Sind AAA-Games am Aussterben & Halb-Fortsetzungen die Zukunft?

Mark Tomson
[@] PlayFront since 2022 | based in London | Pixels, hardware & the occasional controversy
4 Min Read

Dass große Spiele-Produktionen immer teurer werden, liegt in diesen Tagen nur allzu offensichtlich auf der Hand. Teilweise ist von Produktionszyklen die Rede, die ein Jahrzehnt bis zum Release dauern können. Sind AAA-Games daher am Aussterben und Halb-Fortsetzungen wie Marvel’s Spider-Man: Miles Morales oder Horizon: Forbidden West die Zukunft?

Unter Halb-Fortsetzungen versteht man in der Regel eine Erweiterung, die man aufgrund des Produktionsumfangs nicht mehr als normalen DLC bezeichnen würde oder die man vielleicht nicht von Anfang an eingeplant hatte. Auf der anderen Seite ist eine Halb-Fortsetzung aber auch nicht das, was man unbedingt mit dem Hauptspiel gleichsetzen würde. Wo genau das eine beginnt und das andere aufhört, ist von Fall zu Fall zudem recht unterschiedlich.

Dennoch zeichnet sich ab, dass man immer mehr dieser Halb-Fortsetzungen sehen wird. Bei Sony hat sich dieser Trend mit Uncharted: The Lost Legacy, Spider-Man: Miles Morales oder Horizon: Forbidden West zuletzt quasi schon etabliert. Auch God of War: Ragnarök soll laut jüngster Berichte eine solche Halb-Fortsetzung bekommen, während Third-Party Entwickler wie CD Projekt mit Cyberpunk 2077: Phantom Liberty diese Art von Spiele-Produktion ebenfalls für sich entdeckt haben und damit überaus erfolgreich sind. Assassin’s Creed Mirage (unser Review) fällt im Grunde ebenso in diese Kategorie.

Cyberpunk 2077: Phantom Liberty hat gezeigt, dass man auch so erfolgreich sein kann
Cyberpunk 2077: Phantom Liberty hat gezeigt, dass man auch so erfolgreich sein kann

Sterben große AAA-Games aus?

Hier zeichnet sich also definitiv ein Phänomen ab, das man wohl immer öfter in der Zukunft sehen wird und das Entwickler nutzen werden, um die Zeit bis zu einem vollwertigen Nachfolger zu überbrücken. Halb-Fortsetzung sind schneller produziert, deutlich günstiger umzusetzen und eine ideale Gelegenheit, um übrig gebliebene Ideen aufzugreifen.

Gleichzeitig werden große AAA-Games damit aber auch verdrängt, die von sich aus in immer größeren Abständen erscheinen werden und bis dahin auch finanziert werden wollen, während sie letztendlich und insbesondere bei neuen IPs ein großes Risiko darstellen. Die Spiele-Entwicklung wird sich in den kommenden Jahren voraussichtlich drastisch ändern, bei der man viel mehr kleinere Erlebnisse sehen wird. Im Grunde geht man also wieder dahin, was früher als Standard aus Sicht des Umfangs galt, mit dem Unterschied, man baut auf einer bereits erfolgreichen Basis auf oder setzt bei dieser an.

Industrie steht auf einem Kipppunkt

Dass etwas hinsichtlich der Art und Weise passieren muss, wie man Spiele in Zukunft produziert, zeigten insbesondere die letzten Tage. Überall war von Entlassungen die Rede, von Investoren, die ihre Gelder aus der Games-Industrie abziehen und großen Projekten, die eingestellt wurden. Lukrative Konzepte wie Live-Service-Games, Abonnements oder Free-2-Play Konzepte fallen schon wieder in sich zusammen, während gänzlich neue Ideen oftmals komplett abgelehnt werden.

Am Ende bleibt also nur der Weg, dass sich die Industrie gesund schrumpfen muss, um möglicherweise nicht völlig unterzugehen. Halb-Fortsetzung könnten ein erfolgreicher Teil dessen sein, wenn sie richtig umgesetzt werden und die Spieler auch offen dafür sind.

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