Die Popularität der UFC-Serie ist ungebrochen und präsentiert sich unter Electronic Arts inzwischen mit dem zweiten Ableger. Ob Ronda Rousey oder Conor McGragor – UFC Athleten werden wie Popstars gefeiert und genießen ein hohes Ansehen, was sich auf die UFC und dementsprechend auch auf die Videospiel-Titel auswirkt. EA nutzt diesen Hype und steht ab sofort mit „EA Sports UFC 2“ im Ring. Ob der Titel den Anforderungen dieses Profi-Sports gerecht wird und den ersten Teil nochmals übertrumpfen kann, erfahrt ihr in unserem Test.
Immer noch keine richtige Story…
Bereits im Erstling unter EA wurde die fehlende Handlung von UFC bemängelt, was sich mit dem zweiten Teil leider noch immer nicht geändert hat. Es bleibt ein Gefühl zurück, dass der Karriere-Modus eher ein Mittel zum Zweck und alles andere als der Schwerpunkt des Spiels ist. Ich persönlich, und wahrscheinlich viele andere UFC 2-Käufer auch, würden sich zumindest über einige Story-Lines freuen, wenn man schon so viel Auswahl im Roster hat. Über 250 Athleten sind diesmal nämlich im Spiel vertreten. Vorlagen bieten die Karrieren jedes Einzelnen zumindest genug und man könnte zum Beispiel den Werdegang von Ronda oder Connor sowie die Sportart allgemein besser kennenlernen. Mit den zwischengeschalteten Zwischensequenzen haben die Entwickler sogar schon einen guten Ansatz gefunden, für den Moment können aber lediglich eigene Kämpfer erstellt und durch Kämpfe und Training weiter verbessert werden. Leider hat man dabei immer wieder den selben Ablauf, was auf Dauer langweilig wird, sodass man auf andere Modi zurückgreifen muss, in denen wir die Charakter-Entwicklung besser und interessanter im Griff haben.
Viele Modi, wenig Tutorials …
Und schon sind wir beim Kernpunkt von „UFC 2“ angelangt – wir haben nämlich wie im Vorgänger und anderen EA Sports Marken einen „Ultimate“-Modus, bei dem wir unseren selbst erstellten Kämpfer mit Hilfe von Credits mit neuen Moves ausrüsten und seine Fitness verbessern können. Man hat zwar viel mehr Möglichkeiten als im Karriere-Modus, allerdings ist das ganze System sehr unübersichtlich, da es viele Anpassung-Karten enthält und das gesamte Inventar mit teils nutzlosen Items füllt. Hier kommt auch die FIFA-typische Menü-Führung ins Spiel, die anfangs zwar erklärt wird, aber dennoch unverständlich aufgebaut wurde. Es kostet also viel Zeit und persönliches Engagement, sich in den Optionen zurechtzufinden, was dem Spieleinstieg am Ende schnell die Luft raubt.
Dabei hilft auch nicht das allgemeine Tutorial, was im Vorgänger noch als unübersichtlich galt. Im zweiten Teil scheint EA auf die Käuferschicht gehört zu haben und es wurde auch versucht, die Anleitung so kurz wie möglich und so übersichtlich wie möglich zu halten. Jedoch leidet dadurch auch wieder das allgemeine Verständnis – viele Sachen wie zum Beispiel der Bodenkampf werden mit Hilfe von Texten beschrieben, aber nicht sonderlich anfängerfreundlich praktiziert. Viele Techniken und Spielmechaniken muss man sich daher entweder online oder gegen die KI selbst aneignen, was wiederum eine Menge Zeit erfordert, da das Kampfsystem gegenüber dem ersten Teil zwar dynamischer gestaltet wurde, aber dennoch kompliziert bleibt. Den goldenen Mittelweg hat EA also noch immer nicht gefunden und macht es so insbesondere Anfänger nicht leicht, Fuß in der UFC Welt zu fassen.
Mike Tyson gegen Bruce Lee? – kein Problem!
