2006 traten die Avalanche Studios zum aller ersten mal auf den Plan und schmissen mit ihrem explosiven Sandbox-Game „Just Cause“ etwas auf den Markt, das es in der Form noch nicht gab. Bunt war es, dynamisch und voller spaßiger Einfälle, die eher einem Spielplatz, als einem zusammenhängenden Spiel glichen. Das Konzept fand allerdings Anklang und setzte somit einen Grundstein für eine ganze Serie.
2010 folgte „Just Cause 2“ und toppte den Vorgänger, als auch weitere Spiele in vielen Belangen. Eine schier unendliche offene Welt lag vor dem Spieler, weitaus mehr Möglichkeiten im Bereich der Zerstörung und Fortbewegung, sowie schaffte man es auch einen größeren Fokus auf die Story zu legen. In diesem Jahr wollen die Avalanche Studios es erneut wissen und schicken den inzwischen dritten Ableger der Reihe in den Kampf. Kann „Just Cause 3“ mit den Vorgängern mithalten und wischt er mit ihnen womöglich sogar den Boden? Wir konnten uns vorab mit einem ausführlichen Hands-On eingrooven und liefern euch daraus einige Eindrücke zum Spiel.
Die Vorstellung des Spieles durch Avalanche war nichts, was versierte, informierte Gamer überraschen würde. Man sprach über die Fortbewegungsmöglichkeiten durch den neu integrierten Wingsuit – mit dem man im Superheldenstil durch die Lüfte düst und mittels des Just Cause-typischen Greifhaken Fahrt aufnehmen kann, um so ungestört von A nach B zu kommen. Man sprach über die Modding-Community, die „Just Cause 2“ durch eigenes Engagement auf ein neues Level gebracht hat und durch eben jene zur großen Inspiration wurde. Dank diesen Menschen wird es mit „Just Cause 3“ erstmalig so sein, dass man mehr als bloß zwei Greifhaken an Dingen befestigen kann. Durch das hoch leveln eures Equipments erhaltet ihr so nun nach und nach die Möglichkeit, immer mehr Haken zu nutzen.
Doch nicht nur Ricos Haken sind nun etwas spielerischer integriert, auch Sprengstoff hat nun seinen ganz eigenen Reiz erhalten. Während ihr in Just Cause und seinem Nachfolger das C4 einfach noch wahllos um euch geworfen habt, ist es in „Just Cause 3“ möglich den Sprengstoff nach Garys Mod-Manier dazu zu verwenden, um Fahrzeuge oder Menschen einen kleinen Schubser zu verpassen. Ein Tastendruck genügt und eure Sprengladung beginnt Druck aufzubauen, welcher alles unaufhaltsam nach vorne bewegt und schlussendlich in einer spektakulären Explosion aufgehen lässt – das klingt nicht nur cool, dass sieht auch verdammt cool aus.
Zum Schluss ließ man noch eine weitere Katze aus dem Sack – ein nur für unsere kleine Runde gedachtes Schmankerl, was die Zocker in uns wohl zum jubeln bringen sollte. Noch vor der offiziellen Bekanntgabe wurde der Let´s Player Gronkh als einer der Synchronsprecher im Spiel bestätigt, der die Rolle des skrupellosen Diktators Di Ravello im Spiel einnimmt. Ob man sich damit einen Gefallen getan hat? Mehr als ein Schulterzucken konnte es uns jedenfalls nicht abgewinnen, aber das muss am Ende jeder für sich ausmachen.
