TEST: Battlefield V – Ein wahres Shooter-Spektakel

By Christian Götzinger Add a Comment
11 Min Read

Auch in diesem Jahr schickt Electronic Arts die Spieler wieder aufs „Battlefield“. Nach der letztjährigen Pause, in der kampfhungrige Star Wars-Fans auf das intergalaktische Schlachtfeld geschickt wurden, geht es nun wieder in einigermaßen historische Gefilde. So nehmt ihr in „Battlefield V“ die Rolle von Soldaten ein, die sich so realistisch wie nie dem zerstörerischen Ausmaß des zweiten Weltkrieges stellen müssen. Wer sich schleunigst auf den neuesten Ableger der Erfolgsreihe stürzen sollte, und wer nicht, erfahrt ihr in unserem Test!

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Die Kampagne – kurz aber atmosphärisch

Bereits im Vorgänger gelang es den Entwicklern von DICE, in der Kampagne durchaus spannende und ungewöhnliche Geschichten zu erzählen. Damit bot man etwas Neues, denn zuvor schienen die meisten Genreableger – die eigenen Vorgänger eingeschlossenen – zwar solide aber doch recht eintönige Kost. Dieses Konzept wurde im neuen Teil beibehalten und weiterentwickelt. Es verschlägt euch bislang in die Wüste, nach Frankreich und sogar Skandinavien, das in bisherigen Spielen quasi bislang völlig unberücksichtigt blieb und wahnsinnig atmosphärische Landschaften bietet. Genau wie bereits im Vorgänger habt ihr in den meisten Bereichen eine immense spielerische Freiheit. So sind die einzelnen Missionen häufig auf ein großes Areal verteilt und ihr könnt entscheiden, wie ihr vorgeht. So könnt ihr beispielsweise einfach mit dem nächsten Jeep mitten in die Gegner fahren und die dann drohende Verstärkung einfach ebenso umnieten, oder ihr entscheidet euch für die unauffällige Variante, indem ihr möglichst viele Gegner ungesehen umgeht und einzelne leise ausschaltet.

Insgesamt ist auf einem der höheren Schwierigkeitsgrade durchaus Köpfchen gefragt, um die Missionen zu erfüllen. Einfach nur durch einen Levelschlauch zu rennen und alles dem Erdboden gleich zu machen, genügt nicht mehr. Dies gefällt uns und tut dem Genre gut, wird aber nicht für jeden Spieler interessant sein, denn „abschalten“ lässt sich höchstens in einem niedrigen Schwierigkeitsgrad. Insgesamt störten uns im Verlaufe der Kampagne nur wenige Dinge. Der höchste Schwierigkeitsgrad, namentlich „Realismus“, gehört hierzu, denn er bietet zwar durchaus eine akzeptable Herausforderung, wird seinem Namen jedoch nicht gerecht. Wenn wir einen gezielten und ungedämpften Schuss aus einem Präzisionsgewehr abgeben, interessiert das die Gegner, die sich 150 Meter entfernt aufhalten, oftmals überhaupt nicht. So kann es sein, dass man sich durch ein Areal tastet, in dem Lager für Lager kein Interesse daran zeigt, wenn die Nachbarschaft aus den eigenen Reihen stückweise das Reich der Lebenden verlässt. Zudem halten wir immer noch recht viele Treffer aus und heilen uns schnell hoch.

Insgesamt hat uns die Kampagne abermals überzeugt, jedoch habt ihr – entgegen der ursprünglichen Ankündigung – bislang lediglich die Auswahl aus drei „War-Stories“, die sich übrigens unabhängig voneinander und in beliebiger Reihenfolge spielen lassen und im Verlaufe der Zeit um die fehlenden beiden weiteren ergänzt werden sollen.

Veröffentlichungsdruck?

