TEST: Abzû – Journey im Unterwasser-Setting

Dennis Giebert Add a Comment
6 Min Read

Mit „Abzû“, frei übersetzt „Ozean des Wissens“, veröffentlichte 505 Games kürzlich ein Unterwassererkundungsspiel, das die Reise in den Mittelpunkt rückt und die Geschichte absichtlich mehrdeutig lässt. „Abzû“ erinnert an Spiele wie Journey und Flower – ein Vergleich, der durchaus gerechtfertigt ist, da das Entwicklerstudio Giant Squid von einem ehemaligen Mitarbeiter von ThatGameCompany gegründet wurde. Ob man damit den einst gefeierten Vorlagen auch die Stirn bieten kann, erfahrt ihr folgend.

Ein Sprung ins kalte Wasser

„Abzûs“ Startbildschirm begrüßt den Spieler mit einem weiten Ausblick über das Meer. Startet man ein neues Spiel, schwenkt die Kamera nach unten und gibt die Sicht auf eure Spielfigur preis, der sich als kantiger Humanoid präsentiert. Neoprenanzug Taucherbrille und dunkles Gesicht mit leuchtenden Augen sind die einzigen Identifikationsmerkmale, die einem dabei ins Auge stechen. Nach einem kurzen Tutorial, hat man dann auch alles gelernt, was man wissen muss. Ab jetzt ist man auf sich allein gestellt. Schon damit orientiert sich Abzû an den oben genannten Spielen, in dem man dem Spieler absolute Freiheiten gewährt, gleichzeitig aber auch wieder viel Eigeninitiative gefragt ist, um die eigentliche Geschichte oder Reise voranzutreiben.

Spartanische Geschichte, viel Atmosphäre

Als Spieler wird man oft davon angetrieben ein Spiel so schnell wie möglich zu beenden. „Abzû“ möchte allerdings das man Zeit mit ihm und seinen Meereslebewesen verbringt. Eine ausgefeilte Geschichte bietet „Abzû“ daher nicht. Hier und dort lassen sich in Wandmalereien kleine Hinweise erahnen, wie man diese auslegt, bleibt einem selbst überlassen, was einem auch in diesem Punkt wieder sehr vertraut vor kommt. Dass dieses Konzept durchaus funktioniert, wurde schon mehrfach bewiesen und resultiert meist in einer sehr individuellen Story, die jeder Spieler für sich während des Spielens konstruiert.

Korallenriffe, Höhlen und Tiefsee laden nebenher und nach und nach immer wieder zum Erkunden ein. Damit der Spieler auch ein Erfolgserlebnis hat, bietet das Spiel darüber hinaus eine Reihe von Collectibles. Muscheln warten darauf in eure Sammlung aufgenommen zu werden, während uralte Statuen zu meditieren einladen und im gleichen Zug als Teleportationspunkte zwischen den Gebieten dienen. Entschließt man sich an einer der Statuen eine Pause einzulegen, wechselt das Spiel in einen Bildschirmschonermodus, wo die Tiere in ihrem natürlichem Lebensraum beobachtet werden können. Hier kommt allerdings einer der wenigen Nachteile von „Abzû“ zum tragen. Gezieltes wechseln zwischen einzelnen Rassen ist durch die schiere Menge der Fische, Oktopoden, Schalentiere und was sich sonst noch so im Meer herumtreibt kaum möglich. Es ist frustrierend, wenn man versucht, ein Tier gezielt unter die Lupe zu nehmen aber immer wieder dieselben Tierchen vorgesetzt bekommt.

Hat man ein Gebiet zu Genüge erkundet und den Ausgang gefunden, muss man diesen meistens mit der Hilfe kleiner Drohnen von Korallen befreien oder Schalter umlegen, um diesen zu öffnen. Verbunden werden die Gebiete dabei teils durch ein Minispiel das an Flower erinnert. Hier findet sich unser gesichtsloser Taucher in einer starken Unterseeströmung wieder, die ihn stetig vorantreibt. Kleine Fische können hier durch gezieltes Heranschwimmen mitgezogen und zu einem großen Schwarm vereint werden. Es finden sich allerdings auch ruhigere Passagen zwischen den einzelnen Abschnitten, so bildet z.b. eine Tauchfahrt mit einer Walfamilie in die dunklen Tiefen des Meers einen starken Kontrast zu dem schnellen und farbenfrohen Stromspiel.

Grafisch gezielt simpel, aber schön

„Abzûs“ grafische Präsentation kann durchaus verzaubern. Hier finden sich Hunderte von Fischen in etlichen Farben gleichzeitig auf dem Bildschirm. Pflanzen reagieren physikalisch korrekt auf die Berührung unseres Tauchers und der Fische, während große Jäger den kleinen Fischen nachstellen. Die Animationen der Tier- und Pflanzenwelt sind butterweiche und helfen dabei eine ruhige und entspannte Atmosphäre aufzubauen. Der Stil des Spiels ist jedoch auch nicht super-realistisch. Wie auch unser Taucher sind Fische leicht kantig aber klar identifizierbar – das Spiel weckt so das Gefühl sich auf einem fremden Planeten zu befinden, ist im gleichen Zuge aber auch sehr vertraut.

Technisch ist das Spiel solide. „Abzû“ bietet eine Auflösung von 1080p und eine Bildwiederholrate von 30 FPS. Die Framerate ist konstant, bricht in einigen Bereichen, in denen Abertausende von Fischen gleichzeitig auf dem Bildschirm gerendert werden, allerdings minimal ein.

Starker esoterischer Soundtrack

„Abzû“ wartet mit einem orchestralen Soundtrack von Austin Wintory auf, der schon die Musik zu The Order: 1866, Flower und Journey komponierte. Am besten beschreiben lässt sich „Abzûs“ Musik als ruhig, fast schon melancholisch. Mit einem Mix von Chorgesängen, Flöten und Geigen entsteht so eine unverwechselbare ruhige Atmosphäre, die wunderbar zum Geschehen auf dem Bildschirm passt und vor allem wieder Entspannungsliebhaber beim Spielen anspricht.

Entwickler: Giant Squid
Publisher: 505 Games
Release: erhältlich
Offizielle Homepage: www.abzugame.com

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Abzu 1
TEST: Abzû – Journey im Unterwasser-Setting
"Abzû" ist ein Spiel im Geiste von "Journey" oder Flower. Hier steht nicht unbedingt die Geschichte im Vordergrund, sondern die Reise. "Abzû" entführt den Spieler mit seiner ruhigen Atmosphäre in eine Welt, die scheinbar unangetastet ist. Was der Sinn und Zweck dieser Reise des Tauchers ist und was hier in der Vergangenheit vorgefallen sein mag, muss jeder Spieler für sich selbst beantworten. Wer nach einem Titel sucht, der mal wieder entspannend und wunderschön ist oder einfach Balsam für die Seele, hat mit "Abzû" seine Antwort gefunden. "Abzû" muss sich daher vor Genre-Kollegen wie Journey nicht verstecken und schafft wieder das, was andere Spiele zuvor auch vollbrachten - es wirft Fragen auf, regt zum Denken an und verzaubert zugleich.
8.1
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