Die Debatte zwischen Konsolen und Gaming-PCs ist so alt wie die Videospielgeschichte selbst, doch mit der PS5 Pro wurde sie wieder neu entfacht. Der Preis von 799 Euro für die Konsole liegt jetzt so nah an dem eines potenziellen Gaming-PCs, dass viele sich fragen: Wäre es nicht sinnvoller, für das gleiche Geld einen leistungsstarken PC zu bauen? HardwareDealz, ein bekannter Technik-YouTuber, hat sich dieser Herausforderung gestellt und versucht, einen PS5 Pro-Killer PC zu bauen. „R.I.P. PlayStation“, heißt es vollmundig, doch der Versuch scheitert – und das gleich in den ersten Minuten.
Die Herausforderung: Ein PS5 Pro Killer für 799 Euro
Die Idee klingt erstmal verlockend: Für den Preis einer PS5 Pro soll ein Gaming-PC entstehen, der diese in Sachen Leistung sogar übertrifft. Leider beginnt das Experiment schon mit einem Haken – der PC, den HardwareDealz im Video zusammenstellt, übersteigt das Budget von 799 Euro und liegt laut der verwiesenen Webseite bei mindestens 999 Euro*. Ohne Laufwerk, ohne Windows-Lizenz und ohne Tastatur und Maus – beides unverzichtbare und im Gaming-Bereich teils kostspielige Zubehörteile, die man für eine Konsole nicht zusätzlich kaufen muss. Und die SSD ist auch nur halb so groß. Die tatsächlichen Kosten liegen also locker bei weit über 1000 Euro. Der nächste Denkfehler: Konsolen sind für den Nutzer von Anfang an einsatzbereit. Ein Gaming-PC dieser Art hingegen erfordert nicht nur das nötige Fachwissen beim Zusammenstellen und Zusammenbau, sondern auch ein gewisses Maß an Geduld.
*Der Preis des besagten PCs wurde nach der Veröffentlichung des Videos um 50 Euro angehoben.
Plug-and-Play? Fehlanzeige!
Einer der größten Vorteile einer Konsole wie der PS5 Pro ist das sogenannte „Plug-and-Play“-Prinzip, auf das auch Sony immer wieder verweist: Anschließen, einschalten, spielen. Genau dieser Komfort wird im Video von HardwareDealz zwar beiläufig erwähnt, aber nicht ausreichend gewürdigt. Der Bau des PCs wird als „kinderleicht“ dargestellt, doch jeder, der schon einmal einen Computer zusammengeschraubt hat, weiß, dass es selbst mit Erfahrung nicht immer reibungslos funktioniert. Allein bis der PC im Video das erste Mal ans Stromnetz angeschlossen wird, könnte ein PS5-Spieler bereits die ersten Level eines Spiels hinter sich haben.
Hinzu kommt die Installation von Software wie Windows, die ein Abenteuer für sich sein kann. Zudem müssen Treiber und Updates für alle Komponenten (oft über eigene Software) heruntergeladen werden, und das oft nicht ohne Probleme. Konsolenspieler sparen sich diesen gesamten Prozess und müssen sich nicht mit technischen Schwierigkeiten dieser Art auseinandersetzen. Ein simples Firmware-Update bei der PS5 Pro geschieht unauffällig im Hintergrund.
Leistung: Ein fragwürdiger Vergleich
Ein weiteres Problem des Videos ist der Vergleich der Performance des PCs mit der PS5 Pro. Die präsentierten Benchmarks lassen vermuten, dass die meisten Spiele mit „hohen bis sehr hohen“ Einstellungen spielbar seien. Doch gerade in dieser Hinsicht macht sich der größte Unterschied zwischen Konsolen und PCs bemerkbar: Die Konsole bietet eine gleichbleibende Leistung, auf die man sich jahrelang verlassen kann, ohne Hardware-Upgrades durchführen zu müssen. PCs hingegen benötigen regelmäßige Nachrüstungen, um stets mit den neuesten Spielen Schritt zu halten. Andernfalls heißt es auch hier Kompromisse eingehen.
Hinzu kommt, dass viele PC-Spiele durch komplexe Einstellungen, Benchmarks und andere Faktoren beeinflusst werden können. Als im Video auf die Temperaturen der Grafikkarte verwiesen wird, möchte man als klassischer Konsolen-Spieler nur noch die Augen rollen und fragt sich: Möchte man sich wirklich um all diese Details kümmern? Bei der PS5 Pro schaltet man das Spiel ein und genießt das Erlebnis ohne technische Kopfschmerzen.
Ein besonders amüsanter Aspekt des Videos ist der Versuch, die Bildrate auf über 60 FPS zu pushen. Während das für eingefleischte PC-Gamer ein Traum ist, kann es für den Durchschnittsspieler schnell zu einem Albtraum werden, wenn das Spiel dann trotz hoher Bildrate an anderer Stelle ruckelt und Tearing aufweist, wie fast durchgehend im Video und anhand von Forza oder Horizon zu sehen. Auch in den Kommentaren des Videos wird mehrfach darauf hingewiesen, dass bei diesem PC nicht die gleiche flüssige Spielerfahrung geboten wird, wie sie bei der PS5 Pro erwartet wird, da Konsolenspiele in den meisten Fällen besser optimiert sind.
Letztendlich fehlt ein fairer Vergleich, ob genau dieser PC die PS5 Pro insbesondere mit der PlayStation Spectral Super Resolution-Technologie schlagen wird. Während es durchaus gelingen kann, einen Gaming-PC zu bauen, der einige Aspekte von der PS5 Pro-Performance bietet, etwa 1440p oder 4K / 60fps, wird es in spezifischen Bereichen wie Raytracing vermutlich problematisch werden.
Kein PS5 Pro-Killer für 799 Euro in Sicht
Am Ende zeigt das Video von HardwareDealz vor allem eins: Es ist aktuell nicht möglich, einen Gaming-PC zusammenzustellen, der in Preis und Leistung mit der PS5 Pro mithalten kann – zumindest nicht ohne Kompromisse. Das „fairer Aufpreis“-Argument mag nett gemeint sein, ändert aber nichts an der Tatsache, dass der PC immer noch deutlich teurer ausfällt als die Konsole. Zudem sind PCs in der Regel nur dann langfristig leistungsstark und liefern die besten Spiele, wenn sie regelmäßig aufgerüstet werden. Konsolen hingegen bieten eine verlässliche Leistung über Jahre hinweg, ohne dass der Spieler sich über die technischen Details Gedanken machen muss.
Der Versuch, einen PS5 Pro-Killer-PC für 799 Euro zu bauen, ist in dem Video jedenfalls auf ganzer Linie gescheitert. Zwar bietet der PC einige Vorteile, wie etwa Flexibilität, günstigere Spiele und den kostenlosen Online-Multiplayer, doch die Nachteile – höhere Kosten, technische Hürden und der Verlust des Plug-and-Play-Komforts – wiegen für den ein oder anderen dann doch schwerer. Am Ende bleibt das Video von HardwareDealz das, was es wohl sein sollte, eine interessante Werbeaktion, aber keinesfalls der Beweis, dass ein Gaming-PC für 799 Euro die PS5 Pro in den Schatten stellen kann.
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