Die Preise für Spiele könnten nach Ansicht einiger Publisher noch viel höher sein, nachdem diese mit der aktuellen Generation erst kräftigt angehoben wurden. Diese Notwendigkeit sieht man jedoch nicht unbedingt bei sich selbst, sondern zum Teil an den hohen Gebühren, welche die Plattformhersteller erheben, und in dem Wettbewerb mit Free-2-Play und Live-Service-Titeln.
Darauf verweist der ehemalige Square Enix Executive Jacob Navok, der inzwischen als CEO bei Genvid Technologies tätig ist. Dieser greift noch einmal die kürzliche Meldung über Square Enix auf, wonach jüngst veröffentlichte Spiele wie Final Fantasy VII Rebirth oder Final Fantasy 16 hinter den Erwartungen liegen würden. In dieser Annahme sieht Navok allerdings mehrere Probleme, die nicht alleine von Publisher ausgehen.
Erwartungen sind oft unrealistisch
In einer Serie von Tweets auf X rechnet Navok vor, wann ein Spiel die Umsatzerwartung erfüllt und welche Faktoren dafür herangezogen werden. Diese Erwartungen sind seiner Ansicht nach oftmals schon viel zu hoch gesteckt und völlig unrealistisch. In den genannten Beispielen von Final Fantasy wurden diese wahrscheinlich und ergänzend zu einem Zeitpunkt festgelegt, als die Industrie von einem größeren Wachstum ausging, wie man ihn zur Zeit der Pandemie erlebt hat. Dieser sei aber ausgeblieben und die Erwartungen wurden im Anschluss nicht mehr angepasst.
„Umsatzerwartungen ergeben sich im Allgemeinen aus der Notwendigkeit, die Entwicklungskosten plus Kapitalrendite zu decken. Der Kern des Problems besteht darin, dass die Budgets in einer Zeit festgelegt wurden, in der erwartet wurde, dass das Publikum wachsen würde. Die Entscheidungen für die Final Fantasy VII Remake-Serie wurde im Hinblick auf die Jahre 2015–2022 getroffen, als die Spielebranche jedes Jahr rasant wuchs (ganz zu schweigen vom enormen Anstieg der Einnahmen und Spielerzahlen während der Pandemie).“
Auch wenn sich die Industrie weiterhin im Wachstum befinden würde, profitieren überwiegend die großen Spiele wie Fortnite, Warzone oder Roblox davon. Dies führt Navok darauf zurück, dass diese Spiele kostenlos angeboten werden und sich der Rest um die übrig gebliebenen Marktanteile bemüht, bei gleichzeitig hohen Kosten. Inzwischen befindet sich der Markt in einer Situation, in der es den entweder einen großen Hit gibt oder alles im Desaster endet. Vielmehr dazwischen gibt es kaum noch.
Plattformgebühren müssten sinken
Um mit einem AAA-Spiel überhaupt noch Erfolg zu haben, bleiben den Publishern kaum andere Mittel, als entweder die Preise für Spiele weiter zu erhöhen oder ausgefeilte Monetarisierungsmethoden einzusetzen. Das schließt auch das Anbieten von teuren Gold-, Deluxe und Collector’s Editionen ein. Weniger realistisch sieht der die Möglichkeit, dass Sony, Microsoft & Co. die Gebühren für ihre Plattformen senken, die bei immerhin 30 % liegen sollen. Das sei aber eine Möglichkeit, um eine bessere Rendite aus ihren Spielen zu erzielen, die nicht nur bei 40 bis 45 US-Dollar liegt.
„Wenn Publisher einen größeren Teil der plattformseitigen Einnahmen erzielen können, können sie Preiserhöhungen moderieren und gleichzeitig eine bessere Kapitalrendite erzielen, da sie beispielsweise 50 oder 55 US-Dollar von 70 US-Dollar einstreichen.“
Ein anschauliches Beispiel sieht Novak auch im kommenden Star Wars Outlaws von Ubisoft, das nicht aus reiner Geldgier mit höheren Preisen angesetzt wurde. Angesichts der Kosten und des Wettbewerbs sei das der einzige verbleibende Weg ist, um Nicht-F2P-Live-Service-Games im AAA-Bereich praktikabel zu machen. Andernfalls würde es seiner Meinung nach irgendwann nur noch Live-Service-Titel geben.
2K Games deutete kürzlich ebenfalls höhere Preise für Spiele an, die man ihrer Meinung nach am tatsächlichen Wert oder Umfang bemessen sollte. Im Fall von GTA VI sieht Take Two ein besonders wertvolles Spiel, das offenbar mehr als 80 EUR kosten sollte.