Vor über einem Jahr veröffentlichten Sony und Naughty Dog mit „The Last of Us“ eines der wohl herausragendsten Spiele für PlayStation 3 und setzten damit neue Maßstäbe in Sachen Geschichtenerzählung. Nicht immer muss es das klassische Gut gegen Böse sein, auch zwischenmenschliche Beziehungen, wie die von Joel und Ellie im Spiel können, richtig erzählt, einen nur schwer wieder loslassen. Mit einer interessanten Thematik drum herum, in der die Menschheit an der Grenze ihres Untergangs steht, war der nächste Blockbuster aus dem Boden gestampft. Nicht umsonst wurde man dafür mit über 200 Awards geradezu überschüttet, kein Spiel wurde danach öfter zum Diskussionsgegenstand oder war seitdem häufiger in den Medien präsent.
Auch aus technischer Sicht merkte man Naughty Dog damals an, dass man die Grenzen des Möglichen auf der PlayStation 3 weiter ausreizen wollte, gleichzeitig damit aber auch aufzeigte, dass sie bereits erreicht waren. (Ergänzender PS3 Test) Umso erfreulicher ist es, dass man nun noch einmal die Gelegenheit bekommt, „The Last of Us“ als Remaster auf PlayStation 4 spielen zu können und die ursprüngliche Vision in ihrer wohl bestmöglichen Vollendung zu erleben. Gleichzeitig lassen sich nun auch viele Aspekte berücksichtigen, die einem erst über das vergangene Jahr mehr ins Bewusstsein gerückt sind oder durch Naughty Dog näher erörtert wurden. Somit bietet sich auf „The Last of Us: Remastered“ ein etwas doch differenzierter Blick als damals, der das Spiel in der Gänze noch interessanter macht.
Zur Story von „The Last of Us“ muss man eigentlich nicht mehr viel sagen, die euch entlang der Westküste der USA führt, auf der Suche nach einem Mittel, um die Epidemie gegen die Pilzseuche aufzuhalten. Im Mittelpunkt dieser stehen die beiden Charaktere Ellie und Joel, der eher unfreiwillig dazu verpflichtet wird, auf Ellie aufzupassen und ihr Leben zu schützen. Was zunächst einfach klingt, entwickelt sich zunehmend zu einer schwierigen Reise, in denen sich beide gegeneinander vertrauen und zusammenhalten müssen, um zwischen den rivalisierenden Fraktionen und den Infizierten zu überleben. Interessant dabei ist weiterhin, dass die Aufgabenstellung von Anfang an klar ist und auch keinerlei Twist oder permanent epische Kämpfe in die Story eingebunden wurden. Mit nur diesem einem Ziel vor Augen und dem stetigen Bewusstsein, einfach nur überleben zu wollen, richtet man den Fokus stets auf Ellie und Joel, was sicherlich auch ein gewisses Risiko birgt, hier die Balance zu verlieren und auf der anderen Seite keine spannenden Momente zu liefern.
Eben diese Brücke überwindet Naughty Dog allerdings grandios, in dem man die Spannung zwar immer wieder langsam hochköcheln, die Situation jedoch selten mit einem großen Knall enden lässt, sondern die Geschichte weitererzählt. Ihr Übriges dazu liefert die euch stetig umgebene und bedrückende Atmosphäre in der immer mehr zerfallenden Welt, die zudem nach und nach von der Natur zurückerobert wird. Trotz ihrer vorherrschenden Stille und Einsamkeit darin, wirkt diese unglaublich faszinierend und möchte am liebsten bis in den kleinsten Winkel erkundet werden.
Ein echtes Remaster …
Mit der PlayStation 3 stieß auch Naughty Dog damals an die Grenzen der Hardware, sodass man regelrecht spüren konnte, wo die Ziele lagen und dass man sie nicht erreichen konnte. Eine solch dichte Atmosphäre wie in „The Last of Us“ durchgängig gestochen scharf darzustellen, war eben nicht möglich, auch für Naughty Dog nicht. Nun soll das Remaster die damaligen Mankos wettmachen und siehe da, man kann sich von der ersten Minute an kaum vor Begeisterung zurückhalten.
Der Unterschied zur damaligen PlayStation 3-Version ist sofort spürbar, alles wirkt zum Greifen nahe, hochauflösende Texturen wohin man schaut, eine größere Weitsicht wird geboten sowie gehören ungeliebte Grafikfehler wie das problematische Anti-Aliasing nun auch fast der Vergangenheit an. Auch die teils groben Einbrüche in der Schärfendarstellung, wie etwa in den Gesichtern der Clicker sind nicht mehr zu beobachten. 720p und 1080p sind eben doch zwei Welten, die den Unterschied zwischen schön und wunderschön ausmachen und Details noch viel deutlicher in den Vordergrund rücken lassen, welche man zuvor vielleicht erst gar nicht wahrgenommen hat. Gepaart mit dem Look von „The Last of Us“, der irgendwo zwischen Comic-Anleihen und Fotorealismus liegt, erwartet euch mit dem Remaster ein atemberaubendes Gemälde einer zunehmend zerfallenden Welt, durch die man hindurch stapft. Da lassen sich auch kleinere Clipping-Fehler oder der ein oder andere mal nicht so perfekte Schatten verzeihen.
