Die PlayLink-Reihe von Sony nimmt mit dem neusten Titel „Hidden Agenda“ nun richtig Fahrt auf, das eine cineastische Story basierend auf euren Entscheidungen verspricht. Brutale Morde, ein komplizierter Fall und zugängliches Gameplay sollen dabei für einen spannenden Krimiabend sorgen, den wir uns nicht entgehen lassen wollten.
Je mehr Spieler, desto spannender
Auch „Hidden Agenda“ setzt darauf, dass, je mehr Spieler daran teilnehmen, umso spannender wird die Story. Als erster PlayLink-Titel lässt sich „Hidden Agenda“ zwar auch alleine spielen, die Idee dahinter funktioniert allerdings erst mit wenigsten drei Spielern.
Kurz zur Story: Brutale Morde machen in der Stadt auf sich aufmerksam, die durch den sogenannten Trapper-Killer verübt werden. Nachdem man einen Verdächtigen in diesen Fällen dingfest machen konnte und dieser Jahre später auf seine Hinrichtung zusteuert, kommen einige Zweifel an dem Fall auf, ob man nicht doch vielleicht den falschen erwischt hat. So werden in den letzten 48 Stunden vor dem Ansetzen der Giftspritze noch einmal die Beweise geprüft, um auch die letzten Zweifel auszuräumen. Ab hier beginnt ein verworrener Fall, der euer detektivisches Gespür erfordert.
Die rund zweistündige Story, je nach Verlauf eurer Entscheidungen, erinnert ein wenig an eine spielbare „Law & Order“ Folge. Das Ziel dabei ist es, den Fall gemeinsam aufzuklären, was bedeutet, dass nicht jeder für sich stur auf den Bildschirm blickt und macht was er will, sondern die Entscheidungen, die zu treffen sind, auch untereinander diskutiert und letztendlich gemeinsam entschieden werden. Das Entscheidungssystem orientiert sich dabei sehr an „Heavy Rain“, denn unüberlegte Entscheidungen können sehr schnell dazu führen, dass der Fall entweder nie vollständig aufgeklärt wird oder sogar einer aus den eigenen Reihen als Verdächtiger ins Rampenlicht rückt.
Im Spielmodus „Wettkampf“ kommt zudem das Feature des ‚Geheimauftrags‘ dazu, bei dem ein bestimmter Spieler eine geheime Aufgabe erhält. Da man nicht weiß, wer den Geheimauftrag erhalten hat, müssen die anderen das Spiel sehr aufmerksam verfolgen und ihn versuchen so zu identifizieren oder ihn an seiner Mission zu hindern. Je mehr Spieler an „Hidden Agenda“ teilnehmen, desto schwieriger wird diese Aufgabe natürlich auch.
Insgesamt kann man hier einen wirklich spannenden Abend mit vielen Diskussionen füllen, wobei man voraussetzen sollte, dass jeder das Prinzip solcher Entscheidungsspiele schon vorab etwas versteht. Mitunter kann der Storyverlauf sonst auch etwas konfus wirken, da „Hidden Agenda“ wirklich straff erzählt wird und einige Szenen abrupt enden oder einsetzen und damit zunächst wenig Sinn ergeben können. Etwas schade ist zudem, dass es nur diesen einen Fall gibt und sich der Wiederspielwert somit etwas in Grenzen hält, zumindest wenn man den Fall einmal vollständig aufgeklärt hat.
Das Smartphone als Controller
Wie jeder PlayLink-Titel wird auch „Hidden Agenda“ mit dem Smartphone gespielt, sodass sich teilnehmende Spieler lediglich im gleichen Netzwerk befinden und die offizielle App herunterladen müssen. Offenbar gibt es hier aber einige Probleme, bei der die App nicht mit jedem Smartphone oder jeder Betriebssystemversion kompatibel ist und unter Umständen abstürzt. Daher ist es ratsam, diese vor dem Kauf des Spiels auszuprobieren.
Während das Spiel wie ein interaktiver Film vor euch abläuft, gilt es also mittels Smartphone eure Entscheidungen auf dem Bildschirm zu markieren, Karten zu spielen, in einem Quick-Time Event schnell zu reagieren oder wie mit einer Taschenlampe nach Hinweisen zu suchen. Vielmehr ist eigentlich nicht zu tun, womit das zugängliche Gameplay-Prinzip der PlayLink-Spiele auch erfüllt ist. Ansonsten lassen sich in der App noch die Biografien der Charaktere, das Log und Schlüsselmomente aufrufen, falls man der Story nicht ganz folgen konnte.
Grob betrachtet funktioniert die App, wie sie soll, die einzelnen Eingaben hätte man aber auch etwas einfacher umsetzen können, etwa wie bei den Karten, wo man nur zur Seite oder nach oben wischt. So bräuchte man seinen Blick oft nicht unnötig vom Bildschirm abwenden, wobei sich dies nach einiger Zeit auch einspielt.
Die Mehrheit entscheidet
Die Entscheidungen, die ihr im Spiel treffen müsst, werden im Grunde immer durch die Mehrheit bestimmt – daher sollten auch mindestens drei Spieler vorhanden sein, um den einen zu überstimmen. Spielt man nur zu zweit, diskutiert man eben aus, welchen Weg man gehen möchte, andernfalls kann man aber auch eine Übernahmekarte spielen, mit der ihr die alleinige Entscheidungsgewalt an euch zieht. Das macht natürlich dann Sinn, wenn man der Auffassung ist, dass man sich untereinander nicht einig wird, jemand versucht den Fall zu sabotieren oder ihr ganz egoistisch euer Ding durchziehen wollt.
An gewissen Punkten müsst ihr außerdem eure Freunde und Mitspieler gut einschätzen können. Wer ist der Mutigste von euch, wer ist am Loyalsten, wer bleibt in Stresssituationen am ruhigsten? Der Spieler mit den meisten Votes muss kurze Zeit später im Spiel alleine eine wichtige Entscheidung treffen, die auf die jeweilige Charaktereigenschaft zugeschnitten ist und den Spielverlauf maßgeblich beeinflusst. Daher sollten gerade diese sogenannten „Schicksalsentscheidungen“ wirklich gut überlegt sein und der passenden Person anvertraut werden.
Das Entscheidungssystem in „Hidden Agenda“ macht den Teil aus, wodurch der Storyverlauf unvorhersehbar wird und das Ende eine andere Wendung nehmen kann. Wie erwähnt, wird man das Ganze aber wohl nur ein bis zweimal spielen, da sich der Verlauf nicht so gravierend ändert, wie zum Beispiel damals in „Heavy Rain“. Dennoch ist es interessant zu beobachten, wie sich die noch so kleinste Fehlentscheidung auf das gesamte Spiel auswirken kann.
Ein Hauch von Until Dawn
Bereits das vorherige Projekt von Supermassive Games beeindruckte vor allem durch seine grafische Leistung. Von dieser profitiert nun auch „Hidden Agenda“, das dem Stil von „Until Dawn“ in Bezug auf die optische Präsentation sehr ähnlich ist. Obendrauf lassen sich aber auch deutliche Fortschritte darin erkennen, wodurch man in „Hidden Agenda“ eine wirklich authentische und überzeugende Arbeit abliefert. Vor allem das Motion Capture der Charaktere wirkt unfassbar realistisch. Die akustische Leistung des Spiels hinkt im Deutschen dafür leider etwas, was vor allem die Synchronität der Lippen betrifft und die Auswahl der Synchronsprecher, die im original Englischen deutlich glaubhafter herüberkommen.