Auf nach Medici …
Die Anspielsession begann mit einer Menge Dialoge, die uns darauf einstellen sollten, dass Medici das Herkunftslands unseres Protagonisten Rico, wirklich in Gefahr schwebte. Zwei Sätze hätten bei dieser Thematik sicherlich gereicht, doch die Avalanche Studios wollen damit einen noch größeren Fokus auf Story und Atmosphäre legen. Nun denn, nach dem gefühlt zu langen Intro stehen wir auch bereits mit einem Raketenwerfer bewaffnet auf den Tragflächen eines Flugzeugs und nehmen Luftabwehrkanonen ins Visier. Um uns herum ist es Nacht, eine schön in Szene gesetzte Vegetation, mediterrane Städte und eine Menge von kühlem Blau zu sehen – hübsch denke ich mir und fetze mit dem Raketenwerfer Kriegstreiberärsche aus meinem Dorf – erstes Ziel geschafft! Wie vermutet absolvieren wir auch nach dieser Einlage kleinere Tutorials und lernen wie man schießt, die Haken an Objekten befestigt und diese zusammenzieht, um alles ins Chaos zu stürzen. Ebenso lernen wir die Grundlagen des Fliegens und wie man das eine oder andere Vehikel in den Griff bekommt, darunter Sportwagen, Panzer oder Kübelwagen, wobei die Steuerung noch etwas gewöhnungsbedürftig ist. Wer hier mit dem GTA-Feeling in die Karren steigt, wird von vornherein wohl erstmal sein blaues Wunder erleben. Zwei mal durfte ich mein eigenes Ableben belächeln, nachdem ich ein Auto aufgrund von zu hartem Driften eine Klippe hinunter beförderte, sowie einer Bruchlandung direkt nach dem Start mit dem Helikopter. Doch Übung macht den Meister, heißt es ja so schön, und nachdem ich nach kürzester Zeit die physikalischen Gesetze von Just Cause wieder verinnerlicht habe, lief alles auch ganz einfach von der Hand.
Vehikel waren in der gezeigten Preview jedoch nicht alles, denn wenn man einmal erlebt, wie man mit dem Wingsuit durch die Lüfte gleitet, möchte man nichts anderes mehr tun. Es sieht zunächst definitiv einfacher aus als es ist. Nicht selten küsst man dabei den Asphalt, klettert Kilometer weite Berge hinauf, um sich wieder todesmutig hinunter zu stürzen. Am meisten beeindruckt einen dabei, wie dynamisch sich „Just Cause 3“ gestaltet. Der Wechsel von Fallschirm auf Wingsuit zum Haken und wieder zurück läuft absolut flüssig und behält den gewünschten Flow aufrecht. Hier hat man wirklich viel Zeit in eine sinnvolle Entwicklung gesteckt und damit alles absolut richtig gemacht. Nach einer knappen Stunde vor der Preview-Version, etlichen Explosionen, mehreren Tode meinerseits, dem Ableben hunderter Miliz-Soldaten, die sich mir in den Weg stellten, den Beobachtungen in der freien Welt von Medici, blieb eine riesige Begeisterung zurück. „Just Cause 3“ verspricht nicht nur ein bisher ungeahntes Freiheitsgefühl, auch der Spaßfaktor wurde nochmals um einiges gesteigert und lässt schon jetzt auf den wohl besten Ableger der Serie schließen.
Einsames Medici … ?
So sehr man die Zerstörung genießt, ebenso die farbenfrohen Umgebungen und Inseln, so fehlte es in der Preview ein wenig an Leben. Städte hielten zwei bis drei Bauern bereit, die hirnlos durch die Gegend wankten und Fahrzeuge fuhren auch nur eher selten herum. Hier fühlte man sich teilweise etwas alleine gelassen, auch wenn man die meiste Zeit sowieso mit Schabernack beschäftigt war. Zu der Einsamkeit der Städte gesellte sich zudem eine recht stille Soundkulisse. Klar, Explosionen sind laut, bombastisch und sehen wie bereits erwähnt gut aus, doch abgesehen davon klang alles doch sehr ruhig. Keine Tiergeräusche im Wald oder auf der Wiese, keine Autos die in der Ferne hupen, Unterhaltungen von NPCs nur in einer Sprache, der man selbst nicht mächtig ist. Auch die Synchronisation wirkte in der Preview noch etwas dürftig – nicht zuletzt auch durch das einsame drum herum, die diese dadurch markanter in den Vordergrund rückte. Nun gut, bis zum Release vergehen noch einige Wochen, sodass man sich hierauf noch nicht allzu sehr versteifen sollte.
Im Gesamten macht „Just Cause 3“ einen guten und soliden Eindruck, hat dabei aus den Fehlern des Vorgängers gelernt und besinnt sich zudem darauf, was die Serie so populär macht. Chaos und Zerstörung stehen diesmal klar im Mittelpunkt, ohne das von den Fans geliebte Sandbox-Gameplay zu sehr zu strapazieren. Grafisch legt man ebenfalls noch einmal eine dicke Schippe oben drauf und hat durch die Modding-Community einen ganzen Haufen neuer toller Ideen mit hinein genommen. Sollte man aus Sicht des Sounds drum herum noch die ein oder andere Schraube etwa drehen, steht dem nächsten Just Cause-„Chaos“ nichts mehr im Wege.
Einschätzung: Gut!
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