Strategiespiele gibt es viele. Die einen sind eher rundenbasierte Taktikspektakel, die anderen Echtzeit-Gefechte, bei denen es um Multi-Tasking und eine gute Übersicht geht. „Masters of Anima“ gehört zu der Sorte, die Taktik und Action im Gleichgewicht halten wollen und dabei mit einem Mix um die Ecke kommen, der durchaus überzeugen kann.
Liebe und Leiden des jungen Otto
„Masters of Anima“ verschlägt uns nach Spark. Hier schlüpfen wir in die Rolle des jungen Ottos, ein Zauberer-Adept, der alles daransetzt, ein Meister der Magie zu werden und seine geliebte Ana zu heiraten. Während wir mit unserem Meister trainieren, um tiefer in die Mächte der Zauberkraft Anima einzutauchen, wird die Welt vom boshaften Zahr angegriffen, ebenfalls ein Magier, der ganz auf Zerstörung und Verderben setzt. Und nicht nur, dass er unser Training stört, nein, er zerschmettert auch noch die Seele von Ana wie einen Spiegel, dessen Scherben nun über die gesamte (Spiel-) Welt verstreut sind. Ganz klar, dass es für uns nur eines zu tun gibt: Wir müssen Ana und die Welt retten und obendrein Zahr besiegen.
Natürlich ziehen wir dabei nicht ohne entsprechende Hilfsmittel los. Neben einem großen Stab, den wir als eigene Waffe nutzen können, steht uns auch die Kraft von Anima zur Verfügung. Haben wir davon genug in uns in Form von grünen, leuchtenden Kugeln aufgenommen, können wir ein Heer von magischen Soldaten heraufbeschwören, die durch ihre eigenen Eigenschaften auf unterschiedliche Situationen ausgelegt sind, wie etwa normale Soldaten, die mit dem Schwert auf den Gegner einprügeln, oder Bogenschützen, die aus der Distanz alles geben.
Im Laufe des Spieles lassen sich immer mehr Einheiten freischalten, wodurch bis zu hundert Truppen verschiedener Klassen in die Schlacht ziehen. Und da wir sie erschaffen haben, stehen sie auch vollständig unter unserem Kommando. Wir können sie somit gezielt einzeln oder als Gruppe bewegen, Objekte verschieben oder zerstören, oder unsere Feinde nach Lust und Laune unseren Vorstellungen entsprechend bearbeiten lassen.
Was hier allerdings so einfach klingt, ist gerade am Anfang doch ganz schön harte Arbeit, was mehreren Faktoren geschuldet ist. So lassen sich die Truppen zum einen meist nur in ihrem Klassenverbund auf einmal bewegen. Dadurch fällt es oft nicht so leicht, den Angriffen von mächtigen Feinden schnell genug auszuweichen, was schnell den Verlust von Truppen nach sich zieht. Darüber hinaus haben die Truppen immer wieder einen zu starken eigenen Kopf. Platzieren wir unsere Bogenschützen etwa im Gebüsch, da sie hier selbst stärker und mächtiger werden, laufen sie kurz danach wieder aus selbigen heraus, da der Feind zu weit entfernt für ihre Bogen ist, was anscheinend aber auch keine ansprechende Option darzustellen scheint. Alleine durch diese zwei Faktoren kommt es dazu, dass wir manche Kämpfe immer wieder bestreiten, während wir unseren Truppen förmlich dabei zusehen müssen, wie sie dahinscheiden, ehe es uns selbst auch erwischt. Hier wäre etwas mehr Dominanz hilfreich gewesen, damit die Figuren auch wirklich das tun, was sie sollen.
Abgesehen davon sind die Kämpfe wirklich gut umgesetzt worden. Der Wechsel zwischen den Klassen läuft sehr flüssig, auch, wenn man erst eigene Truppen wieder aufzehren muss, um der Situation entsprechend neue zu erschaffen. Auch die verschiedenen Möglichkeiten, Truppen zu wählen und gezielt zu lenken, fühlt sich gut an und geht einfach von der Hand. Darüber hinaus gibt es Manöver, bei denen wir direkt mit unseren Einheiten auf Feinde einschlagen und reagieren, wodurch schon viel Hektik auf dem Bildschirm entstehen kann. Problematisch wird es, wenn sich alle eng bei einander knubbeln, da man so schnell die Übersicht verliert und erst ein wenig Abstand braucht, um alle wieder zu ordnen.
Neben den Schlachten gibt es auch noch einige Rätselpassagen, in denen wir uns durch verschieben, zerstören oder reparieren von Objekten einen Weg bahnen. Der Titel ist dabei aufgeteilt in viele kleinere Levels, die relativ schnell abgeschlossen werden können, sofern man geübt genug an die Sache heran geht. Allerdings wird man im Laufe des Spieles auch mit einigen Fehlschlägen gestraft, die sich in der abschließenden Bewertung am Ende eines jeden Levels niederschlägt. Hier haben Perfektionisten einen deutlichen Ansporn, einen Abschnitt mehr als einmal zu durchlaufen.
Schönes Spark, mächtige Atmosphäre, lasche Story
Grafisch macht „Masters of Anima“ einen sehr soliden Eindruck. Die Landschaften sind im Rahmen der Möglichkeiten ansprechend in Szene gesetzt, ohne dabei aber wahre Spektakel zu bieten. Es gibt hier und da kleinere Details oder nette Besonderheiten, mit denen versucht wird, den Level einen eigenen Charakter zu geben – viele der Abschnitte fühlen sich dabei allerdings auch sehr ähnlich an. Je nach Situation wird die Szene über passende Soundtracks untermalt, um so für eine ansprechende Atmosphäre zu sorgen, die sich durch das gesamte Spiel zieht. Am besten fühlen wir uns dabei als Herr über unsere Truppen, wenn wir sie aus dem Nichts aus dem Boden stampfen, sie befehligen und mit ihnen zusammen kämpfen. Das macht wirklich Spaß und ist damit auch das gelungene, ansprechende Feature, welches den Kern des Spieles ausmacht.
Einziger Wermutstropfen ist die lasche Story, die von einer genau so anspruchslosen Synchronisation unterstrichen wird. Hier waren ein wenig mehr Liebe fürs Detail und Feinschliff von Nöten gewesen, wie auch ein verbessertes Balancing der Gegner, die teilweise zu mächtig sind. Hier hilft dann auch keine Übung mehr weiter.