Dies stellt auch einen unserer größten Kritikpunkte dar: die Veröffentlichung scheint forciert worden zu sein. Neben den beiden fehlenden War-Stories fehlt auch der von vielen heiß erwartete „Battle-Royale“-Modus, in dem die Spieler mit je einem Leben bis zum letzten Mann kämpfen und der momentan durch Spiele wie Fortnite, PUBG und auch dem neuen Call of Duty in aller Munde ist.  Und das, obwohl das Spiel bereits um einen Monat verschoben wurde. Auf der einen Seite finden wir es löblich, dass bestimmte Inhalte noch nicht als bereit angesehen wurden, auf der anderen Seite hätte man offensichtlich früher einlenken und das Veröffentlichungsdatum verschieben müssen. Eine spätere und dafür vollständige Veröffentlichung hätte zudem den Vorteil eines gesunden Abstandes zur Konkurrenz gehabt, die so oder so früher veröffentlicht wurde und damit viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte. In einem halben Jahr wäre vielleicht der ein oder andere unzufriedene Spieler mehr von der Konkurrenz gewechselt, denn der ebenso unfertige Multiplayer-Modus bietet so einiges!

Zu viert spielt sich’s besser

Machen wir es kurz: Wenn du 2-3 ebenso am Genre interessierte Freunde hast, mit denen du gerne zusammenspielst, dann gibt es kein besseres Spiel als „Battlefield V“ für dich bzw. euch. Im Idealfall bildet ihr bereits einen Squad, das heißt ihr seid zu viert, andernfalls werden euch zufällige Spieler hinzugelost. Das stellt auch das Problem für Leute dar, die den Multiplayer alleine spielen (müssen), denn der Erfolg eures Squads ist fundamental wichtig für den Spielspaß, den ihr mit dem Titel haben werdet. Ein guter Squad geht nur gemeinsam vor, steigt an den Positionen des Squads ein, stimmt die gewählten Klassen aufeinander ab und befolgt die Befehle, die der Squad-Leader per Menü erteilt. All dies wird mit deftigen Punkten belohnt und führt dazu, dass ihr Squad-Belohnungen in Form von Nachschub, Panzern oder gar Bomben, deren Abwurfposition ihr selbst bestimmt, erhaltet. Letztlich ist ein Team immer darauf angewiesen, dass sich mehrere gut funktionierende Squads, anstatt egoistische Einzelkämpfer in ihm befinden, um das Spiel für sich zu entscheiden. Ein Beispiel: Squad-Mitglieder können sich stets gegenseitig wiederbeleben, auch wenn man nicht die Klasse des Sanitäters, der alle Spieler des eigenen Teams wieder kampfbereit machen kann, gewählt hat. Wenn dies regelmäßig durchgeführt wird, führt dies natürlich zu einer völlig veränderten Spielstatistik. Mit zufällig zusammengewürfelten Spielern kann dies hin und wieder auch mal klappen, oft genug geht es jedoch in die Hose und führt schnell dazu, dass man sich die Haare ausraufen mag. Bei den Wiederbelebungen offenbarte sich bei unserem Test übrigens eine recht häufig auftretende Problematik mit der Spielphysik: Immer wieder flogen wir nach Wiederbelebungen seltsam durch die Gegend. Hier scheint noch nicht alles optimiert zu sein.

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Zerstören oder doch lieber bauen?

