Nintendo opfert seine Identität – Ex-Sony-Manager kritisiert Fokus der Switch 2 auf Leistung

Nintendo wird normal? Mit der Switch 2 verabschiedet sich das Kultunternehmen scheinbar von Innovation – doch steckt hinter der neuen Powerkonsole vielleicht mehr, als Yoshida sieht?

Niklas Bender
Freelancer und Editor-in-Chief bei PlayFront.de seit 2022. Liebe die PS5, zocke quer durch alle Genres und eine Schwäche für humorvolle Texte – Sarkasmus inklusive.
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Nintendo, der ewige Querkopf der Spielebranche, steht plötzlich in der Kritik, zu gewöhnlich zu sein. Und zwar nicht von irgendwem, sondern von Shuhei Yoshida – dem langjährigen Gesicht hinter PlayStation. In einem Interview mit Easy Allies teilte der ehemalige Präsident der Sony Worldwide Studios seine Gedanken zur kommenden Switch 2 – und die fallen überraschend skeptisch aus.

Yoshidas Hauptkritik: Nintendo verliere seine Identität, indem es sich mit der Nintendo Switch 2 zu sehr auf technische Leistung konzentriere – genau das, was Sony, Microsoft und Co. seit Jahren tun. Höhere Auflösung, 4K mit bis zu 120 fps, ein größerer Bildschirm, mehr Rechenpower – all das sei solide, aber eben auch gewöhnlich. Innovation? Fehlanzeige.

„Für mich war das eine etwas widersprüchliche Botschaft von Nintendo“, so Yoshida. „Sie waren immer dafür bekannt, neue Spielerfahrungen zu schaffen, nicht einfach nur alles besser zu machen.“ Statt mutiger Experimente wie bei der Wii oder dem DS biete die Switch 2 in seinen Augen eher das, was man von anderen Konsolen erwartet – Evolution statt Revolution.

Die große Frage: Darf Nintendo auch mal „normal“ sein?

Yoshidas Aussagen treffen einen wunden Punkt. Nintendo hat sich über Jahrzehnte ein Image als kreativer Vorreiter erarbeitet – ein Unternehmen, das lieber quer denkt, statt in Teraflops zu rechnen. Die Wii war ein weltweiter Überraschungserfolg, die Switch ein Geniestreich in Sachen Hybrid-Design. Aber kann man mit Innovation allein auf Dauer überleben?

Die Nintendo Switch 2 ist – zugegeben – technisch beeindruckend. Endlich laufen Spiele wie „Elden Ring“ nativ auf Nintendo-Hardware. Third-Party-Titel kommen nicht mehr als abgespeckte „Cloud-Version“, sondern in voller Pracht. Für viele ist das ein Grund zur Freude, besonders für jene, die nur eine Nintendo-Konsole besitzen.

Yoshida sieht darin jedoch wenig Reiz für Core-Gamer mit mehreren Systemen. Wer bereits eine PlayStation oder einen Gaming-PC besitzt, hat die großen Blockbuster wahrscheinlich längst gespielt. Für diese Zielgruppe wirkt das Angebot von Nintendo also weniger frisch – oder, in Yoshidas Worten: „einfach nur … ‚ooh‘.

Innovation versteckt sich im Detail

Ganz innovationslos ist die Nintendo Switch 2 allerdings nicht. Die neue Maussteuerung für die Joy-Con-Controller ist ein echtes Novum im Konsolenbereich. Funktionen wie Game-Chat mit Bildschirmfreigabe oder Game-Share, bei dem man ein Spiel mit anderen lokal teilen kann, ohne dass diese es besitzen, zeigen: Nintendo denkt weiterhin in ungewöhnlichen Bahnen – nur eben etwas subtiler.

Vielleicht ist genau das der neue Weg: Innovation ja, aber verpackt in einem massenkompatiblen Produkt, das sowohl Core-Gamer als auch Familien anspricht. Ein Gerät, das sich nicht mehr nur über was es tut, sondern auch wie gut es das tut, definiert. Möglicherweise ist der nächste Innovationsschritt auch der, dass Nintendo erstmals den C-Button monetarisiert.

Yoshidas Kritik ist nachvollziehbar, aber auch nostalgisch gefärbt. Nintendo hat sich verändert – vielleicht nicht verloren, sondern weiterentwickelt. Die Nintendo Switch 2 wirkt weniger wie ein waghalsiges Experiment, sondern wie eine reife Antwort auf den Wunsch der Fans: Macht das, was ihr könnt, aber besser.

Ob das reicht, um den Nintendo-Zauber zu erhalten, wird sich ab dem 5. Juni zeigen – wenn die Switch 2 offiziell erscheint. Bis dahin bleibt die Diskussion offen: Muss Nintendo immer anders sein, um Nintendo zu bleiben?

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