TEST: Project Cars 3 – Ein zu mutiger Schritt?

Patrick Held Add a Comment
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Bisher waren die Racing-Titel Project Cars aus dem Hause Bandai Namco Entertainment und Slightly Mad Studios überwiegend bekannt für ihre realistische Darstellung. Damit kapselten sie sich deutlich von der Need for Speed-Reihe ab, wenn man NfS: Shift mal davon ausnimmt. Mit Project Cars 3 versucht man nun seinen Stil zu ändern und ein wenig mehr Arcade-Feeling zu bieten. Nun stellt sich die Frage, ob man damit die Kurve richtig nimmt oder völlig falsch abbiegt? Finden wir es heraus!

Großer Fuhrpark vs. weniger Strecken

Kommen wir zunächst zu den nackten Fakten, die Project Cars 3 unter der Haube hat: wir bekommen 211 verschiedene Fahrzeuge namhafter Hersteller geboten, von Ford und Honda über Mercedes-Benz bis hin zu Supersportwagen der Marken Ferrari, Pagani und Co. Das sind zumindest 22 Fahrzeuge mehr als im Vorgänger. Im Vergleich dazu wurde die Anzahl der Strecken von 63 auf 51 reduziert, dafür bekommen wir aber auch 12 neue Strecken geboten, wie etwa Interlagos, Shanghai oder Havana, aber auch Klassiker wie den Nürburgring oder den Autodromo Nazionale Monza. 

Project Cars 3

Der Karrieremodus ist in verschiedene Rennklassen gegliedert, die wiederum in mehrere Rennserien eingeteilt sind. In diesen erwarten uns immer vier verschiedene Rennevents, die es zu bewältigen gilt. Hier bekommen wir es etwa mit dem klassischen Rundkursrennen zu tun, oder aber mit dem Modus HotLap, bei dem es auf die schnellste Runde ankommt. In Breakout müssen wir durch Zielmarkierungen fahren und Punkte sammeln, oder in einer Meisterschaft über mehrere Rennen bestehen. Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist die Entscheidung, dass das Vorankommen in der Karriere nicht durch das Abschneiden an sich in den einzelnen Events bestimmt wird, sondern durch die drei Mini-Challenges, die uns in jedem Rennen erwarten. Je nachdem wie viele wir davon abschließen, umso mehr neue Stufen und Events schalten wir frei. Eine sehr fragwürdige Entscheidung für ein Rennspiel, in welchem es in erster Linie ja auf die Leistung und die Endplatzierung ankommt.

Neben dem Karrieremodus gibt es noch viele weitere ansprechende Modi. So gibt es etwa den Modus „Rivalen“, ein asynchroner Modus, in welchem Fahrer in täglichen, wöchentlichen oder monatlichen Challenges gegeneinander antreten, um die Nummer 1 der Bestenliste zu werden. Hierbei tritt man jeweils mit den Spielern direkt vor euch in den Wettstreit, indem man etwa dessen Geist auf der Strecke sieht.

Daneben gibt es noch den klassischen Multiplayermodus, sowie das „eigene Event“, in dem wir ein Offline-Rennen nach unseren Vorstellungen und Voraussetzungen, wie etwa dem Wetter oder der Anzahl der gegnerischen Fahrer, starten können. Darüber hinaus gibt es noch besondere Events, welche nur für eine gewisse Zeit verfügbar sind und mit längeren und herausfordernden Rennen auf uns warten. In diesen erleben wir ein komplettes Rennwochenende, vom Training über das Qualifying bis hin zum Rennen.

Durch unsere Erfolge auf der Strecke, durch den Abschluss bestimmter Karriereherausforderungen oder durch das perfekte Durchfahren von Brems-, Scheitel- und Endpunkt einer Kurve sammeln wir neben einer Menge an Geld für neue Fahrzeuge auch stetig Erfahrungspunkte, sowohl für uns als auch für das von uns gefahrene Gefährt, und steigen damit in immer neue Level auf. Mit diesen Schalten wir nach und nach neue Wagenklassen zum Kauf frei oder senken die Kosten für die Upgrades der Rennboliden, denn anders als in den Vorgängern ist es nun möglich, seinen Fuhrpark sowohl in der Optik als auch in Sachen Leistung zu tunen und seinen eigenen Vorlieben anzupassen. Dadurch ist es auch möglich, mit einem Fahrzeug in mehreren Klassen anzutreten oder es mit eigenen Lackierungen, Aufklebern, Felgen etc. zu verzieren.