Kern des Multiplayers stellt wie immer „Eroberung“ dar. Hier müsst ihr strategische Punkte einnehmen, indem ihr das Gebiet dominiert, damit euer Nachschubzähler nicht so schnell gen Null geht, was den Verlust des Kampfes bedeuten würde. Je weniger dieser durch Flaggen markierten Areale sich im Besitz eines Teams befinden, desto schneller verliert es Punkte, die auch beim Ableben eines Teamkameraden abgezogen werden. Neu ist, dass sich Gebäude teils eindrucksvoll komplett zerstören lassen. Bislang war dies in der Regel nur vereinzelt möglich, nun lassen sich ganze Dörfer dem Erdboden gleich machen, was neue taktische Elemente ergänzt. Der ein oder andere wird aber vielleicht mehr Spaß mit der Konstruktion statt Destruktion haben, was dank der Support-Klasse auch möglich ist. Je nach Karte – insgesamt stehen acht zur Verfügung – kann man so eine ordentliche Verteidigungsanlage errichten, die dem Team einen ordentlichen Vorteil verschaffen und den Feind verzweifeln lassen kann. Uns bot dies zudem eine tolle Abwechslung, neben dem offensiven Kampf auch mal etwas weiter hinten zu verweilen und die Barrikaden zu bauen oder wieder zu reparieren. Vor allem bei den neuen „Großen Operationen“, die über mehrere Matches laufen, macht dies sehr viel Sinn. In diesem Modus wirkt sich nämlich das Ergebnis der vorherigen Runde auf den weiteren Spielverlauf aus, man spielt quasi einen kleinen Kriegszug über mehrere virtuelle Tage nach. Haben wir unseren Bereich in der ersten Runde mithilfe einer strategisch gut organisierten Verteidigungsanlage verteidigen können, wirkt sich dich spielerleichternd auf die kommende Runde aus und umgekehrt. Damit gewinnen die Taten einzelner und auch die Runden eine größere Bedeutung, was sich positiv auf die Spannung auswirkt.

Viel zu tun

Insgesamt wird dem Spieler trotz des unfertigen Zustandes bereits viel geboten. Neben dem traditionellen Rangsystem besitzt der Spieler auch für alle vier Klassen einen Rang, der durch deren fleißige Verwendung steigt, wofür wiederum Belohnungen winken. Gleiches gilt für die Waffen, die sich so mit der Zeit verändern oder gar verbessern lassen. Des Weiteren lassen sich zusätzliche Soldaten und anderer Schnickschnack freischalten, was – zumindest man interessiert sich für derlei – für eine ordentliche Langzeitmotivation sorgen kann. Zudem sollen alle folgenden Inhalte kostenlos und nicht per Mikrotransaktionen freischaltbar sein, sehr löblich von EA! Hier hat man offenbar von vergangenen Fehlern gelernt.

Der Multiplayer bietet damit einiges, hat jedoch aus der technischen Sicht im Vergleich zum Singleplayer das Nachsehen. Dieser bietet eine knackig scharfe Optik mit zahlreichen Details und astreiner Anwendung von HDR, was – offensichtlich zu Gunsten der Performance – im Multiplayer nicht mehr ganz so hübsch aussieht. Angesichts der 64 Spieler, die sich auf dem Schlachtfeld tummeln, durchaus verständlich, zumal das Spiel auf dem heimischen PC auch dort absolut glänzen kann. Somit ist es ein Beispiel mehr, dass wir durchaus langsam von einer neuen Konsolengeneration profitieren könnten. Beim Sound müssen hingegen keine Abstriche gemacht werden. Sowohl im Single- als auch Multiplayer und sogar im Menü umgeben uns ein filmreifer Soundtrack und originalgetreue Sprachausgabe in der jeweiligen Landessprache der Protagonisten, klasse!

TEST: Battlefield V – Ein wahres Shooter-Spektakel
"Battlefield V bietet eine toll erzählte aber etwas kurze Kampagne, die den Spieler an unerwartete Schauplätze des zweiten Weltkrieges führt. Das Herz des Spiels, der Multiplayer, überzeugt durch sinnvolle Ergänzungen zu Altbewährtem und verspricht durch zahlreiche angekündigte kostenlose Inhalte für lange Zeit zu unterhalten, wobei jedoch auch einiges der zum Release versprochenen Inhalte erst nachgereicht werden muss. Wer Freunde mitbringt, erlebt durch das gelungene Squad-System aufregende und taktikgeladene Stunden, die dafür im Alleingang schnell in Frust umschlagen können."
8.8
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