Da ist sie wieder, die Diskussion um die Bildwiederholungsrate und wie sich ein solch technischer Unterschied bemerkbar macht. Gibt es ihn zwischen 30fps und 60fps und wie groß muss ein Fernseher sein, um ihn wirklich wahrzunehmen? Wie Naughty Dog bereits erwähnt hat, wird kein Screenshot und wohl auch kaum ein Video den Unterschied verdeutlichen können. Man muss es eben spüren! Persönlich habe ich mir nie Gedanken darum gemacht, ob ein Spiel nun diese Framerate hat oder jene. Nur selten hat man den direkten Vergleich mit dem gleichen Spiel und genauso selten bekommt man ihn so sehr auf die Nase gedrückt wie in „The Last of Us: Remastered“. Nun gut, er ist da und fühlt sich positiv anders an, Bewegungen und Abläufe verlaufen wie erwartet äußerst flüssig und münden in ein angenehmes Spielgefühl. So mein Eindruck. Könnte ich auch mit 30fps leben? Sicherlich! Letztendlich muss aber wohl jeder für sich selbst entscheiden, wie viel Gewicht dieser eine Aspekt das Spielerlebnis für einen verändert. „The Last of Us: Remastered“ lässt euch in der Hinsicht zumindest die Wahl. Ich empfehle die 60fps.
Subtile Soundkulisse …
„The Last of Us: Remastered“ setzt im Großen und Ganzen auf eine doch recht gediegene Musikuntermalung, die schon vergangenes Jahr hoch gelobt wurde. Im Grunde ist die Soundkulisse auf der PlayStation 4-Version zwar dieselbe, die Hardware an sich hat sich in dieser Hinsicht aber weiterentwickelt und im inzwischen dritten Durchlauf des Spiels, werden auch Aspekte wie der Sound ganz anders wahrgenommen. Ich war regelrecht verblüfft, mit welcher Präzision man die einzelne Situation im Spiel unterstreicht. Da fällt mir der Blick in der Stadt Lincoln entlang der verlassenen Straße ein, wo der Sound punktgenau und exakt getroffen einsetzt und einem vermittelt wird, hier ist weit und breit kein Menschenleben zu erwarten. Genau solche unterstrichenen Momente lassen diese eigentlich so hoffnungslose Welt unglaublich faszinierend erscheinen, die man nicht mehr loslassen möchte.
Übersehene Kritik …
Für gewöhnlich schauen Entwickler ganz genau auf die Kritiken ihres Spiels und sollten sich diese auch zu Herzen nehmen. Mit „The Last of Us: Remastered“ hat man in einem Punkt leider völlig außer acht gelassen; das Zusammenspiel der Gegner KI mit euren Side-Kicks. Diese existieren in der PS4-Version auch weiterhin nicht für eure Gegner. Während Soldaten, Clicker & Co. geradezu überempfindlich auf eure Person reagieren, können sich Ellie, Tess, Bill oder wer euch sonst gerade begleitet frei bewegen oder sogar direkt im Weg stehen, ohne überhaupt bemerkt zu werden. Auf der anderen Seite reagiert die KI eurer Side-Kicks auch weiterhin überdurchschnittlich clever, versorgt euch selbstständig mit Medizin oder Ausrüstung. Auf Seiten der Gegner rufen diese Verstärkung, merken sich eure Position und machen es so fast unmöglich, sich einfach irgendwo vor ihnen zu verstecken.
Ansonsten erwartet euch wie schon in der PlayStation 3 Version ein Survival-Erlebnis auf höchstem Niveau, einschließlich einem umfassenden Crafting-System, das aus mehr als nur schnell mal nach der Ausrüstung greifen besteht. Hier muss man sich noch Zeit fürs Bauen nehmen und auch mal den Rucksack absetzen, um das Passende zu finden. Mit steigendem Schwierigkeitsgrad wird das Ressourcenmanagement zudem immer mehr von Bedeutung, da diese von Stufe zu Stufe immer seltener werden.
Die vollständigste Version …
Das Meckern über den Preis von „The Last of Us: Remastered“ ist im Grunde völlig unverständlich und lässt sich durch eine einfache Rechenübung entkräften. Man erhält nicht nur einfach das Originalspiel mit besserer Grafik, sondern so ziemlich alle Zusatzinhalte, einschließlich dem Prequel „Left Behind“, das nochmals zwei Stunden Spielzeit hinten dran hängt. Argumente, man kenne die Story ja schon, dürften damit aufgewogen sein. Zusätzlich darf man sich über einen brandneuen Fotomodus freuen, den Naughty Dog noch kostenlos hinterherschiebt. Wer von den ehemaligen PS3-Besitzer das Spiel trotz dessen für zu teuer hält, dem bleibt letztendlich auch die Wahl, ob es ihm das Geld wert ist oder nicht. Punkt!