das liegt wohl daran, dass PC-Spieler für gewöhnlich deutlich näher vor dem Monitor sitzen als Playstation-Nutzer. Ein paar Mal musste ich hier die Augen zusammen kneifen, den Spielspaß trübt es allerdings keinesfalls. 

Hades
TEST: Hades – Höllisch gutes Rogue-like RPG
Fazit
“Hades war schon auf dem PC ein absoluter Hit und auch auf der Playstation ist es ein Meisterwerk. Der originelle Grafikstil, die klasse erzählte Handlung und das Szenario überzeugen auf ganzer Linie. Das Gameplay steht dem in nichts nach, motiviert ungemein und bietet jede Menge abwechslung. Hades macht nicht alles, aber was es macht, macht es richtig richtig gut. Daher kann ich das Spiel wirklich ausnahmslos jedem empfehlen.”
Positiv
Art-Style, Story, Präsentation
Gameplay Mechaniken greifen ineinander
hoher Suchtfaktor und Wiederspielwert
Negativ
Manche Texte etwas klein
9.1
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