TEST: Prey – Im Weltraum liegt der Haussegen schief

By Dennis Giebert Add a Comment
9 Min Read

Mit „Prey“ liefert Bethesda und Entwickler Arkane Studios ein Sequel zu dem 2007 erschienenen gleichnamigen Spiel ab, allerdings nur im Namen. Das neue „Prey“ hat mehr mit Titeln wie Bioshock oder System Shock gemein, setzt auf Survival, Inventar Management und eine Spur Horror. Wie sich der Titel schlägt, erfahrt ihr in unserem Test.

Raumstation ohne Grenzen

„Prey“ spielt auf der Raumstation Talos 1, in einer alternativen Zukunft. In den frühen Jahren der Raumfahrt stießen die Russen auf das erste außerirdische Leben, die Typhons. Die UdSSR und USA schlossen sich in den darauffolgenden Jahren zusammen, um die Typhons sicher zu verwahren und zu erforschen, womit die Raumstation Kletka geboren war. Nach einem erfolglosen Attentatsversuch auf Kennedy, im Jahr 1963, gingen die USA und UdSSR wieder getrennte Wege. Die Kletka, nun unter alleiniger Führung der USA, wurde in den folgenden Jahren stark ausgebaut. Versuche die Typhons für kommerzielle Zwecke zu nutzen, blieben jedoch fruchtlos. In den später 80er Jahren kam es dann zu einem großen Unglück, bei dem die gesamte Besatzung der Kletka starb, was die USA letztendlich dazu bewegte, die Raumstation aufzugeben. Gute 40 Jahre später kauft das TranStar Unternehmen die verlassene Raumstation, beginnt diese zu modernisieren und tauft sie auf den Namen Talos 1 um. Äußerlich macht Talos 1 den Eindruck eines Firmensitzes und Forschungsunternehmens, insgeheim versucht TranStar jedoch die Typhons erneut kommerziell nutzbar zu machen und schreckt dabei auch nicht vor ethischen Bedenken zurück.prey 1

Gameplay

„Prey“ wird ältere Spieler stark an System Shock erinnern, während jüngere Parallelen zu Bioshock finden werden. Wie schon bei System Shock und später bei Bioshock setzt „Prey“ darauf, dass der Spieler seine Fertigkeiten personalisiert, geht dabei aber noch ein Stück weiter und erwartet von euch, dass ihr euer Inventar stets im Auge behaltet und Kämpfe mit Bedacht angeht. Das Inventar ist in den ersten Spielstunden besonders schwer zu managen, da sich etliche Items auf der Talos 1 finden, die alle ihren Nutzen haben und bei Bedarf an einem Automaten in ihre Rohelemente zerlegt werden können, um dann an einem weiteren Automaten in neue Gegenstände umgewandelt zu werden. Sogar Umgebungselemente, die nicht in eure Taschen passen, lassen sich mit einer speziellen Granate in ihre Grundstoffe zerlegen und haben somit einen Wert. Nach dem Motto “Keine Munition? Kein Problem!” kann man so z.B. metallische Gegenstände in den Räumlichkeiten von Talos 1 suchen, alles auf einen Haufen zerren und dann eine Granate zünden, um Sekunden später handliche Rohstoffklötze in seine Taschen zu stopfen, die in naher Zukunft und in Form von Kugeln ein neues Heim in den Körpern der Typhon Aliens finden werden.

„Prey´s“ Kämpfe wollen dabei wohl überlegt sein, denn die Aliens schlagen hart zu, was schnell und oft zu einem Neustart führt. Unüberlegte Handlungen und überraschende Konfrontationen führen zu einem schnellen Tod, daher ist es ratsam, die individuellen Typhonschwächen und Fertigkeiten durch das Scannen von Gegnern zu erlernen. Richtig Spaß macht „Prey“ aber erst, wenn man sein Arsenal “zweckentfremdet”. So kann man z.B. die Gloo-Kanone, die auf den ersten Blick nur zum lähmen der Gegner gut ist, auch nutzen um improvisierte Plattformen zu basteln und sich so Zugang zu Gebieten verschaffen, die normalerweise erst viel später oder gar nicht zugänglich sind. Ein weiteres gutes Beispiel ist der Bowcaster, eine Spielzeugwaffe, die Schaumstoffgeschosse verschießt und so Gegner ablenkt oder auch Touchscreens aus der Ferne aktiviert.prey 2

Des Weiteren bietet „Prey“ eine recht große Zahl von Nebenmissionen, die euch immer wieder mit Neuromods und Waffenupgrades belohnen. Die Nebenmissionen können allerdings zur Qual werden, wenn man mehrere Sektionen durchqueren muss und dabei immer wieder von Ladebildschirmen unterbrochen wird. So kann es durchaus  auch mal vorkommen, dass man am Ende in einer Quest mehr Zeit in den Ladebildschirmen verbracht hat als aktiv in der Mission.

Problematisch wird es zudem, wenn man versucht „Prey“ wie ein Stealth- Spiel zu spielen, denn zu Beginn des Spiels fehlen einfach alle essenziellen Fertigkeiten in dieser Kategorie, Schritte sind noch zu laut, Bonusschaden auf verdeckte Angriffe wird erst viel später freigeschaltet und noch dazu rennt man oft in Mimiks, die kleinsten Typhons, die nur allzu gern das Aussehen von Inventar annehmen und sich somit perfekt verstecken können.

