Heute veröffentlichen Wired Games und Entwickler Oiffy ihr narratives Adventure The Last Worker, das sich einem ziemlich aktuellen Thema widmet: Verdrängen Computer und Roboter den Mensch als Arbeitskraft und sorgen somit für sozialen Sprengstoff? Eine an sich spannende Frage, die man in spielerischer Form aufarbeitet. Wir haben uns The Last Worker vorab angeschaut und verraten euch, ob sich diese nicht ganz so seichte Story lohnt.
The Last Worker erzählt die Geschichte des ‘letzten verbliebenen’ Arbeiters Kurt, der sich für einen Megakonzern den Arsch abschuftet und sich dabei stetig in Konkurrenz mit seinen mechanischen Kollegen befindet. Dankbarkeit? Fehlanzeige! Kurt arbeitet in einem Logistikzentrum, und seine Hauptaufgabe besteht darin, Pakete einzusammeln, diese auf ihren Zustand / Gewicht zu überprüfen und entweder zu versenden oder zu vernichten. Dass er dabei ziemlich unter Druck steht und jeden Tag wegen Minderleistung gefeuert werden kann, macht die Sache nicht wirklich leichter.
Nimmt sich The Last Worker zu ernst?
Hinzu kommt, dass Kurt in dieser Fabrik und in den Eingeweiden der Müllverwertung leben muss, was ihn zunehmend vor die Frage stellt, ob sich das alles für ihn überhaupt lohnt oder er das letzte Opfer des Kapitalismus ist, das unweigerlich irgendwann nicht mehr gebraucht wird. Im Grunde teilt sich das Spiel in zwei Parts auf – tagsüber arbeitet er streng nach Plan für den Konzern Jüngle und nachts beginnt er seine Arbeit und alles drum herum zu hinterfragen und Pläne für die Sabotage zu schmieden. Hilfe bekommt er dabei von Skew, einem CoBot des Unternehmens, dessen Speicher defekt zu sein scheint, und Hoverboard, einem automatisierten Kolibri, der von einer mysteriösen Frau gesteuert wird und der Kurt dazu ermutigt, einen Aufstand gegen Jüngle anzuzetteln. Zwar sind das alles nur Roboter, in der Einsamkeit greift Kurt allerdings nach noch so jedem kleinen Strohhalm.
Zugegeben, die Story ist vorsichtig ausgedrückt ‘keine leichte Kost’ und widmet sich einem real existierenden Problem. Ein ernstes Thema, das man hier und da mit etwas Sarkasmus, Satire und Witzen aufzulockern versucht. Unterstützt wird The Last Worker dabei von bekannten Voice-Actors wie Clare-Hope Ashitey oder Jason Isaacs, die ihr Talent auf überzeugende Weise mit einbringen, ohne das Thema abzuwerten. The Last Worker ist damit sicherlich eine spannende Erfahrung, bei der mir persönlich jedoch etwas der Unterhaltungsfaktor fehlt. Man nimmt hier eine durchaus reale Thematik und packt diese mit noch mehr bedrückenden Themen wie ‘Konzern-Übermacht’ und ‘Medikamente nur für Superreiche’ zu, welche die Arbeiter- und Mittelschicht immer mehr nach unten drücken. Wer sich dafür interessiert, für den wird The Last Worker sicherlich eine interessante Erfahrung, die zum Nachdenken und Diskutieren anregt.
Mit PS VR2 ein anderes Spiel
Zugegeben, das erste Interesse an The Last Worker war vielmehr die Unterstützung von PlayStation VR2. Ein narratives Adventure ist zwischen den ganzen Shooter-Ansätzen immer willkommen und so konnte man es kaum erwarten, Platz in seinem Jünglepod zu nehmen. Der Jünglepod ist das Arbeitsgerät für alles – tagsüber Pakete verladen und nachts die ultimative Waffe gegen Jüngle, mit der man durch die noch so kleinsten Spalten kommt.
Im normalen 2D-Modus ist der Jünglepod bis auf seine Außenkanten kaum zu sehen, ganz anders mit PlayStation VR2. Hier setzt man sich zwischen Bedienhebel, hat ein komplettes Cockpit im Blick und steuert den Pod auf völlig intuitive Weise durch das Fulfillment-Center. Gleichzeitig greift man nach seiner JüngleGun und den dazugehörigen Attachments und kann sich wie ein echter Arbeiter bei Jüngle fühlen.
Das macht schon verdammt viel Spaß und lässt einen vergessen, dass man eigentlich auf dem Sofa im Wohnzimmer sitzt. Auf längere Zeit sind die Gameplay-Mechanismen in VR allerdings auch recht anstrengend, was teils der ungünstigen Position der Buttons geschuldet ist. Dennoch macht der Unterschied zwischen 2D und VR so viel aus, dass man das Gefühl hat, zwei unterschiedliche Spiele vor sich zu haben – und sei es nur, um mal eine gänzlich andere Erfahrung zu erleben. Im normalen 2D-Modus geht dafür alles viel schneller von der Hand, was zum Beispiel in den Hide & Seek-Passagen von The Last Worker einen enormen Unterschied ausmachen kann, in denen man den Überwachungs-Bots ausweichen muss. Abgesehen davon hat man bei Oiffy auf ausreichend Abwechslung geachtet, so dass es hin und wieder auch einige Rennen mit eurem Jünglepod gibt, es gibt Schalterrätsel zu lösen, man steuert ein Retro-Videgame, aber auch Boss-Fights sind vorhanden, die man bestreiten muss.
Spielerisch zieht sich das alles über fünf Kapitel und die üblichen Tagesschichten im Fulfillment-Center, wobei jedes Kapitel komplett andere Herausforderungen mit sich bringt. Nach diversen Sabotageakten wird man schließlich vor die entscheidende Frage gestellt, die darüber bestimmt, wie das Ende von The Last Worker aussehen soll. Das wird hier nun aber nicht verraten!
The Last Worker ist zudem ein optischer Hingucker mit seinem Hand-Painted Look, der ein wenig an die Borderlands-Spiele erinnert, vom Stil aber auch zu Portal passen könnte, einschließlich dem emotionalen Score von Oliver Kraus. Für diesen besonderen Look hat man unter anderem die Comiclegende Mick McMahon (Judge Dredd, 2000 AD) verpflichtet, was das Spiel in 2D als auch in VR wirklich fantastisch aussehen lässt. Technische Probleme gibt es weder hier noch da, sodass man sich durchweg auf eine angenehme Erfahrung mit 60fps freuen kann.