Die optimale Spielerfahrung: Astro Bot-Entwickler bringt es auf den Punkt

Der Entwickler Team Asobi hat mit einem aktuellen Statement die Misere der AAA-Industrie offengelegt und zeigt damit, wie es besser geht.

By Mark Tomson 4 comments
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Als stolzer Besitzer einer PS5 sollte man meinen, dass das inzwischen vierte Jahr dieser Konsolengeneration durchweg von Blockbuster-Titeln und innovativen Spielen geprägt wäre. Stattdessen scheinen sich viele Spieler darüber einig zu sein, dass das aktuelle Line-up eher „müde“ wirkt. Die anfängliche Euphorie, wie sie einst zur PS4-Zeit herrschte, ist weitgehend verflogen. Es stellt sich die Frage: Hat sich die PS5-Generation anders entwickelt, als Sony es einst versprochen hat?

Sony hatte hohe Erwartungen geweckt, als sie ankündigten, dass die Mitte dieses Konsolenzyklus den Höhepunkt der Hardwareausnutzung markieren würde. Entwickler sollten die Konsole mittlerweile in- und auswendig kennen und so einen Blockbuster nach dem anderen veröffentlichen, die die technischen Möglichkeiten der PS5 an ihre Grenzen bringen. Doch der erhoffte Durchbruch lässt gefühlt immer noch auf sich warten. Stattdessen wird man regelmäßig mit Remasters und Remakes bereits bekannter Titel abgespeist, die zwar Nostalgie wecken, aber kaum neue Spielerlebnisse bieten. Und wenn doch neue Spiele erscheinen, wie „Astro Bot“ oder „LEGO Horizon Adventures“, fühlt es sich oft so an, als ob sie von den eigentlichen Problemen ablenken sollen.

Astro Bot & Co. machen es genau richtig

Trotz der kritischen Stimmen zeigen Spiele wie „Astro Bot“ oder „LEGO Horizon Adventures“, dass es auch anders geht. Diese Titel machen vieles richtig, was der AAA-Spieleindustrie in den letzten Jahren verloren gegangen ist. Die Entwickler dieser Spiele äußerten kürzlich zwei bemerkenswerte Statements, die das aktuelle Dilemma der Branche treffend beschreiben.

Nicolas Doucet, Creative Director von „Astro Bot“, erklärte, dass eine Spielzeit von 12 bis 15 Stunden die optimale Spielerfahrung bietet. Er sprach sich klar dagegen aus, Spiele künstlich in die Länge zu ziehen. Keiichiro Toyamy, der frühere Schöpfer von „Silent Hill“, äußerte sich ähnlich und verließ Sony, da er sich durch den Druck aufwendiger High-Budget-Produktionen eingeschränkt fühlte. Er wollte lieber in einem kleineren Rahmen kreativ tätig sein.

Diese Aussagen reflektieren eine Realität, die viele Spieler kennen: Viele moderne Spiele erfordern dutzende, wenn nicht hunderte Stunden Spielzeit, um sie vollständig zu erleben. Für viele Gamer, die nur begrenzt Zeit haben, ist das eine abschreckende Vorstellung. Darüber hinaus geben Entwickler selbst zu, dass nur ein Bruchteil der Spieler – oft weniger als 30 % – ein Spiel überhaupt beendet. Der Rest des Inhalts und der Entwicklungskosten gehen quasi ins Leere.

Astro Bot knüpft mit einer überschaubaren Spielzeit an frühere Standards an
Astro Bot knüpft mit einer überschaubaren Spielzeit an frühere Standards an

Vorteile kürzerer Spiele

Die Diskussion über die ideale Spielzeit hat in der Gaming-Community eine interessante Debatte ausgelöst. Kürzere Spiele könnten eine Lösung für viele der aktuellen Probleme der Branche bieten:

  • Erreichbarkeit: Spiele mit kürzerer Spielzeit würden mehr Spieler ansprechen. Die Hemmschwelle, ein Spiel zu kaufen und zu beenden, wäre geringer, was zu einer breiteren Spielerbasis und damit zu höheren Einnahmen führen könnte.
  • Abwechslung: Wenn Entwickler mehr kompakte Spiele produzieren, gäbe es mehr Vielfalt auf dem Markt. Spieler hätten häufiger neue Inhalte zur Verfügung und würden nicht in einem großen Titel „feststecken“.
  • Innovation: Kürzere Entwicklungszyklen könnten den Studios mehr Raum für Experimente bieten. Neue Ideen könnten schneller umgesetzt und getestet werden, was der gesamten Branche zugutekäme.
  • Intensität: Eine kürzere Spieldauer könnte dazu führen, dass die Spielerlebnisse intensiver und fesselnder werden. Da weniger Zeit für Erkundung und Experimente bleibt, müsste das Spiel von Anfang an packen.

Umfangreiche Spiele sind nicht überflüssig

Natürlich soll das nicht bedeuten, dass umfangreiche Spiele komplett aus der Gaming-Landschaft verschwinden sollten. Es gibt immer noch einen Markt für epische Abenteuer, die dutzende Stunden in Anspruch nehmen. Doch nicht jeder AAA-Release muss zwangsläufig 50+ Stunden Spielzeit bieten, um als Erfolg zu gelten. Und wenn Spiele wirklich so lang sind, sollte die Qualität durchweg stimmen.

Ein gutes Beispiel dafür sind die „Uncharted“-Spiele von Naughty Dog. Mit einer durchschnittlichen Spielzeit von 10 bis 15 Stunden boten sie dennoch spektakuläre Erlebnisse. Auch das ursprüngliche „God of War“ konnte man in weniger als fünf Stunden durchspielen, und dennoch galt es als eines der besten Spiele seiner Zeit.

Der Ruf nach Veränderung

Während „Astro Bot“ und „LEGO Horizon Adventures“ gute Beispiele für kürzere und prägnantere Spiele sind, sind sie sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Titel wie „Slitterhead“, das kommende Spiel von Keiichiro Toyamy, könnten eine größere Fangemeinde ansprechen und zeigen, dass es auch anders geht. Es wäre wünschenswert, wenn sich mehr Entwickler an solchen Projekten orientieren und so zur Lösung der aktuellen Probleme der Branche beitragen.

Insgesamt sollten vor allem die First-Party-Studios eine Vorreiterrolle einnehmen und den Trend zu überladenen, künstlich in die Länge gezogenen Spielen hinterfragen. Sony hat in der Vergangenheit gezeigt, dass sie in der Lage sind, qualitativ hochwertige Spiele mit kompakter Spielzeit zu produzieren. Es wird Zeit, dass sie diese Stärke wiederentdecken und das Potenzial der PS5 voll ausschöpfen.

Wie seht ihr das? Sind Spiele heutzutage unnötig in die Länge gezogen? Oder genießt ihr die epischen Abenteuer?

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