Ein weiterer unangenehmer Punkt, an dem man sich wohl oder Übel gewöhnen muss, sind die extrem sensitiven Analogsticks, die zeitgleich über Input-Lag verfügen und das Zielen unnötig erschweren. Mit dem Patch 1.02 wurde hier allerdings auch schon mehrfach nachgebessert. In einem Spiel wie „Prey“, in dem sich Gegner schnell hin und her teleportieren oder über den Boden huschen, kann dies schnell zu einem Frustfaktor werden.

Schmucke Raumstation

„Prey“ glänzt mit tollen Umgebungen, die Geschichten ohne Worte erzählen. So haben z.B. Crewkabinen eine persönliche Einrichtung, von der sich die Vorlieben der Besatzungsmitglieder ableiten lassen. Blutspuren und Gloo-Konstrukte aus Stühlen, Tischen und was sich sonst noch finden lies, erzählen, wie die Besatzungsmitglieder sich in ihren letzten Momenten den Typhoon entgegenstellten. Es gibt somit wirklich jede Menge zu entdecken, wenn man sich auch die Zeit dafür nimmt.

Auf der grafischen Seite macht „Prey“ mit seinen 1080p bei 30fps einen soliden Eindruck, ein technischer Augenschmaus sollte allerdings nicht erwartet werden. Etwas negativ anzusehen ist zudem, dass „Prey“ von keinerlei PS4 PRO Verbesserungen profitiert – das Spiel wurde sowohl auf Standard PS4 als auch PS4 PRO getestet, grafische Unterschiede wurden nicht beobachtet, sogar die Ladezeiten sind identisch. Auch eine kurze Recherche im Internet untermauert dies.
prey 3

Unausgewogener Soundmix, guter Soundtrack

Im akustischen Bereich setzt „Prey“ auf einen dynamischen Soundtrack, der, sobald Gegner auftauchen, dramatisch anzieht. Einordnen lässt sich der Soundtrack nur schwer, hier haben vor allem technische Soundelemente Vorrang, die sich am ehesten in den Syntie Bereich einordnen lassen, aber auch Rockelemente sind darin zu finden. Alles in allem ist der Soundtrack gut gelungen, wenn auch nicht so gut wie z.B. der von Doom, das ebenfalls von Bethesda stammt und derselbe Komponist zu Gange war. Ein Punkt der dabei besonders negativ auffiel war das Mixing des Spiels, das mit stark schwankenden Soundpegeln daherkommt und ebenfalls erst mit dem aktuellen Patch optimiert wurde.

Die deutschen Synchronsprecher liefern dafür wieder einen guten Job ab und stehen ihren englischen Kollegen in Nichts nach – quasi ein Präzedenzfall, der immer seltener wird. Waffen und Fähigkeiten haben zudem einen befriedigen Klang, die Shotgun klingt wuchtig und Typhons zerplatzen saftig. Seltsam sind jedoch einige Objektklänge. So kann es z.B. vorkommen, dass man einen Kunststoff Behälter wirft und es sich anhört, als ob ein gewichtiger Kühlschrank die Treppe hinunter fällt, ebenso im Gegenteil, dann klingen schwere Objekte viel zu leicht.

Technische Macken, böse Autosaves

Bethesda ist berüchtigt für nicht ganz Fehlerfreie Spiele zum Launch, worunter auch „Prey“ leidet und somit nicht groß verwundert. Während des Tests kam es so z.b vor, dass ich im Boden stecken bliebt und einen vorherigen Spielstand laden musste. Nach dem Verlassen der Raumstation in der Schwerelosigkeit und dem erneutem Betreten der Talos 1 befand ich mich unterhalb des Bodens, konnte aber problemlos in den Spielbereich springen. Zudem kam es ein oder zweimal vor, dass ich von Objekten, die zuckend im Boden steckten, brutal durch den Raum und gegen die nächste Wand katapultiert wurde und dabei eine ordentliche Portion Lebensenergie verlor.

Ärgerlich ist es ebenfalls, wenn das Autosavesystem speichert, bevor man von einem Gegner tödlich getroffen wird. Hier hilft dann nur minutenlanges Trial ’n Error, um doch noch irgendwie zu überleben, begleitet von 30-sekündigen Ladebildschirmen, gefolgt von einer halben Sekunde Gameplay oder das Laden des letzten vorangehenden Speicherpunkts.


Entwickler: Arkane Studios & Human Head Studios // Publisher: Bethesda // Release: 5. Mai 2017 // Offizielle Homepage: https://prey.bethesda.net/de/


 

TEST: Prey – Im Weltraum liegt der Haussegen schief
Prey ist ein gutes Spiel, das zeitgleich mit vielen frustrierenden Elementen aufwarten kann. Das Spiel gibt dem Spieler die Möglichkeit, Probleme kreativ zu lösen, hat einen klasse Soundtrack, gute Synchronsprecher (auch in deutsch), sowie wird ein tolles Gameplay und eine interessante Geschichte geboten. Frustrierend wird es jedoch, wenn man über kritische Bugs stolpert, etwa im Boden feststeckt, Gegenstände mit Wänden eine Symbiose eingehen und dabei wild um sich schlagen oder Ladebildschirme mehr Zeit in Anspruch nehmen als das Spiel selbst. Auch die teils ungünstigen Autosaves können das sonst ansprechende Design deutlich trüben und für viele Frustmomente sorgen. Prey macht letztendlich vieles richtig, steht sich dabei aber nur allzu oft selbst im Weg, wobei vieles geradezu bezeichnend für ein Spiel aus dem Hause Bethesda ist und man so langsam etwas mehr Sorgfalt in dieser Hinsicht erwartet. Wer sich daran nicht sonderlich stört, findet in Prey einen tollen Titel in diesem Mai.
8.1
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