Als Bungie am gestrigen Samstag endlich echtes Gameplay zu „Marathon“ zeigte, jubelte das Netz – kurz, bevor es sich kollektiv fragte: „Was soll der Spaß kosten?“ Die Antwort ließ nicht lange auf sich warten: „Marathon“ wird ein „Premiumtitel“, aber – Achtung! – kein „Vollpreistitel“. Klingt nach PR-Neusprech, ist aber vielleicht der ehrlichste Satz, den man heute in der Gaming-Branche hören kann.
Premium ohne Preisschild – Bungies Preispolitik im Nebel der Worte
Denn was bedeutet „Premium“, wenn es gleichzeitig nicht 69,99 € (oder bald 79,99 €) heißt? Eine rhetorische Nebelgranate, die Bungie auf X nachreichte – vermutlich, um die schlimmsten Wogen zu glätten, bevor die Kommentarspalten Feuer fangen. Und dennoch: Ganz falsch ist die Richtung nicht.
Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Multiplayer-Titel selten eine einheitliche Preisspanne haben. „Helldivers 2“ ging für faire 39,99 Euro an den Start – der Preis-Leistungs-Traum vieler Spieler. „Battlefield 2042“ wiederum kostete das Doppelte – und bot dafür … nichts, außer Frust. „Marathon“ plant zum Launch immerhin drei Karten, eine vierte kommt „kurz danach“. Dazu ein Battle Pass, vage Story-Fetzen und Charakterentwicklung. Klingt nicht nach kostenloser Dreingabe.
Kein Free-to-Play, kein Vollpreis – aber trotzdem teuer?
Dass Bungie nun kein Free-to-Play-Modell verfolgt, überrascht hingegen nicht. Der Markt ist übersättigt mit Titeln, die gratis sind, aber schnell zur Paywall werden. „Marathon“ möchte sich hier abheben, und das geht offenbar nur über den Preis. Denn selbst „gratis“ hat einen Preis – sei es durch aggressive Monetarisierung, kosmetische Lockangebote oder eine Community, die ohne Eintrittshürde mit Bots und Toxikern geflutet wird.
Mit einem geschätzten Preis zwischen 40 und 60 Euro setzt Bungie ein Statement: Wir wollen keine Masse, sondern engagierte Spieler. Die Hoffnung dahinter? Ein stabiler Launch, ein überschaubares Ökosystem und genügend Einnahmen, um „Marathon“ am Leben zu halten – ohne Lootbox-Lotterie oder überteuerte Emotes.
Ob das aufgeht? Schwer zu sagen. „Marathon“ wird vielleicht kein Schnäppchen, aber vielleicht genau der Mittelweg, den moderne Multiplayer-Games brauchen – weder überladen noch ausgebeutet. Und das allein wäre den Preis vielleicht schon wert.
Würdet ihr „Marathon“ für 40 oder mehr Euro kaufen?