TEST: Resident Evil Village – Gut, aber auch noch Resident Evil?

Patrick Held 1 Comment
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Ethan Winter ist zurück! Und wieder einmal erwartet Ihn eine Welt aus Schrecken, Qualen und allerlei Mysterien. Der Titel knüpft dabei thematisch direkt an die Geschehnisse um die Familie Baker aus Resident Evil 7 an. Und dieser Teil war ein wirkliches Highlight der Serie, auch wenn er mit einigen typischen Merkmalen brach. Kein Wunder also, dass der inoffiziell achte Teil einen ähnlichen Stil verfolgt, sich an manchen Stellen jedoch auch um einiges vom Vorgänger absetzen kann – möglicherweise zu weit? Ob Resident Evil Village trotzdem überzeugt, erfahrt ihr in den folgenden Zeilen.

Baby come back

Drei Jahre sind seit den Geschehnissen aus Resident Evil 7 (unser Review) vergangen. Ethan lebt mit seiner Frau Mia und dem gemeinsamen Baby, Töchterchen Rose, in Europa. Sie scheinen ein weitestgehend normales Leben zu führen, haben jedoch unterschwellig noch immer mit dem Erlebten zu kämpfen. Eines Abends fallen beim Abendessen plötzlich Schüsse und Mia wird von Chris Redfield und seinen Elitetruppen erschossen, während Ethan und Rose verschleppt werden. Unterwegs gerät die Wagenkolonne in einen Unfall und Ethan kann als einziger Überlebender fliehen. Er gelangt in das namensgebende Dorf, ein heruntergekommener Ort mit einer finsteren Aura.

Verwirrung ist an diesem Punkt durchaus angebracht, denn zurecht stellt sich langsam die Frage, was das alles noch mit Resident Evil zu tun hat. Eine neue Richtung ist durchaus zu begrüßen, dann aber bitte auch konsequent und ohne zwanghaft Brücken bauen zu wollen. Ein neues Franchise hätte sicherlich auch seinen Reiz und müsste sich nun nicht der ständigen Rechtfertigung aussetzen.

Resident Evil Village dorf

Nun denn: schnell machen wir die Bekanntschaft mit gegnerischen Monstern, wilden Bestien und zwielichtigen Bewohnern des Dorfes. Wir erfahren, dass Rose in das Schloss des Dorfes verschleppt wurde, weshalb wir uns auf eine neue Reise begeben, um sie zu retten und sicher zu entkommen. Die gesamte Handlung wird dabei sehr ansprechend präsentiert und bietet die ein oder andere Überraschung ebenso wie Momente der Machtlosigkeit, in denen man auch spürt, dass Ethan kein Elite-Soldat ist, sondern ein „normaler“ Typ, der schon einmal durch die Hölle gegangen ist.

Während der Geschichte begegnen wir neben einer abwechslungsreichen Anzahl an Gegnern und Monstern wie etwa Zombies, Werwölfen oder geflügelten Monstern. Dazu zählen auch die vier mächtigen Gegner, die das Dorf unter Kontrolle halten, zu denen auch die aus verschiedenen Trailern oder der Demo bereits bekannte, groß gewachsene Lady Dimitrescu gehört. Sie besetzt eines der mehreren Gebiete, die es außerhalb des Dorfes zu erkunden gilt, und in denen wir uns im Laufe der Zeit durch neue Objekte und Waffen mehr und mehr Wege und Möglichkeiten freischalten.

Wirklich gelungen in diesem Punkt ist, dass jedes Gebiet absolut seinen eigenen Charakter und Thema hat. Besonders das Gebiet mit dem Puppenspieler versprüht enormes Horrorpotenzial, in dem sich Fans des Genres wie Zuhause fühlen werden. Davon gerne mehr!

Das Leben im Dorf

Insgesamt macht ein Großteil der Spielzeit die Erkundung des Dorfes und der Umgebung aus, bei der wir neue Objekte, Ressourcen, Waffen oder Schätze entdecken können, die uns im Spiel weiterhelfen. Der Titel ist dabei in einem wesentlich umfangreicheren Open-World Stil angelegt worden, als etwa sein Vorgänger. Viele der Gebiete sollten zudem mehrfach untersucht werden, da sich im Laufe der Zeit neue Wege und Chancen eröffnen. Auch das Crafting macht einen wichtigen Teil des Gameplays aus, denn neben dem Erste-Hilfe-Elixier lassen sich auch Munition und Rohrbomben anfertigen, und davon kann man ja bekanntlich nie genug bekommen.

Darüber hinaus kann man beim Duke, eine Art fahrender Händler und populäres Spiel-Element früherer Ableger, dem wir quer über die Karte immer wieder begegnen, Objekte und Schätze kaufen und verkaufen, sowie seine Waffen mit Aufsätzen erweitern oder gegen Bares in Form von rumänischen Lei verbessern kann. Wenn wir ihm die passenden Zutaten bringen, kocht er uns sogar ansprechende Mahlzeiten, die unsere persönlichen Werte wie Lebenskraft oder Ausdauer verbessern, es lohnt sich also, nach Jagdvieh Ausschau zu halten. Es hat ein wenig von RPG-Elementen, die man heute in fast jedes Spiel zwängt – ob nun notwendig oder nicht.