Insgesamt nutzt Project Cars 3 viele der Elemente aus dem Vorgänger und passt sie entsprechend an. Der Karrieremodus wurde etwa überarbeitet und bietet nun mehr Herausforderungen, die „eigenen Events“ haben wieder ins Spiel gefunden, und mit dem Modus „Rivalen“ wurde ein neuer, spannender Modus integriert. Hinzu kommt die eigene Rennlizenz, welche wir uns im Laufe unserer Online-Laufbahn erarbeiten, und in der sich neben unseren Erfolgen auch das persönliche Verhalten auf der Strecke widerspiegelt. Die Lizenz beeinflusst zudem auch unser Matchmaking, damit wir mit ungefähr ähnlichen Fahrern in einer Lobby landen. Eine wirklich nette Idee, um das Erlebnis für alle Fahrer und ihren Stilen angenehm zu gestalten. Allerdings darf man auch keine großen Wow-Momente erwarten, denn es fehlt an dem wirklich besonderen Etwas, das den Titel von anderen hervorhebt. Hinzu kommt, dass das Spiel auch den geringsten Fehler nicht verzeiht, sobald wir einmal auch nur leicht über die Ränder auf das Grün kommen wird die Runde als ungültig gewertet, und nicht selten werden wir vom System künstlich mehrere Plätze nach hinten verbannt im Rennen, weil wir unvorsichtig auf die Strecke zurückgekehrt sind. Das kann einem schon mal den Spaß am Rennen verderben und man startet das gesamte Event neu.

Project Cars 3

Schöne Boliden vs. kaum Atmosphäre

Klar, Rennen gegen die Uhr machen auch Spaß, am liebsten legt man sich aber doch mit anderen Fahrern Blech an Blech an. Während man es Online mit echten Fahrern zu tun bekommt, muss offline halt die KI herhalten. Doch leider lässt diese zu wünschen übrig und bietet kaum eine echte Herausforderung. Die KI verfolgt die meiste Zeit stur die Ideallinie und verhindert nur selten, dass wir zum Überholvorgang ansetzen. Ein echter Kampf um die besten Plätze bleibt da meistens aus.

Leider hat Project Cars 3 nicht nur mit einer schlechten KI zu kämpfen, auch die gesamte Atmosphäre lässt deutlich zu wünschen übrig. Es fehlt an einem echten Feedback der Fans von den Rängen, denn hier erwarten uns nur matschige Texturen anstatt echter Figuren, und Jubel oder andere Geräusche fehlen komplett. Hinzu kommt eine lieblose Siegerehrung und nur selten mal ein Kommentar von der Boxengasse, abgesehen von den normalen „Du machst das gut“-Aussagen. Es fehlen auch Elemente wie ein Boxenstopp oder ein vollumfängliches Rennwochenende, die der Atmosphäre gutgetan hätten. Das manche Autos ein ziemlich eigenartiges Fahrverhalten aufweisen ist da keine große Hilfe.

Project Cars 3

Dafür punktet der Titel an anderen Stellen. Die Fahrzeugmodelle können wirklich auf ganzer Linie überzeugen, sowohl von außen als auch im Innenraum. Hier wurden viele Details mit eingebracht und sind sehr nahe an der Realität. Auch die Streckendarstellung ist sehr ansprechend umgesetzt worden und vermittelt ein gutes Gefühl für die einzelnen Stellen.

Zusammenfassend lässt sich trotzdem kaum eine wirklich ansprechende Atmosphäre erkennen. Es gibt einfach zu wenig Elemente, die einen wirklich fesseln und einem das typische Rennfeeling nachempfinden lassen, dafür einige negative Kritikpunkte wie etwa das matschige Publikum, die fehlenden Boxenstopps oder die erbarmungslosen Strafen, wenn man die Strecke verlässt und die zum kompletten Neustart des Events führen. Viel zu oft verliert man dadurch schnell die Lust und legt den Controller zur Seite, anstatt sich in den nächsten Lauf zu stürzen.

Project Cars
TEST: Project Cars 3 – Ein zu mutiger Schritt?
“Mit Project Cars 3 haben Slightly Mad und Bandai Namco einen mutigen Schritt gewagt, vielleicht sogar etwas zu mutig oder zumindest an den falschen Schrauben gedreht. Zwar gibt es neue Strecken, mehr Wagen und neue Modi, allerdings fehlt es an einer vernünftigen Herausforderung durch eine schlechte KI und einem guten Handling auf der Straße durch komisches Fahrverhalten. Darüber hinaus bekommen wir eine wenig ansprechende Atmosphäre geboten, bei der es an vielen Ecken zu sehr hapert und bei der viel Potential liegen gelassen wurde. Warum gibt es zum Beispiel keine Boxenstopps oder den Einfluss von Reifentemperatur und -zustand, ein Schadensmodell oder andere sinnvolle Gameplay-Elemente? Damit hätte man zumindest ein wenig retten können. So bekommen wir einen Racer mit zu vielen Baustellen geboten, der weit hinter anderen Titel zurückstecken muss und auf langer Sicht kaum überzeugen wird. Einziger Hoffnungsschimmer ist der gute Multiplayer mit dem „Rivalen“ Modus, der zumindest für etwas Spannung sorgt."
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