Mit Days Gone Remastered lässt Sony einen weiteren PS4-Klassiker in neuem Licht erstrahlen – diesmal ganz wörtlich. Producer Kevin McAllister verspricht technische Verbesserungen, doch seine Aussagen klingen erneut nach Minimalaufwand mit etwas Filter drüber – und einem Remix der Spielmodi, um Nachfragen zu vermeiden.
Mehr Nebel, weniger Neuerungen – das große PS5-Upgrade?
Laut McAllister profitieren Spieler von verbesserten Lichteffekten, tieferem Nebel, natürlicheren Schatten und einem blauen Himmel, der jetzt – man halte sich fest – „natürlicher“ aussieht. Auch der Mond wurde überarbeitet. Wow. Wer bisher dachte, dass eine düstere Postapokalypse ohne fotorealistischen Mondschein unvollständig sei, kann jetzt beruhigt aufatmen.
Der neue Fotomodus erlaubt es obendrein, blitzschnell zwischen Tag und Nacht zu wechseln – eine nette Spielerei für Screenshot-Fans. Aber ehrlich: War’s das? Sind das die Features, mit denen ein PS5-Remaster punkten will?
Was auffällt, ist nicht, was neu ist, sondern was fehlt. Kein Wort zu KI-Verbesserungen – obwohl gerade die Horden-KI in Days Gone oft zwischen beeindruckend und frustrierend schwankte. Keine Rede von überarbeiteten Animationen, die der oft steifen Mimik und Bewegungslogik des Originals etwas mehr Leben einhauchen könnten. Auch das Kampfsystem oder das etwas schleppende Pacing des Spiels wurden offenbar nicht angefasst. Dabei hätte genau hier echtes Verbesserungspotenzial gelegen.
Natürlich: Es ist ein Remaster, kein Remake. Aber wenn man schon mit der technischen Power der PS5 wirbt – inklusive 4K-Auflösung und 60 FPS – darf man auch erwarten, dass mehr passiert als kosmetische Detailpflege und ein bisschen an den Reglern drehen. Vor allem, wenn es sich um ein Spiel handelt, das einst von der Kritik durchwachsen aufgenommen wurde und seitdem eine leidenschaftliche Fangemeinde aufgebaut hat, die sich eine echte zweite Chance für Days Gone wünscht – nicht nur einen Instagram-Filter fürs Motorrad.
Für den schnellen Erfolg aufgepeppt
Stattdessen bekommt man ein visuell aufgepepptes Spiel mit scheinbar alten Schwächen. Der Remaster wirkt dadurch eher wie ein sicherer PR-Zug als wie ein leidenschaftliches Projekt. Für Fans, die sich eine zweite Reise durch die Zombie-verseuchte Open World wünschen, mag das genügen. Wer auf echte Weiterentwicklung hofft, dürfte aber einmal mehr enttäuscht zurückgelassen werden.
Am meisten irritiert: Statt dem Ganzen mit einem aussagekräftigen Vorher-Nachher-Trailer etwas Nachdruck zu verleihen, recycelt man einfach den bereits bekannten Debüt-Teaser. Auch das spricht eher für eine schnelle Pflichterfüllung als für ein Herzensprojekt. Ganz zu schweigen von den Trophäen, die einem hinterhergeworfen werden und die Lust auf eine neue Herausforderung im Keim ersticken.
Bleibt die Frage: Hat Days Gone wirklich das Remaster bekommen, das es verdient? Oder nur das, das gerade noch vertretbar war? Die wohl überzeugendste Antwort dürfte sein: Für nen 10er als Upgrade geht das schon klar! Aber in diesen Genuss kommen eben nicht alle.