Resident Evil Village ps5

Insgesamt macht Resident Evil Village in Sachen Story und Gameplay dennoch einen sehr guten Eindruck. Wir bekommen eine spannende und unterhaltsame Geschichte rund um Ethan Winters geboten, welche die Handlungen des Vorgängers direkt fortsetzen, und kämpfen dabei gegen verschiedene Gegner mit ihren eigenen, besonderen Merkmalen an. Dabei erforschen wir das gut in Szene gesetzte Dorf, in dem es viel zu entdecken gibt und wir uns nach und nach immer mehr Möglichkeiten eröffnen, je weiter wir voranschreiten. Hinzu kommt ein motivierendes Crafting-System, ein ansprechendes Waffenarsenal und mit dem Mercenaries Mode, der nach dem Ende des Spieles freigeschaltet wird, neben New Game+ und einem neuen Schwierigkeitsgrad einen interessanten Endgame-Content.

Schön hässlich, ein Hauch von Trash

Grafisch macht Resident Evil Village auf der PlayStation 5 einiges her, aber auch PS4 Besitzer bekommen noch einmal eine echte Augenweide spendiert. Vor uns liegt eine abwechslungsreiche Szenerie, in der jede Region mit ihrem eigenen Charme glänzen kann. Darüber hinaus spendiert uns der Titel eine sehr stabile Performance sowie gut gelungenes Raytracing, welches besonders innerhalb der Gebäude bei spärlichem Kerzenschein oder dem Licht der Taschenlampe sehr gut zur Geltung kommt. Gerade in diesen Momenten können wir den Grusel-Faktor noch besser spüren, da wir in den dunklen Bereichen kaum etwas sehen und auf jedes Geräusch achten müssen, welches uns einen nahenden Feind möglicherweise ankündigen könnte. Auch die Figurenmodelle sind gut umgesetzt, sowohl die der kleinen Feinde als auch die der großen, für die Story bedeutsamen Charaktere.

Die gesamte Open-World ist dabei gespickt mit allerlei Details und interessanten Objekten, die es zu erforschen gilt. Leider wurde in der Präsentation der Splatter-Faktor ein wenig zurückgefahren, so gibt es viel weniger fliegende Körperteile oder explodierende Köpfe, dafür verliert Ethan Winters hin und wieder ein Körperteil, wird aufgespießt oder anderweitig aufgeschlitzt oder gequält. Realität, zumindest im Rahmen der Resident-Evil-Reihe, wird jedoch hin und wieder stark außer Acht gelassen. So wird uns etwa zwischendurch unsere Hand abgetrennt, diese können wir aber ohne Probleme mit etwas Erste-Hilfe-Elixier wieder problemlos anschrauben und weiterhin nutzen.

Resident Evil Village fight

Hinzu kommt ein recht ansprechender Sound, der allerdings nur wenig von anderen Teilen der Serie abweicht, sich aber insgesamt gut in das Spiel einfügen kann. Darüber hinaus gibt es eine gute, deutsche Synchronisation, die zu den Figuren passt und auch für weitere Spannung sorgt.

Insgesamt ist die Atmosphäre sehr gut umgesetzt worden. Es gibt kaum einen Moment, in dem wir nicht zumindest mit einem Ohr aufmerksam bleiben, um nicht aus dem Hinterhalt angegriffen zu werden. Hinzu kommt eine durchaus interessante Story mit einigen unvorhergesehenen Ereignissen, und vielen Verbindungen zum Vorgänger (wenn auch oft konstruiert) und dem ein oder anderen Mysterium. Besonders gut gefiel uns auch die Entwicklung von Ethan, seine spürbare Verzweiflung und seine Handhabung der Situation.

Resident Evil 8
TEST: Resident Evil Village – Gut, aber auch noch Resident Evil?
“Im Vorfeld des Release wurde viel über Resident Evil Village geschrieben und diskutiert, unter anderem darüber, dass der Titel „nicht mehr gruselig“ sei oder nichts mehr mit der Reihe zu tun hat. Das können wir nur bedingt unterstreichen, da die jüngsten Teile sicherlich auch für sich stehen könnten. Wir haben über die Spielzeit von rund 10-12 Stunden einiges an Grusel erlebt, viele Rätsel und Objekte erforscht, Feinden mit bekannten Waffen den garaus gemacht und einiges über das Dorf erfahren. Insgesamt wird man als sehr gut unterhalten. Und ja, es ist um einiges weniger unheimlich als noch im Vorgänger und verfolgt einen ganz anderen Stil als die ursprüngliche Reihe. Etwas schade ist, dass der Splatter-Faktor reduziert wurde, und dass es diesmal (zumindest bisher) keinen VR-Modus und (noch) keinen Multiplayer gibt. Gerade der VR-Modus war im Vorgänger sehr gelungen und hätte dem Titel auch diesmal wieder sehr gut gestanden. Dafür gibt es den Mercenaries-Modus und einiges mehr an Endgame-Content, die auch nach Abschluss der Story für Beschäftigung sorgen. Alles in allem macht Resident Evil Village damit einen überaus soliden Eindruck, muss sich aber zurecht der Kritik stellen, warum da nun unbedingt Resident Evil drauf stehen muss."
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