Zombiewelten treffen aufeinander – Von 28 Days Later bis The Last of Us

Wenn zwei kreative Genies kollidieren: Neil Druckmann und Alex Garland über Geschichten, Spiele vs. Filme und die unaufhaltsame Kraft der Erzählkunst – ein faszinierendes Gespräch.

Niklas Bender
Freelancer und Editor-in-Chief bei PlayFront.de seit 2022. Liebe die PS5, zocke quer durch alle Genres und eine Schwäche für humorvolle Texte – Sarkasmus inklusive.
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Was passiert, wenn sich zwei der einflussreichsten Geschichtenerzähler unserer Zeit über ihre Arbeit austauschen? Neil Druckmann, der kreative Kopf hinter „The Last of Us“, und Alex Garland, Regisseur von „Ex Machina“ und Autor von „28 Days Later“, trafen sich zu einem faszinierenden Dialog über die Kunst des Geschichtenerzählens, die Grenzen zwischen Film und Spiel – und darüber, warum „The Last of Us“ Garlands eigenen Zombie-Klassiker in den Schatten stellt.

Inspiration auf Augenhöhe

Gleich zu Beginn des Gesprächs überrascht Garland mit einem Geständnis: „The Last of Us“ habe ihn tief bewegt – so sehr, dass er es sogar als die bessere Version von „28 Days Later“ bezeichnet. Die emotionale Wucht und erzählerische Tiefe des Spiels seien ihm bis heute im Gedächtnis geblieben. Druckmann revanchiert sich mit Lob für Garlands Werke und unterstreicht, dass Spiele ein ebenso starkes Medium für tiefgehende Geschichten sind wie Filme. Er nennt „BioShock“ als ein weiteres Beispiel für die erzählerische Kraft von Videospielen.

Während in Filmen die Handlung ununterbrochen voranschreitet, müssen Spiele eine Balance zwischen Storytelling und Gameplay finden. Druckmann erklärt, dass eine Szene wie die mit Bill in „The Last of Us“ im Spiel perfekt funktioniert, weil sie direkt ins Gameplay integriert ist. In einer TV-Serie oder einem Film würde dieselbe Szene jedoch weniger dramatische Wirkung entfalten. Garland stimmt zu: Filme haben mehr erzählerische Freiheit, da sie nicht ständig Rücksicht auf die Interaktion des Publikums nehmen müssen. Dennoch sind die Grundpfeiler – Charaktere, Themen, Emotionen – in beiden Medien gleich.

Die Geburt von The Last of Us

Druckmann enthüllt, dass die Ursprünge von „The Last of Us“ in einer Studienaufgabe liegen. Ursprünglich sollte er eine Spielidee für Zombie-Legende George Romero entwerfen – der allerdings wenig begeistert war. Die Idee ließ Druckmann jedoch nicht los und entwickelte sich über Jahre hinweg zu dem gefeierten Meisterwerk, das wir heute kennen. Entscheidend für den Erfolg sei gewesen, dass die Geschichte vor der eigentlichen Entwicklung des Spiels stand, sodass sich Erzählung und Gameplay perfekt ergänzen.

Druckmann, der ursprünglich nicht als Regisseur geplant war, fand sich in dieser Rolle wieder, um die Vision seines Spiels zu schützen. Er besuchte sogar Schauspielkurse, um besser mit Darstellern arbeiten zu können – eine Erfahrung, die ihm die Bedeutung der Zusammenarbeit verdeutlichte. Garland hingegen erzählt, wie er über das Schreiben von Romanen zufällig in die Filmbranche geriet und sich in die kollaborative Natur des Filmemachens verliebte.

Einflüsse und zukünftige Projekte

Interessanterweise wurde „28 Days Later“ teilweise von „Resident Evil“ inspiriert, insbesondere von der Idee schneller Zombies. Druckmann hingegen nennt „Half-Life 2“ und „The Secret of Monkey Island“ als seine größten Inspirationsquellen. Doch beide blicken bereits nach vorn: Naughty Dog arbeitet an einem geheimnisvollen Sci-Fi-Projekt namens „Intergalactic: The Heretic Prophet„, während Garland an „28 Months Later“ arbeitet – einer unkonventionellen Geschichte über eine Familie im Angesicht der Apokalypse.

Gegen Ende des Gesprächs wird es nachdenklich. Ist kreative Arbeit untrennbar mit Selbstzerstörung verbunden? Garland meint ja – für ihn sei dieser innere Kampf ein ständiger Begleiter. Druckmann hingegen glaubt, dass kreativer Erfolg auch ohne persönlichen Leidensdruck möglich ist. Doch beide sind sich einig: Der Drang, Geschichten zu erzählen, ist eine Kraft, der sie nicht entkommen können.

Das Treffen von Neil Druckmann und Alex Garland war mehr als nur ein Austausch zwischen zwei Geschichtenerzählern. Es war eine Reflexion über das Medium, das sie beide lieben – und über die unerschütterliche Kraft von Geschichten, die über Bildschirme, Leinwände und Generationen hinweg wirken.

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