Was mich diesmal besonders beeindruckt hat, ist die Anzahl und die verschiedenen Typen von Athleten – viele sind bekannt, viele habe ich zum ersten Mal gesehen. Hinzu kommen noch die Bonus Athleten, die wir als Vorbesteller oder Fans erster Stunde erhalten. Mike Tyson macht dabei eine besonders gute Figur, wobei die Käufer vom ersten Teil zusätzlich Bruce Lee als spielbaren Charakter spendiert bekommen. Jeder Kämpfer hat wie gewohnt seine eigenen Stärken und Schwächen, sowie eigene Kampftechniken, die es zu beherrschen gilt. Wer seinen eigenen Charakter erstellt, merkt schnell, dass es im Grunde nicht sonderlich viele Techniken zur Auswahl gibt – hier macht es die Mischung verschiedenen Punches, Clinches usw. aus, die für Abwechslung und Individualität deines Athleten sorgen. Das Kampfsystem bringt diese entscheidenden Kernelemente dabei besonders zur Geltung, da mein Kampfcharakter unterschiedlich auf die Block- und Ausweichmanöver reagiert. Beschäftigt man sich etwas länger mit der Charaktererstellung, werden sogar Nuancen in der Bewegung und dem Kampfverlauf mit der Zeit immer deutlicher.
Ab in den Octogon!
Wenn es dann im Octogon ans Eingemachte geht, merkt man wie viel Spaß es doch bereitet, seinem Gegenüber die Birne einzuhauen. Die Steuerung reagiert wie gewohnt sehr direkt und die Kämpfe verlaufen schnell, sodass nur selten genug Zeit für Überlegungen bleibt. Anfangs wird wohl jeder mehr Zeit auf dem Boden anstatt auf den Füßen verbringen, da sich Kombos nicht ganz leicht mit der Ausdauer koordinieren lassen, wobei man nach einiger Zeit den Dreh wieder raus hat und so Schläge und Tritte mit Leichtigkeit parieren kann. Diese dann nicht in einen Konter zu verwandeln und den Gegner mit einem rechten Strike zu Boden zu schicken, ist aber genauso befriedigend wie ihn durch technisches K.O den Arm so zu verdrehen, dass der Kontrahent von selbst aufgibt. Die Bodenkämpfe in „UFC 2“ gestalten sich dabei erneut mit Hilfe von Quick-Time-Events, bei denen man sich aber langsam fragt, warum das System im zweiten Teil immer noch besteht, obwohl die Mehrheit aller UFC-Spieler dieses bemängelt hat. Wäre es nicht besser, auf die Quick-Time-Events zu verzichten, um eine direkte Steuerung zu erlauben, die gemeinsam mit einem guten Tutorial bessere und verständlichere Kontrolle im Bodenkampf erlaubt? Man wird es wohl bei UFC 3 sehen!
Solide Grafik und lizenzierte Tracks …
Optisch weiß „UFC 2“ mal wieder zu beeindrucken – dieser Moment, wenn dein Schlag in bester Perspektive aus der Zeitlupe gezeigt wird, und man präsentiert bekommt, wie das Gesicht deines Gegners Muskel für Muskel verzogen wird, ist einfach atemberaubend. Darüber hinaus haben wir, wie gesagt, viel Dynamik in den Kämpfen, was der flüssigen Animationen zu verdanken ist. Die schweißnassen Körper der Athleten spiegeln die Scheinwerfer-Lichter perfekt wieder und die Körperbewegungen sehen auch diesmal unglaublich realistisch aus – ein nahezu perfektes Gesamtbild. Im Detail gibt es jedoch einige Mängel, wie zum Beispiel die kantigen Animationen an den Schultern, wenn man in den Zwischensequenzen die Links-Rechts-Kombo in Zeitlupe verfolgt. Außerdem hat „UFC 2“ mit nervigen Ladezeiten zu kämpfen, bei denen die Kämpfer im Auswahlmenü aufgerufen werden müssen, sowie einige Freezes, die zum Neustart zwangen.
Vom Sound her wäre lediglich die knappe Auswahl an lizenzierten Tracks zu bemängeln, wobei das für mich persönlich nicht so viel ausmacht, aber dennoch in der Gänze auffällt. Ansonsten sind die Kommentatoren gewohnt authentisch und glaubwürdig, wenn diese auch nur in Englisch synchronisiert wurden. Wir müssen uns mit deutschen Untertiteln begnügen, wobei dieser Umstand wie so oft nicht besonders als schlecht zu bewerten ist. Richtig stimmig sind dagegen die Schlageffekte, wenn wir unseren Gegner mit einem lautstarken Punch zu Boden schicken, der beim bloßen Zuhören schon schmerzt. Was dabei alles gebrochen ist, will man sich in diesem Moment nicht vorstellen. In Puncto Atmosphäre ist „EA Sports UFC 2“ also auch diesmal wieder ein Volltreffer und lässt euch die Action im Octagon hautnahe miterleben.
Entwickler: EA Canada
Publisher: Electronic Arts
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: www.easports.com
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